Ingolstadt
"Metro versucht, uns auszuhebeln"

22.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:02 Uhr

Leopold Stiefel

Ingolstadt (DK) Im Streit um den neu gegründeten Beirat bei Media Saturn hat sich Leopold Stiefel, der zweite Altgesellschafter, hinter Media-Markt-Mitgründer Erich Kellerhals gestellt. Mehrheitseigner Metro verteidigte dagegen die Pläne, ein zweites Aufsichtsgremium zu installieren.

Vor mehr als 30 Jahren gehörten Erich Kellerhals und Leopold Stiefel zu den Gründern von Media Markt. Jetzt kämpft Kellerhals um sein "Lebenswerk", wie er sagt – und Stiefel unterstützt ihn dabei. "Metro versucht, uns auszuhebeln", sagt Stiefel. "Das ist nicht im Sinne der Altgesellschafter."

Der Handelskonzern Metro hält gut 75 Prozent der Anteile an der Media-Saturn-Holding. Kellerhals gehören 21,6 Prozent, Stiefel der Rest. Auch wenn Metro eine große Mehrheit bei Media Saturn hat – ohne die Zustimmung von Kellerhals und Stiefel können im Gesellschafterausschuss, dem Aufsichtsgremium, keine Entscheidungen fallen. "In der Satzung sind die Rechte der Altgesellschafter festgeschrieben: Beschlüsse müssen mit einer Mehrheit von 80 Prozent gefällt werden", erklärt Stiefel. Und so soll es aus seiner Sicht auch bleiben.

Metro hat dagegen andere Pläne. Anfang März wurde bei Media Saturn ein so genannter Beirat eingerichtet, der dem Gesellschafterausschuss manche Entscheidungen abnehmen soll. Entschlüsse sollen hier mit einfacher Mehrheit gefällt werden – Kellerhals und Stiefel wären mit ihren Minderheitenanteilen ausgehebelt. Kellerhals hat deshalb beim Landgericht Ingolstadt Klage eingereicht.

"Die Klage ist auch in meinem Sinn. Ich stehe voll dahinter", sagt Stiefel. "Wir haben erfolgreich über 30 Jahre das Unternehmen groß gemacht, mit diesem Entscheidungsprinzip der 80-Prozent-Mehrheit." Und so soll es auch weitergehen, findet er. Dabei stellt er klar: "Ich habe nichts gegen den Beirat. Es geht nur darum, wie abgestimmt wird."

Doch für Metro sind genau die Entscheidungswege das Problem. "Ein Altgesellschafter sollte sich nicht anmaßen, über jedes Detail zu entscheiden", sagt Metro-Sprecher Michael Inacker. "Diese Entscheidungsstrukturen entsprechen nicht den Erfordernissen einer souverän agierenden und modernen Geschäftsführung." Die Veränderung bei den Aufsichtsgremien sei nötig – in letzter Zeit seien "einige Dinge nicht so gelaufen wie erhofft", sagt Inacker und meint damit zum Beispiel "die weitere Internationalisierung, eine notwendige Online-Strategie, Restrukturierung im Frankreich-Geschäft" und Personalentscheidungen.

Der Beirat ist keine Idee von Metro, darauf legt man beim Handelsriesen Wert. "Er ist in der Satzung der Gesellschafter vorgesehen", erklärt Inacker. Eingesetzt werden durfte er aber erst, sobald kein Altgesellschafter mehr im operativen Geschäft tätig ist – das ist seit 2006 der Fall, als Stiefel sein Amt als Geschäftsführer abgab.

Am 4. März wurde der Beirat ins Leben gerufen; seine Arbeit hat er aber noch nicht aufgenommen. Der Metro-Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes habe gleich nach der Gründung "den Vollzug ausgesetzt", so Inacker. Das sei "ein Signal, dass weiter Interesse an einer konstruktiven Lösung besteht".

Auch Altgesellschafter Leopold Stiefel wünscht sich eine gütliche Einigung – und hält sie auch für möglich: "Es gibt immer Hoffnung auf Vernunft."