Roth
Mit Weltrekord zum Auftaktsieg

Rother Kunstradfahrerin Milena Slupina zeigt beim Start in die neue Weltcup-Serie die perfekte Kür

12.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:27 Uhr
Die Konkurrenz rückt in den Hintergrund: Kunstradfahrerin Milena Slupina glückt zum Auftakt in den Weltcup eine traumhafte Kür. Mit 194,31 Punkten stellt sie einen neuen Weltrekord auf und deklassiert ihre Kontrahentinnen Iris Schwarzhaupt (links) und Adriana Mathis. −Foto: Schwarz

Roth (HK) Einen traumhaften Einstand in den Weltcup hat Milena Slupina gefeiert. Die Rother Kunstradfahrerin vom TSV Bernlohe zeigte am Wochenende bei der ersten Station in Prag eine perfekte Kür, die mit 194,31 Punkten und damit neuem Weltrekord belohnt wurde. Eine neu einstudierte Übung meisterte die 23-Jährige dabei mit Bravour.

Slupina bekam es bei ihrem ersten internationalen Wettkampf des Jahres gleich mit hochkarätiger Konkurrenz zu tun. Im Starterfeld der 1er-Frauen waren neben ihr aus Deutschland die amtierende Weltmeisterin Iris Schwarzhaupt (Stuttgart) und die Weltcup-Gesamtsiegerin des Vorjahres, Maren Haase (Hoffnungsthal) am Start. Adriana Mathis (Meiningen/Österreich), die bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr Bronze holte, reichte die vierthöchste Schwierigkeitspunktzahl ein und war damit die stärkste Teilnehmerin außerhalb Deutschlands.

Im Vergleich zum Ende der vorherigen Saison konnte Slupina ihren Schwierigkeitsgrad um 3,8 Punkte auf 198,30 Punkte steigern. "In diesem Jahr habe ich es geschafft, den Sattellenkerhandstand in der Schweizer Ausführung in mein Programm einzubauen", sagt Slupina. Bei dieser Variante beginnt die Übung in der Seitvorhebehalte. Eine Hand befindet sich dabei am Sattel, die andere ist am Lenker abgestützt, während die Beine waagerecht herausgestreckt werden. Aus dieser Position muss sich die Fahrerin nach oben in den Handstand drücken und dabei die Beine permanent gestreckt halten und zwischenzeitlich aufgrätschen. "Ich habe den Programmaufbau hierfür verändert und den Sattellenkerhandstand weiter nach hinten gesetzt, um einen größeren Abstand vom Lenkerhandstand (erste Übung) zu erreichen", erklärt Slupina. Im Training hatte dieses neue Programm bei ihr in den letzten Wochen schon häufig gut funktioniert. Nur ausgerechnet in der Woche vor dem Weltcup wollte es nicht so richtig klappen. "Ich war am Wochenende zuvor bei einem Lehrgang des Bayern-Kaders und das steckte mir wohl noch in den Knochen."

Nach Prag reiste die Rotherin mit ihrer Trainerin Petra Slupina einerseits zuversichtlich mit dem Wissen, dass sie das neue Programm gut fahren kann, andererseits aber auch mit einer gewissen Unsicherheit aufgrund der Schwierigkeiten in der vergangenen Trainingswoche. Der Gedanke an den Weltcup in Prag ein Jahr zuvor, den sie mit einer sehr guten Fahrt gewinnen konnte, verstärkte aber ihre Zuversicht.

Beim Einfahren am Freitag und am Samstag holte sich Slupina ein gutes Gefühl für den schnellen Pakettboden und ihre Übungen - allgemein verlief das Training positiv und so ging sie mit diesem positiven Gefühl am Samstagabend auf die Wettkampffläche.

Der Schweizer Lenkerhandstand in der Acht und auch die folgenden Übungen funktionierten einwandfrei, sodass die Rotherin von den Kommissären in der ersten Minute keinerlei Abzüge erhielt. Nach etwa 1:40 Minuten kam für Slupina mit dem neuen Schweizer Sattellenkerhandstand die spannendste Übung an diesem Tag. Da sie diesen zum ersten Mal im Wettkampf fuhr, konnte sie noch nicht einschätzen, wie er im Wettbewerb funktioniert. "Denn dies ist doch immer noch etwas anderes, als im Training", sagt sie. Doch zu ihrer Freude klappte der Handstand auch im Wettkampf super und damit war schon Slupinas erstes Tagesziel erreicht. Im weiteren Verlauf ihrer Kür im Trikot der deutschen Meisterin zeigte die 23-Jährige die Übungen auch in guter Qualität und erhielt dementsprechend kaum Abzüge. Die Lenkerstanddrehung, an der sie die letzten Monate auch intensiv gearbeitet hatte, konnte sie in 2,5-facher Ausführung zeigen. Die Fahrerin steht dabei auf dem Lenker und dreht sich und den Lenker um die eigene Achse. Das hatte sie im Wettkampf bisher erst einmal geschafft. Auch im anschließenden kraftraubenden letzten Block gelangen Slupina alle Übungen und so konnte sie am Ende innerhalb der fünf vorgegebenen Minuten und ohne nennenswerte Unsicherheiten vom Rad steigen. Auf der Anzeigetafel standen letztendlich 194,31 Punkte - eine Punktzahl die vorher in der Disziplin der 1er-Frauen noch nie ausgefahren wurde und die fast 2,5 Punkte über dem bisherigen Weltrekord liegt. "Im Vergleich zum ersten Weltcup 2018 konnte ich meine ausgefahrene Punktzahl um über neun Punkte steigern und bin sogar mehr ausgefahren, als ich im letzten Jahr eingereicht hatte (191,10 Punkte)", sagt Slupina.

An die Punktzahl von 194,31 kam auch an diesem Tag keine andere Fahrerin heran - so gewann Slupina den Wettbewerb mit Vorsprung vor Iris Schwarzhaupt (175,45 Punkte) und Adriana Mathis (172,77 Punkte).

Bei der anschließenden Siegerehrung mit Nationalhymne wurde der Rotherin das Trikot der Weltcup-Führenden überreicht. In diesem Trikot wird sie am 25. Mai in Merelbeke (Belgien) bei der zweiten Station des Weltcups an den Start gehen. Bis dahin wird sie im Training weiter an ihren Einzelübungen und am Programmablauf arbeiten, um diese weiter zu stabilisieren und eventuell sogar den Schwierigkeitsgrad weiter erhöhen zu können. "Insgesamt hätte der Start in die neue Saison nicht besser laufen können und ich freue mich auf die weiteren Wettbewerbe", sagt Slupina. Die Weltcup-Serie wird nach Merelbeke in diesem Jahr im August in Bokod (Ungarn) und im November in Erlenbach bei Heilbronn fortgesetzt.