Mit Fahrrad und Fähre

30.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

 

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Altmühltal-Radweg ist einfach eine Wucht.

Der Klassiker unter den Radwegen in der Region und das Aushängeschild des Naturpark Altmühltal ist mit seinen gefühlten 38 Höhenmetern brettleben, entsprechend lässig und locker zu schaffen und bietet jede Menge landschaftliche Reize und viel Abwechslung. Die vorgestellte Tour führt von Oberbayern nach Mittelfranken – vom schönen Kipfenberg ins nicht minder schöne Pappenheim. Die Strecke ist knapp 70 Kilometer lang und ist in einer reinen Fahrzeit von dreieinhalb (flott) bis gut fünf Stunden (gemütlich) zu bewältigen. Dazu kommt natürlich noch das eine oder andere Päuschen, vielleicht eine Besichtigung oder der Sprung ins kühle Nass. Ein ganzer Tag sollte daher eingeplant werden.

Los geht’s in der Früh in Kipfenberg: Während eine Kellnerin die zahlreichen Tische am malerischen Marktplatz (mit Tiroler Landgasthaus!) vom Morgentau befreit, und nachdem noch schnell ein Espresso geschlürft ist, warten die ersten Kilometer darauf, „bezwungen“ zu werden. Denn: Zwischen Kipfenberg und Arnsberg ist es etwas gebirgig – für Altmühltal-Radweg-Verhältnisse selbstverständlich. Drei, vier Steigungen, die manche zum Schieben nötigen, das war’s aber auch schon. Die nächste Berg- und Talfahrt droht erst wieder in Breitenfurt.

Die Arnsberger Leite fliegt vorbei, und an der Brücke steht die Mittvierzigerin Elke aus Essen nebst Wohnmobil und zwei abfahrbereiten Rädern: Während der Gatte drinnen noch in der Zeitung versunken ist, bereitet Elke sich schon auf die anstehende Tour vor. Vergangenes Jahr waren sie bereits hier und haben die eine Hälfte des Altmühltahl-Radwegs geschafft. Heuer ist die andere dran. „Sehr freundliche Leute hier, und das Essen ist gut“, fasst Elke die Vorzüge dieses Landstrichs zusammen.

Es geht aber noch weiter nördlich, was die Herkunft der Touristen betrifft: „Moin, moin“ – am Gungoldinger Turmhaus, dem Heim des örtlichen Trachtenvereins, hat sich eine 25-köpfige Radlergruppe versammelt, für die das Altmühltal mit seinen sanften Erhebungen links und rechts fast schon alpinen Charakter hat. Denn Zuhause, in Schleswig-Holstein, sind die einzigen Berge bekanntermaßen Deiche. Elf Stunden Busfahrt haben die Nordlichter in Kauf genommen, um dann sechs Tage lang die gesamte Strecke von Rothenburg bis Kelheim abzuradeln. „In so was bin ich auch schon drin gelegen“, deutet einer von ihnen auf den altertümlichen Korbkinderwagen in der „Auslage“ des Turmhauses. Was wiederum darauf hinweist, dass sich der Altmühltal-Radweg gerade beim reifen Publikum gewisser Beliebtheit erfreut.

In Pfalzpaint verlassen wir die offizielle Route und fahren rechts über Isenbrunn (idyllisch, mit grasenden Altmühtal-Galloway-Rindern) und Rieshofen (noch idyllischer, mit Wasserburg-Ruine) und sparen uns so zumindest eine Kläranlage am Weg. Ab Walting geht es wieder ganz normal weiter, und in Pfünz darf dann – nach Lust und Laune – die einzige echte Bergwertung in Angriff genommen werden. Über dem Ort thront nämlich das rekonstruierte Römerkastell Vetoniana, das nur über einen steilen Anstieg zu erreichen ist. Die imposante Kulisse entschädigt aber für die Anstrengung.

In Eichstätt ist die erste Anlaufstelle – neben der Touristinfo am Domplatz – das Informationszentrum Naturpark Altmühltal am Kardinal-Preysing-Platz mit Kuppelhalle, Biotopgarten und interaktiver Medienwand. Hoppala, schon wieder ein „Moin“: Josina (6) aus Kiel wandelt mit ihrer Familie durch den wunderbaren Garten – „wegen der vielen Kräuter, an denen man riechen kann“. Als eher untypischer Langzeiturlauber – die meisten hier sind nur Zweitagestouristen – geht Wolfgang Würth (73) aus Rosenheim durch: Satte 14 Tage bleibt er und hat Museen (gibt es viele) und Kirchen (noch viel mehr) auf dem Besichtigungszettel. Und natürlich will er „die wunderschöne Landschaft im Altmühltal mit dem Rad erkunden“.

Nach einer kurzen Rast in Eichstätt führt die nächste Etappe nach Dollnstein: mit schöner Felsenkulisse über Obereichstätt, den Monumentalwerken von Alf Lechner und natürlich dem Burgsteinfelsen, eines der schönsten Geotope Bayerns und Klettereldorado bei Breitenfurt (hier gibt es übrigens ein Freibad!).

Kurz hinter Dollnstein, bei Hagenacker, ist eine Visite der „Bootsrutsche“ auf der Altmühl Pflicht: Mutige Kanuten stürzen sich die „tosenden Fluten“ hinunter – was nicht selten mit einer Havarie endet, beabsichtigt oder nicht. Der junge Mann jedenfalls, der hier gerade immer wieder tropfnass dem Fluss entsteigt, scheint es eher auf das Sammeln von Kenterpunkten angelegt zu haben.

Einige Kilometer weiter wartet ein neues Touristenmekka: der Zeltplatz Hammermühle, den sich der Landkreis über eine Million Euro hat kosten lassen. Gastronomie, Sanitärgebäude, Wohnmobilstellplatz – an schönen Tagen steppt hier sozusagen „Fossi“, das Maskottchen des Naturparks Altmühltal. Gleichermaßen tummeln sich hier dann Camper, Radler und Paddler.

Weiter geht es durch eine Bilderbuchlandschaft mit dem Postkartenmotiv „Zwölf Apostel“ nach Solnhofen. E-Biker können hier gegenüber dem Bürgermeister-Müller-Museum Saft für ihren Akku nachladen. Zielort ist dann Pappenheim mit seiner Weidenkirche direkt am Radweg und der Burg mit Botanischem Garten und Natur- und Jagdmuseum. Jürgen Knopp