Pförring
Mit 82 Jahren Premiere als Zuhörer

Siegfried Dichtl erlebt das Adventsblasen erstmals nicht als Musiker von der Bühne vor dem Hochaltar aus

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Zum 35. Mal findet an diesem Sonntag das Pförringer Adventsblasen statt. Siegfried Dichtl saß 30 Jahre lang mit seiner Bassklarinette auf der Bühne in der ersten Reihe. - Foto: Kügel

Pförring (DK) An diesem Sonntag findet zum 35. Mal das Adventsblasen in der Pfarrkirche statt. Zu den Musikern, die am längsten mitwirkten, gehört Siegfried Dichtl. Jetzt freut sich der 82-Jährige, dass er das Benefizkonzert erstmals als Zuhörer erleben darf.

Siegfried Dichtl ist seit Jahrzehnten aus dem Pförringer Musikleben nicht wegzudenken. Generationen von Pförringer Musikern haben bei ihm Klarinetten- und Geigenunterricht genommen und unter seiner Leitung oft auch ihre ersten öffentlichen Auftritte erlebt. Der "Dichtl Sigi", wie man ihn in Pförring nennt, stammt aus einer Musikerfamilie und hat schon als Siebenjähriger von seinem Vater Edmund Geigenunterricht bekommen. Aber erst nachdem er einen ordentlichen Beruf erlernt hatte - Dichtl wurde Natursteinschleifer -, durfte er vier Jahre lang die Musikschule in Pappenheim besuchen.

Später war er 13 Jahre lang als Berufsmusiker mit bekannten Orchestern wie den Original Teddys und der Sängerin Marianne Mendt in ganz Europa und bis nach Afrika unterwegs. "1984 bin ich nach Pförring zurückgekommen und schon zwei Jahre später habe ich beim Adventsblasen mitgespielt", erzählt der 82-Jährige. Meistens saß er mit der schweren Bassklarinette neben den Tubaspielern in der ersten Reihe.

Aber auch mit seinen Geigenschülern und mit dem von ihm gegründeten Pförringer Jugendorchester hat er die Adventskonzerte in Pförring bereichert, wo die Konzertreihe von Martin Ott und seinen Donautalern ins Leben gerufen worden ist. "Der Martin ist sehr genau", sagt der Profimusiker über den Dirigenten der Adventsbläser, Martin Ott.

Bevor die alljährliche Benefiztournee starten kann, stehen deshalb viele Proben auf dem Programm. Er habe die vielen Termine immer gern auf sich genommen, "aus Leidenschaft für die Musik und um den Musikschülern von St. Petersburg zu helfen, die der Martin und die Adventsbläser viele Jahre unterstützt haben." Die Konzerte im Stadttheater seien natürlich immer ganz was Besonders gewesen, "aber in der Heimat waren für mich immer die schönsten", sagt Dichtl in der Rückschau.

Heuer wird er erstmals nicht mehr auf der Bühne vor dem Hochaltar sitzen, sondern im Publikum. "Die Beine wollen nicht mehr so", sagt Dichtl, der dankbar ist, dass er immer noch Musikunterricht geben kann. Seinen Abschied von den Adventsbläsern sieht er mit einem weinenden und einem lachenden Auge: "Ich bin jetzt zwar nicht mehr als Musiker auf der Bühne, aber dafür freue ich mich aufs Zuhören."

Das 35. Adventsblasen in der Pförringer Pfarrkirche beginnt am dritten Adventssonntag um 15 Uhr. Die Adventsbläser - das sind Mitglieder verschiedener Blaskapellen aus der Region - spielen unter der Leitung von Martin Ott leicht verständliche klassische Musik. In Pförring wird heuer neben dem Kirchenchor unter der Leitung von Luise Schneider und der Pförringer Saitenmusi nach einigen Jahren Pause auch der Männergesangverein Liederhort mit seinem Dirigenten Roland Hirmer das musikalische Programm bereichern. Als Solisten wirken die junge Flötistin Lisa-Marie Baur und die Sängerinnen Anja-Viktoria und Lena-Bernadette Ott mit, die auch besinnliche Texte von Elisabeth Mauell vortragen. Der Eintritt ist frei. "Wir bitten aber sehr um Spenden für sozial Benachteiligte, vor allem Obdachlose und alleinerziehende Mütter in St.Petersburg, Moskau und Kiew, wo das Geld der gewissenhaften Chefin der Malteser und den Mutter-Teresa-Schwestern persönlich übergeben wird", sagt Martin Ott.