Nürnberg
Mit Kreativität, Expertise und Leidenschaft

Taekwondo-Stützpunkttrainer Bernhard Bruckbauer aus Sandersdorf hat seine Schützlinge auch während der Zwangspause intensiv gefördert

06.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:23 Uhr
Seit einigen Wochen hat auch der Taekwondo-Bundesstützpunkt in Nürnberg wieder geöffnet, wo sich Lorena Brandl aus Pförring (rechts) weiter auf ihr Ziel Olympia vorbereitet. −Foto: Bruckbauer

Nürnberg/Altmannstein - Back to business: Auch wenn weiterhin keine Wettkämpfe erlaubt sind, wird am Taekwondo-Bundesstützpunkt in Nürnberg unter Anleitung von Trainer Bernhard Bruckbauer bereits seit sechs Wochen wieder geschwitzt.

 

Doch auch während der Corona-Zwangspause war Taekwondo das bestimmende Thema im Alltag des Sandersdorfer Stützpunkttrainers. Kreativität war gefragt - und zwar nicht nur, damit seine beiden Schützlinge Vanessa Körndl (23) und Lorena Brandl (23) im Saft bleiben, sondern auch, um die Taekwondo-Kämpfer seines Heimatvereins Tiger and Dragon Altmannstein-Mindelstetten in dieser schier endlos langen Zwangspause weiter zu fordern und zu fördern.

"Am Stützpunkt haben wir in den letzten sechs Wochen einen sehr straffen Trainingsplan gehabt, Vanessa und Lorena haben dreimal am Tag trainiert. Jetzt haben sie ihren wohlverdienten Urlaub angetreten", sagt Bruckbauer, der die beiden Profi-Sportlerinnen bereits aus gemeinsamen Zeiten bei den Tiger and Dragon kennt und mittlerweile am Bundesstützpunkt in Nürnberg coacht. Wobei Urlaub in diesem Fall eher eine 14-tägige Regeneration bedeutet, in der "nur" drei Einheiten pro Woche auf dem Programm stehen.

Dass in der fränkischen Großstadt aber überhaupt so etwas wie ein geregelter Trainingsbetrieb stattfinden kann, liegt nicht zuletzt an einer Sondergenehmigung für Bundeskaderathleten, die Körperkontakt und mittlerweile sogar wieder 30 Personen in der Halle möglich macht. Trotzdem, so Bruckbauer, sei Corona auch am Bundesstützpunkt noch deutlich zu spüren: Die Ausrüstung werde öfter als davor desinfiziert, im Gang herrsche eine Mundschutzpflicht und am Stützpunkt dürfe nichts gegessen und nicht geduscht werden. "Einige Kämpfer von weiter weg haben sogar im Hotel gegenüber ein Zimmer bekommen, damit sie nach den Einheiten duschen können", erklärt der leidenschaftliche Stützpunkttrainer, der selbst während der Corona-Zwangspause nicht zur Ruhe gekommen war.

Denn der 48-Jährige hatte den pandemiebedingten Lockdown nicht etwa für Abstand und Erholung vom Job genutzt, ganz im Gegenteil: "Wir haben uns im Freien schon sehr bald täglich getroffen. Vor allem, weil ich eine Herausforderung darin gesehen habe, was man denn trotz der Vorgaben alles machen kann", sagt Bruckbauer, der von einem "großen Vorteil" spricht, dass seine Schützlinge Brandl und Körndl aus der gleichen Gegend wie er selbst stammen und deshalb gemeinsam mit ihm weitertrainieren konnten. Und so habe der Sandersdorfer dieser Phase genutzt und eben ganz andere Themen angepackt. "Wir haben sonst nie die Zeit, über Wochen und Monate die Grundlagen zu verbessern. " Verletzungen heilten durch das Kontaktverbot aus, der Fokus lag auf Ausdauer, Kraft und natürlichen Bewegungen. "Im Regelbetrieb wäre das nicht möglich gewesen. Die beiden waren sehr fleißig und kamen fitter aus der Pause zurück", erklärt der Coach.

Doch damit nicht genug, denn auch für seinen Heimatverein, das Taekwondo-Team Tiger and Dragon Altmannstein-Mindelstetten, hatte sich Bruckbauer für die Corona-Pause ein vielfältiges Programm einfallen lassen. "Die Jugendlichen haben sich bei mir gemeldet und gesagt, sie haben jetzt Pfingstferien, da wollen sie auch täglich trainieren. " Und so habe er auch mit seinem Heimatverein bereits früh und viel trainiert - zunächst noch im Freien auf einem Tartanplatz, später dann wieder in der Halle in Mindelstetten. "Wir haben sogar extra Konstruktionen dafür gebaut, weil wir noch keine Polster hinhalten durften. Deshalb haben wir einfach Gegenstände aus dem Baumarkt zusammengebastelt", erzählt Bruckbauer voller Stolz. "Das war auch für uns Trainer ein richtig schöner Moment, als wir gesehen haben, mit welch einer Motivation die Sportler kommen. Dass sie einfach froh sind, dass sie wieder dabei sein dürfen, dass sie wieder die Anderen und ihren Trainer sehen", schwärmt er.

Doch bei aller Freude darüber, dass Training am Stützpunkt wieder nahezu uneingeschränkt möglich ist: Die Ungewissheit, wann die großen sportlichen Höhepunkte stattfinden, ist derzeit ständiger Begleiter von Bruckbauers Schützlingen. Zum einen wäre da Brandl, deren eigentlich schon fixe Nominierung für das Olympia-Qualifikationsturnier vom Verband pro forma wieder zurückgenommen wurde. Durch den Corona-bedingten Aufschub des Wettkampfes könnte ihr ja schließlich noch eine andere deutsche Athletin den Rang ablaufen. Hinzu kommt, dass für die Quali bislang weder Ort noch Zeit bekanntgegeben worden sind.

Auch Nachwuchstalent Julia Voll (16) bleibt derzeit nichts anderes übrig als abzuwarten. Sie wäre laut Coach Bruckbauer eine sichere Kandidatin für die Jugend-Weltmeisterschaft Ende Oktober in Sofia gewesen. Hier soll sich nun am Montag entscheiden, ob sie auch tatsächlich stattfindet. Und abschließend wäre da noch Vanessa Körndl zu nennen. Die Altmannsteinerin war für die Taekwondo-Europameisterschaft vorgesehen - und bleibt das laut ihrem Coach auch weiterhin. Ungewiss ist aber dennoch, wann die EM stattfinden wird.

EK

 

Benedikt Schimmer