Eichstätt
Mit der Schiene punkten

Den Audi-Bahnhalt sehen die Gemeinden zwischen Dollnstein und Eitensheim als Entwicklungschance

19.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Der künftige Bahnhalt bei Audi beschäftigt die Gemeinden entlang des Schienenstrangs. Fast alle begreifen den neuen Halt als Chance für ihre Weiterentwicklung. Auch Buxheim stellt Überlegungen an, wie sich die Infrastruktur beim Bahnhof Tauberfeld (im Bild) verbessern lässt. ?Foto: Hager/Hoedt

Eichstätt (EK) Der Bahnhalt bei Audi, der bis Ende 2019 realisiert sein soll, elektrisiert die Gemeinden entlang der Bahnstrecke von Treuchtlingen nach Ingolstadt. Sie stellen sich auf mehr Bahnreisende ein und nehmen die entsprechenden Weichenstellungen vor - mit einer Ausnahme: Eichstätt.

Viele Pendler, so der Gedanke, könnten künftig von der Straße auf die Schiene umsteigen nach der Devise: "Bequem, schnell und vor allem ohne Stau zum Arbeitsplatz." Die Gemeinde, die dann mit einem Bahnhof punkten kann, hat die Nase vorn, wenn Audianer ein Baugrundstück suchen, lautet die Überlegung der Kommunalpolitiker in Dollnstein, Adelschlag, Tauberfeld und Eitensheim. Diese Pläne kranken allerdings alle an einer Schwachstelle: Bauplätze sind rar.

Mit diesem misslichen Umstand schlägt sich gerade die Gemeinde Dollnstein herum. "Die Nachfrage ist da", bestätigt Bürgermeister Wolfgang Roßkopf. "Zusammen mit einem Planungsbüro eruieren wir über den Flächennutzungsplan, wo Baugebiete entstehen könnten." Das sei alles noch vage. Nicht jede Fläche in Dollnstein ist für Bauherren geeignet. Manche liegen im Hochwasser- oder im Naturschutzgebiet und paradoxerweise stelle ausgerechnet die Bahnlinie ein Hemmnis dar, wegen des Lärms. Bleibt die Hoffnung, dass die Bereitschaft von privaten Besitzern steigt, ihre Grundstücke zu veräußern; Baulücken gäbe es in der Marktgemeinde genügend.

Die Dollnsteiner Probleme können Buxheim, Eitensheim und Tauberfeld gut nachvollziehen. "Die Nachfrage ist enorm", erklärt der Buxheimer Bürgermeister Peter Doliwa. "Aber wir können weder in Buxheim noch in Tauberfeld etwas anbieten. Wir sind ausverkauft. Wir versuchen fündig zu werden, bisher ohne Erfolg." Sein Eitensheimer Kollege Michael Stampfer kann da nur zustimmen. "Wir würden gern Baugebiete ausweisen, wenn wir eigene Grundstücke hätten." An Bauland zu kommen, sei fast unmöglich. Aktive Landwirte hätten kein Interesse, ihren Acker oder ihre Wiese aus der Hand zu geben, und wer doch zum Verkauf bereit sei, fordere astronomisch hohe Summen. Dabei gäbe es auch in Eitensheim genügend Baugrundstücke - nur seien die in privater Hand. "Da ist keiner bereit zu verkaufen", klagt Stampfer.

Die Nachfrage an Bauland werde immer größer, nickt Daniela Göttler-Gambel, stellvertretende Bürgermeisterin von Adelschlag. Sie hält während des Urlaubs von Bürgermeister Andreas Birzer die Stellung im Rathaus. Der Ort zähle halt noch zum Ingolstädter "Speckgürtel".

In anderen Bereichen allerdings feilen die Gemeinden eifrig am Feintuning für die Infrastruktur. An der Sägewerkstraße in Eitensheim entsteht ein neuer "Park & Ride"-Platz. Der sei zwar schon vor einiger Zeit beschlossen worden, aber natürlich hätten der Gemeinderat und er den Audi-Halt im Hinterkopf gehabt, so Stampfer. Die neuen Stellplätze sind für 35 Autos und 28 Fahrräder ausgelegt. "Wir wollen das wilde Parken in geordnete Bahnen lenken." Schon jetzt werde der Bahnhof Eitensheim gut angenommen - vor allem von Pendlern nach München. Dass durch die neue Haltestelle noch mehr Autofahrer auf die Schiene umsteigen, wäre für Stampfer wünschenswert. Seiner Erfahrung nach pendeln immer noch sehr viele Leute mit dem Pkw nach Ingolstadt und: "Die meisten fahren allein."

Den Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten, hat sich die Gemeinde Dollnstein seit geraumer Zeit auf die Fahnen geschrieben. Das Gelände, das die Kommune schon vor mehr als zehn Jahren erworben hat, liegt brach und dient von Zeit zu Zeit als eine Art Baustoff- und Erdaushublager. Die Kommune will hier "Park & Ride" schaffen. Stellplätze seien um so dringender, als vor Kurzem im Bahnhofsgebäude ein Café eröffnet hat, sagt Roßkopf.

Adelschlag hat das Bahnhofsgelände 2015 erworben. Noch tut sich nichts, denn die Überschreibung ziehe sich in die Länge, so Göttler-Gambel. Aber Parkplätze hat die Gemeinde auf der Agenda. Und auch bei der Planung zur neuen Kinderkrippe hatte der Gemeinderat den Audi-Bahnhalt in die Überlegungen einbezogen. Er soll, zusammen mit Dorferneuerung und anderen Modernisierungsmaßnahmen, die Gemeinde insgesamt stärken.

Den Bahnhof in Tauberfeld samt Umgriff nennt auch die Gemeinde Buxheim ihr Eigen. Der Vorplatz besteht aus einer Schotterfläche. "Das könnte man besser gestalten", räumt Doliwa ein. Ebenso wären Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder wünschenswert. "Aber das können wir nicht aus eigener Kraft", stellt Doliwa fest. Da müssten sich Fördertöpfe finden. Der Bürgermeister ist ferner bestrebt, den Bahnhof an die INVG-Linie anzubinden. Und er ist überzeugt: "Der neue Bahnhalt wird sich positiv aufs Bahnhofsgelände auswirken." Zumal die Gemeinde nach wie vor eine vernünftige Nutzung für das Gebäude sucht. Wohnungen ließen sich wegen der Bahnnähe nicht realisieren, eventuell könnten Vereine einziehen oder Praxisräume entstehen. Oder ein Dorfladen eröffnet hier. Gerade läuft eine entsprechende Machbarkeitsstudie.

Wenig aufgeregt ob des neuen Bahnhalts zeigt man sich in Eichstätt. Projekte oder Pläne in Hinsicht auf die Haltestelle bei Audi würden weder im Stadtrat diskutiert noch sei die Verwaltung damit befasst, sagt der Geschäftsführende Beamte Hans Bittl. "Wir warten, wie sich das entwickelt und dann kann man immer noch reagieren."