Mit Tatendrang und Liebe zum Detail

10.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Mit vielen Ideen und Tatendrang wollen Renate Sederholm und ihre Tochter Karen die alte Schmiede in Wildenstein restaurieren. Für die beiden ist das historische Gebäude der schönste Ort in Dietfurt. Und nach und nach wird der Lieblingsplatz immer schöner. - Foto: Fehr

Wildenstein (DK) Um an ihren Lieblingsort zu gelangen, muss Renate Sederholm nur aus dem Haus gehen, und schon steht sie davor: Die alte Schmiede, die sie vor einigen Jahren gekauft hat, ist der Ort, der sie begeistert, der sie beschäftigt. Und der in den nächsten Jahren vor allem immer schöner werden wird.

Mit viel Elan und Engagement will die 69-Jährige, die seit 1982 zunächst über Jahrzehnte ihre Ferien in Wildenstein verbracht und seit 2001 ihren Lebensmittelpunkt von Berlin in diese "herrliche Gegend" verlegt hat, das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert restaurieren. "Es sollte ursprünglich einmal abgerissen werden. Altes Glumps, hieß es auch schon mal abfällig darüber." Das ging der begeisterungsfähigen Frau, die ein Faible für ehrwürdiges und historisches Gemäuer hat, ganz gewaltig gegen den Strich.

Außerdem gehöre das Gebäude zur Geschichte und zu den historischen Orten von Wildenstein wie der wenige Schritte entfernte Burgstadel zum Schloss. Darüber hinaus ergänzt es auch das idyllische Ensemble aus Garten, Anbauten und Wohnhaus der Familie Sederholm.

Ständiges Lernen

Letzteres hat Renate Sederholm ebenfalls vom Keller bis unter das Dach saniert und restauriert. Mit viel Liebe und Detailfreude, aber auch mit einigen Fehlern, wie sie einmütig und unumwunden erzählt. "Vieles über Sanierung und Restaurierung habe ich erst nach und nach erfahren." Denn zuvor war die ehemalige Ärztin handwerklich nicht überaus bewandert. Doch sie hat sich viel angeeignet und dazugelernt. Etwa beim Jurahaus-Verein und in Workshops. Aus Gesprächen mit anderen von historischen Gebäuden faszinierten Menschen. Oder ganz aktiv bei ihrer Tätigkeit im Burgstadel, bei dem sie ebenfalls seit mehreren Jahren unermüdlich mit anderen Mitstreitern wirkt. Und sie lerne auch immer wieder dazu, sagt sie. Als sie nun etwa eine Fülle an Gerätschaften in der Schmiede gefunden hat, die sie reinigen musste. "Da kenne ich mich nun also auch aus", sagt sie lachend. Zuvor ging es um Fußböden und Steindächer, Wände und Putz, Balken und Farbe. Möglichst historisch korrekt. Scheu vor Spinnenweben, Dreck oder offenen Dachstühlen kennt sie nicht. "Man muss das Alles eben mögen."

Gemeinsam mit ihrer Tochter Karen, die inzwischen auch nach Wildenstein gezogen ist, widmet sie sich nun dem neuen Projekt "Alte Schmiede". Wie lange sie daran arbeiten werden, ist zum derzeitigen Zeitpunkt nicht absehbar. Geklärt werden müssen noch Gutachten, einige denkmalpflegerische Hürden noch genommen werden. Das schreckt sie aber nicht, da die Zusammenarbeit gut und intensiv sei, auch wenn sie sich manchmal grundsätzlich mehr Unterstützung wünscht, wenn Kulturerbe von Privatleuten erhalten wird. Doch sie hält sich damit gedanklich und praktisch nicht lange auf. "Wir freuen uns schon daran, dass wir das Gebäude haben und dass sich nach und nach etwas verändert", sagt auch Karen Sederholm. "Der Weg dahin ist auch schon das Ziel."

Frage der Prioritäten

Entscheidend für ihre Tatkraft sei jedoch, dass ihre persönlichen Prioritäten nun auf der Schmiede liegen. Da sind sich Mutter und Tochter einig, auch wenn sie manchmal unterschiedliche Vorstellungen haben. "Wir ergänzen uns da aber auch ganz hervorragend", sagt die 34-Jährige. "Wir hätten sicherlich im Wohnhaus noch einiges zu tun, aber das muss jetzt einfach zurückstehen", meint Renate Sederholm pragmatisch und gelassen abwägend. Und nimmt dann in Nebenräumen abblätternde Farbe oder den eher zeitgenössischen Fußboden in Kauf.

Für eine spätere Nutzung der Schmiede haben die beiden Frauen nicht nur eine vage Vorstellung, sondern gleich mehrere Ideen. Ganz konkret können sie sich Führungen zum Thema Schmiedehandwerk vorstellen oder dass das Gebäude als kleines Café der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, als Einkehrmöglichkeit für Spaziergänger und Radfahrer, die dort auch eine einfache Unterkunft finden könnten. Und es geht ihnen dabei langfristig um das Bewahren von Geschichte und Gebäuden.

Sie hoffen und sind zuversichtlich, dass sich ihre Visionen auch umsetzen lassen. Doch daran hat man wenig Zweifel, da sich fundiertes Wissen, enormer Tatendrang und große Begeisterung verbinden.

Die alte Schmiede ist an diesem Sonntag für Besucher geöffnet. Von 13 bis 17 Uhr kann sie besichtigt werden. Renate und Karen Sederholm führen durch das Gebäude.