Mit Pinsel, Leim und jeder Menge Zuversicht

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Besondere Fürsorge für den Kanzlerkandidaten: Jakob Licht verpasst Frank-Walter Steinmeier noch eine Extra-Schicht Leim, damit dieser nicht von begeisterten Anhängern heruntergerissen wird. - Foto: Kruck

Neuburg (DK) Behände lässt er den groben Pinsel über das Plakat gleiten, trägt eine dicke Schicht Tapezierleim auf. Die Schicht reflektiert das Licht der Neonröhren. "Frank-Walter" in seltenem Glanz. Jetzt nur noch zum Trocknen legen, dann ist wieder eins fertig. Jakob Licht hat diese Handgriffe heuer schon etliche Male gemacht.

200 Plakatständer

Der Neuburger ist gleichzeitig führender Kopf und helfende Hand im Wahlkampf des SPD-Kreisverbands. Rund 150 Plakatständer haben er und seine Genossen in den letzten Wochen im Stadtgebiet aufgestellt, etwa 200 im restlichen Altlandkreis. Damit ist aber die Arbeit noch lange nicht getan: Ständig neue Veranstaltungen, neue Plakatmotive, neue Ankündigungen. Selbstverständlich müssen auch abgerissene Plakate neu beklebt und beschädigte Ständer zur Reparatur gebracht werden.

Seit die Stadt Neuburg sechs Wochen vor der großen Wahl Laternen und Bäume zum Plakatieren freigegeben hat, brummt es in den ehemaligen Räumlichkeiten der Stadtwerke am Brandlbad wie in einem Bienenstock. Dort hat die Truppe um Licht ihr Lager aufgeschlagen. Auf ihn und seine Helfer warteten in den letzten Wochen durchschnittlich drei bis vier Stunden Arbeit am Tag. Trotzdem macht es ihm Spaß: "Sonst würde ich es ja nicht machen." Auch das prächtige Wetter, das der abklingende Sommer parat hatte, schaffte es nicht, ihn auf andere Gedanken zu bringen: "Aus dem Alter, wo man noch ständig ins Freibad rennt, bin ich sowieso schon draußen."

Ein Trupp von sechs Helfern schart sich um Licht, was die Koordination nicht gerade leicht macht. Hinzu kommt, dass der 54-Jährige abwechselnd Früh- und Spätschicht arbeiten muss. Aber zwei bis drei könne man schon immer aktivieren, genug um auf Tour gehen zu können, sprich: um Plakate aufzustellen. Der Neuburger klebt lieber Plakate, als sie zu montieren. "Da ist man wetterunabhängig", schmunzelt er und blickt aus dem Fenster. Es gießt gerade wie aus Kübeln.

Kein Wetter für Infostände. Oder zum Flyeraustragen. Auch solche Dinge fallen in sein Ressort. Seine Favoriten sind klar die Infostände, vor allem, weil man dort mit den Leuten ins Gespräch käme. Das würde bei der Wählerschaft sowieso besser ankommen als die Flyer. "Bei denen wird man auch schon mal blöd angeredet."

Der 54-Jährige krempelt mittlerweile 13 Jahre die Ärmel hoch für die SPD. Besonders, wenn man im Vorstand ist, müsse man ran. Da ist er seit acht Jahren. Für Politik interessiert er sich aber schon wesentlich länger. Seit seiner Lehrzeit ist er Mitglied in der IG Bergbau, Chemie, Energie. Angefangen hat er bei der Bahn, nach zehn Jahren dann der Wechsel zu Hoffmann&Söhne. Dort ist er seitdem als Anlagenbediener tätig, 28 Jahre lang. Über die Gewerkschaft lernte er Michael Kettner kennen, seines Zeichens SPD-Stadtrat und Landratsstellvertreter. "Wieso nicht auch gleich zur SPD gehen", dachte er sich.

Engagiert für Mindestlohn

Besonders die Einführung eines bundesweiten Mindestlohns liegt ihm am Herzen. "Richtige Arbeit soll auch richtig entlohnt werden," gibt er entschlossen zu Protokoll. "Wer 40 Jahre gearbeitet hat, soll im Alter nicht zum Bittsteller bei den Tafeln werden." In vielen europäischen Ländern gäbe es bereits Mindestlöhne, teils merklich über dem, was die SPD fordere.

Und wie läuft die Wahl? "Es wird sehr schwer", gesteht er ohne Zögern ein. Ein Schuss Optimismus in seiner Stimme ist trotzdem nicht zu überhören. Denn wenn er den nicht mehr hat, könnte er sich ja die ganze Arbeit sparen.