Mit der Sonne durch den Winter

29.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:51 Uhr

Hoch hinaus geht es für den Pufferspeicher in Thalmässing. Anders als per Baukran lässt sich das 1050 Kilogramm schwere Teil kaum an seinen Bestimmungsort im Sonnenhaus der Meyers bringen. - Foto: Janda

Thalmässing / Bad Abbach (DK) Die Meyers sind zufrieden. Das neue Eigenheim der kleinen Familie nimmt endlich Gestalt an. An der Hauptstraße in Thalmässing (Landkreis Roth) unweit der Kirche St. Michael baut das Ehepaar Jürgen und Michaela derzeit ein schmuckes Einfamilienhäuschen. Und zwar ein ganz spezielles: Ein Sonnenhaus des Firmenverbunds ProMassivhaus soll es werden.

Das Herzstück des Neubaus ist der knallrote zylinderförmige Pufferspeicher, der das Haus später einmal mit umweltfreundlicher Heizenergie speist. Noch liegt er auf einem Anhänger vor der Baustelle und wartet auf seinen Einbau. "Der Speicher funktioniert in etwa wie eine Thermosflasche", erklärt Hermann Amler, der Bauleiter der Firma Wolfrum. Der Betrieb aus dem Gredinger Ortsteil Obermässing ist einer von rund 40 Unternehmen aus Bayern, Österreich und Südtirol, die zur ProMassivhaus-Gruppe gehören.

Ein Holzofen genügt

Ursprünglich als Werbegemeinschaft für den Massivbau gegründet, hat sich der Firmenverbund in den vergangenen Jahren zu einer Art Dienstleister für seine Mitglieder entwickelt. "Wir betreuen Marketing und Produktentwicklung", erklärt Klaus Brünger, Geschäftsführer der ProMassivhaus Service und Training GmbH, die auch Weiterbildungen für ihre Mitglieder organisiert. Lange Jahre war die Vereinigung ein Tochterunternehmen der Schlagmann Baustoffwerke aus Zeilarn (Landkreis Rottal-Inn), deren wärmegedämmte Ziegel ein wichtiger Bestandteil der Sonnenhäuser sind. Erst seit Anfang des Jahres ist die Gesellschaft mit Sitz in Bad Abbach (Kreis Kelheim) selbstständig.

"Vor fünf Jahren haben wir entschieden, auch Sonnenhäuser zu planen und zu bauen", sagt Brünger. Deren Konzept klingt relativ simpel: Überflüssige Energie aus den Solarmodulen auf dem Dach wird in den Pufferspeicher eingelagert. Deshalb ist das Haus in den kalten Monaten nicht wie viele Solargebäude auf eine zusätzliche Heizung angewiesen, es greift einfach auf die Reserven zurück. Zwei bis drei Wochen könne es auf diese Weise beheizt und mit Warmwasser versorgt werden, erklärt Bauleiter Amler. Geht der Vorrat doch mal zur Neige, genügt in der Regel ein schlichter Holzofen. Der Verbrauch? "Zwischen drei und fünf Ster Holz", sagt Firmenchef Alfred Wolfrum. Der solare Deckungsgrad liege bei mindestens 50 Prozent. Inzwischen haben die ProMassivhaus-Mitglieder rund 40 Sonnenhäuser gebaut, 20 weitere befinden sich derzeit im Bau.

Schweres Stück Arbeit

Dazu zählt auch die Baustelle in Thalmässing, auf der es jetzt spannend wird: Der Pufferspeicher muss auf seinen Platz – keine leichte Aufgabe für die Männer von Wolfrum und der Firma Schuster aus Büchlberg (Kreis Passau), die den Tank geliefert hat. Immerhin wiegt der 4,80 Meter hohe und 1,40 Meter breite Speicher stolze 1050 Kilogramm.

Zahlreiche Schaulustige sind zur Baustelle der Meyers gekommen und beobachten von der anderen Straßenseite aus, wie der Kran den roten Tank anhebt. Ein zwei Stockwerke hoher Bereich ist im Haus für ihn vorgesehen. Später wird er dort eingemauert und mit Dämmmaterial umhüllt. "Aber erst, wenn das System funktioniert", erklärt Wolfrum.

Michaela Meyer und ihr kleiner Sohn Tobias suchen sich einen Platz, von dem aus sie das Spektakel besser sehen können. Die Oma, die später eine Einliegerwohnung im Neubau beziehen wird, schaut vom Nachbargrundstück aus zu. "Wir hoffen ja, dass wir noch heuer einziehen können", sagt Michaela Meyer. Bauleiter Amler lacht. "Ich denk’ schon, dass das klappt", meint er und schaut zu, wie der rote Speicher im Haus der Meyers versinkt.