Pfaffenhofen (PK) Wohl nur wenige Schulleiter im Landkreis haben so viel bewegt, gewagt und erreicht wie Inge Marschall. 30 Jahre hat sie an der Montessori-Schule gearbeitet, davon 26 Jahre als Chefin. Gestern wurde sie mit einem bunten Programm verabschiedet.
"Aus einem Pflänzchen", freute sie sich, "ist eine Pflanze geworden, die ich nun dankbar und gern in neue Hände abgebe." Als jemand, der für die Montessori-Pädagogik brennt - was ihr jeder attestiert, der je mit ihr zu tun hatte - hat sie hartnäckig und zielstrebig ihre Visionen umgesetzt. Sich selbstzufrieden auf dem Erreichten auszuruhen, das war nicht ihr Ding. "Es ist immer Bewegung drin", diesen Satz gab sie ihren Kollegen bei ihrer letzten Lehrerkonferenz mit auf den Weg.
Die Entwicklung der Schule an der Pettenkoferstraße belegt ihre These: 1993 wurde sie staatlich genehmigt, 1998 wird die Schule auf ein stabiles finanzielles Fundament gestellt, sie wird eine GmbH. Die Stadt steigt als Mitgesellschafter ein, Inge Marschall übernimmt als Schulleiterin in Personalunion die Geschäftsführung.
In der Pädagogik startet sie mutige Projekte: Behinderte Schüler des Förderzentrums nehmen am Unterricht teil nach dem Motto "Integration durch Kooperation". Seit 2011 gehören im Zuge der Inklusion Kinder mit Handicap dazu. Mittagsbetreuung, Sporthalle, die Ausweitung des Pausenhofs zu einem Gartengelände - all diese Anstrengungen wurden 2015 belohnt: Die Pfaffenhofener Montessori-Schule erhält als einzige in ganz Bayern den Status der staatlichen Anerkennung.
All diese Leistungen wurden jetzt bei der Abschiedsveranstaltung in der Turnhalle von 150 Schülern, rund 40 Kindergartenkindern, dem Lehrerkollegium, Elternvertretern und natürlich den Ehrengästen mit viel Respekt gewürdigt. Bürgermeister Thomas Herker sprach ihr für die ganze Stadt seine Anerkennung aus und dankte ihr: "Sie waren das große Herz des Schulbetriebs." Das unterstrichen die Kinder mit dem Lied "Dat du min Leevsten büst" - auch als Verweis auf Inge Marschalls friesische Heimat. "Das war eine ganz tolle Zeit mit Euch", sagte sie, als ihr die Kleinen des Montessori-Kindergartens ein großes Gemeinschaftsbild überreichten.
Anton Jungwirth, der neue Schulamtsleiter, würdigte ihre Arbeit: Mit Leib und Seele habe Sie Ihre Aufgabe wahrgenommen, auch keinen "körperlichem Einsatz" gescheut, als sie in den Sommerferien half, den Fußboden zu wachsen. "Sie führte durch persönliches Vorbild", bestätigte Jungwirth. Und er wusste: "Sie liebt die Gegensätze, die Berge und die See."
Dort darf sie jetzt entspannen: Die Mitarbeiter überreichten ihr als Flaschenpost einen Gutschein für einen Aufenthalt auf der Nordseeinsel Neuwerk. Und damit es dort an nichts fehlt, bekam sie obendrein eine Decke, einen Picknickkorb und Bücher. "Jetzt können Sie endlich an Ihre geliebte Nordsee fahren", freuten sich mit ihr die Schüler, "sogar wenn keine Schulferien sind."
Nach den Ferien übernimmt Anke Heinz die Schulleitung. Sie war bisher Lehrerin an der Montessori-Schule in Ingolstadt.
Albert Herchenbach
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