Hilpoltstein
Mit Geld vom Staat baden gehen

Hohe Defizite und Sanierungskosten bei Frei- und Hallenbädern bringen Gemeinden in Not - Volker Bauer sucht Auswege

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Das Heidecker Freibad wird für über zwei Millionen Euro saniert: Während die Abläufe für die Becken erst noch eingebaut werden müssen, nehmen die Gebäude bereits Gestalt  an. Diese Arbeiten stehen dem maroden Freibad in Allersberg erst noch bevor. Hier rechnet Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch allerdings mit deutlich höheren Kosten. −Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Unterstützung der Gemeinden bei der Finanzierung ihrer Freibäder: Das ist das Ziel des Landtagsabgeordneten Volker Bauer (CSU).

Bei einer Gesprächsrunde mit Bürgermeistern und den Leitern der Bäder wollte er wissen, wo der Schuh am meisten drückt und welche Auswirkungen ein fehlendes Bad auf den Schwimmunterricht hat.

 

 

Dem Ruf Bauers folgten die Bürgermeister aus Allersberg, Greding und Heideck, während Roth und Georgensgmünd die Werkleiter ihrer Bäder schickten. Nicht mit dabei waren Vertreter aus Hilpoltstein und Thalmässing, die sich jedoch nach dem Treffen auf Nachfrage unserer Zeitung zu den Sorgen und Nöten bei ihren Bädern geäußert haben.

Doch soviel vorweg: Allzu viele Hoffnungen konnte Bauer den Vertretern nicht machen, die Defizite des Schwimmbadbetriebs zu verringern oder deutlich höhere Zuschüsse für Sanierungen zu bekommen.

Dabei sollte alles getan werden, um Bäder zu erhalten und nach Möglichkeit zu sanieren, statt aufzugeben. "Denn wo keine Bäder sind, da haben wir auch die meisten Kinder, die nicht schwimmen können", sagt Helmut Köhler von der Kreiswasserwacht. Wenn am Ort kein Bad zu finden ist, würden Lehrer ungern eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen. "Meist habe ich für den Schwimmunterricht nur zwei Schulstunden, also 90 Minuten. Da bleiben mit An- und Abfahrt und dem Duschen gerade einmal 40 Minuten für den eigentlichen Schwimmunterricht", so Köhler.

Zudem hätte Köhler für den Schwimmunterricht auch lieber Hallenbäder. "In Freibädern sind oft die Wassertiefen selbst im Nichtschwimmerbereich deutlich zu tief. Da sind 1,25 Meter für Grundschulkinder, die das Schwimmen erst noch lernen sollen, einfach zu viel", betont er. Zudem seien Freibäder wesentlich kürzere Zeit im Jahr geöffnet und das Wetter mache es schwierig, einen Schwimmbadbesuch vorausschauend zu planen. "Und wenn man dann nicht gleich morgens da ist, kommen so viele Besucher, dass kein effektiver Schwimmunterricht mehr möglich ist."

Hallenbäder gibt es neben dem nichtöffentlichen Lehrschwimmbecken in Hilpoltstein nur noch in Greding und Georgensgmünd. Beide haben zwar bis auf wenige Tage für Überprüfungen oder wie in Georgensgmünd in den Ferien das ganze Jahr offen, aber im Sommer durch die Konkurrenz mit den Freibädern nicht immer ausreichend Besucher, um den Betrieb wirtschaftlich zu erhalten.

"Unser Bad ist aus den 1970er Jahren", sagt Gredings Bürgermeister Manfred Preischl (FW). "Wir haben es vor 15 Jahren saniert und vor 4 bis 5 Jahren das Dach nachgebessert." Der Einzugsbereich sei, nicht zuletzt wegen der gerade mal zwei Hallenbäder im südlichen Landkreis, gut: "Das reicht von Thalmässing bis Titting und wir kommen so auf rund 56 000 Besucher im Jahr." Doch der gute Zuspruch hilft Preischl wenig. "Wir bringen jedes Jahr zwischen 350 000 und 380 000 Euro mit." Ihm wäre deshalb eine dauerhafte Beteiligung des Freistaates Bayern am Defizit am liebsten.

Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch (parteilos) drückt das jährliche Defizit im Moment wenig. Er muss es erst einmal schaffen, das in den 1960er-Jahren gebaute Freibad von Grund auf zu sanieren. "Die Kosten sind nicht abzusehen, da wir noch nicht einmal wissen, in welche Richtung es geht, ob es ein Naturbad oder ein konventionelles Bad werden soll", sagt er. Zwar hätte es bereits einmal eine Kostenschätzung gegeben, die die Arbeiten auf vier Millionen Euro beziffert hat, aber "da sind wir noch davon ausgegangen, dass man das Becken sanieren kann, was inzwischen mehr als fraglich ist". Horndasch wäre also im aktuellen Fall eine kräftige Finanzspritze für den Umbau am liebsten. Doch auch eine Beteiligung am Defizit sei langfristig gut. "Wir machen derzeit einen Verlust von rund 250 000 Euro pro Jahr. Und das wird mit Sicherheit mehr statt weniger." Auch ein Lehrschwimmbecken hatte Allersberg bis 2001. Dann wurde es geschlossen, weil die Filteranlage und der Wasserkreislauf marode waren.

Das Hallenbad in Georgensgmünd, das aus den 1960er-Jahren stammt, hat inzwischen auch eine Sanierung nötig. "Es ist in einem energetisch schlechten Zustand, sagt Michael Klemm von den Georgensgmünder Gemeindewerken. "Wir mussten vor ein paar Jahren die Asbestdämmung im Dach herausnehmen und es ist keine neue Dämmung hineingekommen", sagt er. "Deshalb entfallen derzeit rund zehn Prozent des jährlichen Defizits von rund 250 000 Euro allein auf die zusätzlichen Heizkosten. Er hofft jetzt auf eine Förderung für die energetische Sanierung.

"Wir haben gar kein Bad - zumindest nicht im Moment", sagt Dieter Knedlik (FW), der stellvertretende Bürgermeister von Heideck. "Bei uns läuft derzeit die Sanierung, die uns zwischen 2,4 und 2,6 Millionen Euro kosten wird." Heideck will dabei den vorhandenen Fünf-Meter-Sprungturm erhalten, der wie der Zehn-Meter-Turm in Allersberg das Bad besonders attraktiv mache. "Zusätzlich bauen wir eine 16 Meter lange Breitwellenrutsche und hoffen, dass uns die noch mehr Zulauf bringt." Dann bestünde zumindest eine kleine Chance, das jährliche Defizit von 150 000 bis 160 000 Euro etwas zu verringern.

"Dass die Sanierung bei uns wesentlich billiger ist als in Allersberg, liegt einfach daran, dass wir die Becken nur neu auskleiden müssen und die Heizung erhalten bleibt", erklärt Heidecks Kämmerer Roland Hueber. Der größte Teil der Kosten entfalle dann auf die Gebäude, die bis auf das Technikgebäude komplett ersetzt werden müssten. Auch Knedlik wäre für einen Zuschuss zur Sanierung dankbar. "Wir drehen im Moment jeden Posten dreimal um, um Geld zu sparren."

Ob eine Hilfe beim Defizit oder eine kräftige Finanzspritze bei einer Sanierung ist Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger (TL) einerlei. "Wer eine Zuzahlung zum Defizit bekommt, kann sich für die Sanierung etwas ansparen", sagte er auf Nachfrage. Sein Freibad ist aus den 1960er-Jahren. Und er verzeichnet bei 22 000 bis 23000 Besuchern einen jährlichen Verlust zwischen 80 000 und 100 000 Euro. Der Zuschussbedarf ist damit im Vergleich zu den anderen Gemeinden etwas geringer. "Aber wir heizen nur mit Solarthermie und haben keine Ölheizung", sagt Küttinger.

Satte 400 000 Euro müssen dagegen beim Rother Freibad jährlich zugeschossen werden. "Dabei haben wir dadurch, dass es den Stadtwerken gehört, noch steuerliche Vorteile", sagt Werkleiter Martin Kuhlhüser. Das Rother Freibad ist mit 110 00 bis 140 000 Besuchern das besucherstärkste Bad im südlichen Landkreis. Es wurde 2005 komplett saniert, so dass Kuhlhüser derzeit nicht mit größeren Reparaturen rechnet.

Auch im Hilpoltsteiner Freibad stehen aktuell keine größeren Sanierungen an. Bei rund 65 000 bis 70 000 Besuchern entsteht dabei derzeit ein Defizit zwischen 200 000 und 250 000 Euro. "Ein Betrag, der es uns wert ist", sagt dazu Herbert Walter, der geschäftsleitende Beamte Hilpoltsteins auf Nachfrage. Auch er würde sich sowohl für eine Förderung bei der Sanierung als auch einen Zuschuss zum laufenden Defizit freuen.

Letzterem erteilte Volker Bauer schon im Voraus eine Absage: "Mit der Beteiligung an laufenden Kosten tut sich der Freistaat immer besonders schwer", prognostizierte er. Bauer möchte aber eine deutlich bessere Förderung bei Sanierungen erreichen. "Besonders bei einer energetischen Sanierung und dem Einbau von Solarthermie kann ich mir das sehr gut vorstellen."

Wann er dafür einen Antrag stellen will? "Die sind jetzt glaube ich mit den Verhandlungen bei der Koalition und der Diskussion um Seehofer beschäftigt. Ich werde schauen, was wir erreichen, wenn es wieder ruhiger geworden ist."