Pfaffenhofen
Mit Stoßdämpfer im Schädel

<DK-XY_trifft>UNSERE VÖGEL:</DK-XY_trifft> Buntspechte haben als Höhlenbauer eine wichtige Rolle im Ökosystem

09.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:17 Uhr
Der Buntspecht mit seinem schwarz-weiß-roten Federkleid baut jedes Jahr eine neue Baumhöhle, die auch für andere Vogel- und Tierarten wichtig sind. −Foto: Rittscher/Bornemann

Pfaffenhofen - Wer klopft denn da? Der große Buntspecht, dessen lateinischer Name in etwa mit "Großer Baumhämmerer" übersetzt werden kann, gehört zu unseren häufigsten und auch aktivsten Spechten. Der amselgroße Vogel ist in Wäldern zuhause, er hat sich aber auf das Zusammenleben mit dem Menschen eingestellt. So ist er heute auch in Parks und Wohnsiedlungen zu sehen.

Im Winter kommt er gerne ans Futterhäuschen, hier geht er auch an Meisenknödel oder Fettfutterblöcke. Mit seinem schwarz-weißen Gefieder und dem roten Unterschwanz ist der Buntspecht eine auffallende Erscheinung. Die Männchen unterscheiden sich nur durch den roten Nackenstreif von den Weibchen. Als Standvogel sind Spechte ganzjährig anzutreffen. Buntspechte ernähren sich bevorzugt von holzbewohnenden Insekten und deren Larven, die sie mit ihrem langen spitzen Schnabel im Totholz aufspüren. Außerdem stehen noch andere Insekten, Raupen und Würmer, aber auch Nüsse, Fichten und Kiefersamen und auch Früchte auf dem Speiseplan.

Zur Zeit der Jungenaufzucht kann es passieren, dass die Spechte die Nester anderer Vögel plündern. Buntspechte haben nur eine Jahresbrut, von Ende April bis in den Juni dauert ihre Brutsaison. Aus den vier bis sechs Eiern schlüpfen schon nach rekordverdächtig kurzer Zeit nackte und blinde Küken. Diese kuscheln sich eng aneinander und müssen in den ersten Tagen immer von einem Elternteil noch gewärmt werden. Dafür sind sie aber auch nach rund 23 Tagen bereit zum Ausfliegen.

Im Wald fällt dem Specht als passioniertem Höhlenbauer eine wichtige Rolle zu, sind doch viele kleinere Vogelarten darauf angewiesen, dass sie ihre Jungen in alten Spechthöhlen großziehen können. Jedes Jahr bauen Spechte eine neue Bruthöhle, dafür bevorzugen sie kranke und weiche Bäume. Auch wenn sie über einen spitzen Schnabel verfügen, fällt es ihnen hier leichter eine Höhle zu zimmern.

Um diese harte Arbeit unbeschadet zu überstehen, verfügen Spechte über eine Art Stoßdämpfer im Schädel. Der Schnabel ist so gelagert, dass die Kraft des Schlages abgefangen werden kann. Anders als andere Vögel haben Spechte so genannte Kletterfüße mit spitzen, gebogenen Krallen. Zwei Zehen sind nach vorne und zwei nach hinten gerichtet. Zusammen mit seinem Stützschwanz, indem sich besonders feste Federn befinden, können sich Spechte so perfekt an Baumstämmen abstützen.

Das Trommeln dient nicht nur dem Höhlenbau, sondern auch der Revierabgrenzung und dem Anlocken von Weibchen. Je lauter, desto besser. Mancher Hausbesitzer kann ein Lied davon singen, die "Fassadenspechte" nutzen mit Begeisterung Wärmeverbundfassaden, Holzverkleidungen oder Metallgeländer, um lautstark auf sich aufmerksam zu machen. Gerade in den Wärmeverbundfassaden richten Spechte nicht unerhebliche Schäden an, indem sie hier ihre Höhlen anlegen. Trotzdem ist es wichtig, dass sich Hausbesitzer vergewissern, ob sich Jungvögel auch von anderen Arten in den Höhlen befinden, bevor die Löcher wieder verschlossen werden.

Und dann ist da noch die Geschichte vom "Schluckspecht". Spechte haben eine Vorliebe für frischen Pflanzensaft. Im Wald kann man an manchen Bäumen dicht nebeneinanderliegende Löcher sehen. Hier war er am Werk. Beim "Ringeln", hackt der Specht die Rinde von Bäumen an, um den süßen Pflanzensaft zu trinken. Da schluckt der Specht.

PK

Dorothee Bornemann