Ingolstadt
Meißelhiebe gegen Kopf und Körper

Anklage lautet auf Mordversuch: Manchinger Ehedrama wird seit gestern vor dem Schwurgericht verhandelt

14.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:07 Uhr

Tatortabsperrung: Mit diesem Fahrradanhänger wollte der Manchinger laut Anklage die Leiche seiner Frau fortschaffen - Foto: Schmidtner

Ingolstadt (hl) Die Serie der „großen“ Strafprozesse am Ingolstädter Landgericht reißt nicht ab: Seit gestern muss sich ein 53-jähriger Russlanddeutscher vor der Schwurkammer verantworten, der im September 2013 in Manching seine bereits getrennt von ihm lebende Ehefrau mit einem großen Meißel traktiert haben soll – nach Auffassung der Staatsanwaltschaft in der Absicht, sie zu töten. Die Anklage lautet deshalb auf Mordversuch.

Außerdem soll der Angeklagte einige Wochen vor diesem Vorfall das Auto des neuen Partners seiner Frau „abgefackelt“ haben. Der Anklagepunkt der Brandstiftung ist aber nur ein Teilaspekt in diesem auf acht Verhandlungstage terminierten Verfahren.

Der Fall hatte im vorigen Jahr weit über Manching hinaus für Aufsehen gesorgt: Am späten Abend des 24. September hatte der Spätaussiedler, der in Sibirien geboren wurde, an der Mitterstraße in Manching seiner Ehefrau offenbar in einem Gebüsch aufgelauert, als diese auf dem Heimweg von der Arbeit war. Die Frau hatte damals bereits die Scheidung eingereicht und den Ermittlungen zufolge ihrem Ehemann klargemacht, dass sie nicht zu ihm zurückkehren wolle. Da, so die Auffassung der Staatsanwaltschaft, soll der Mann aus Eifersucht und Rachegelüsten den Entschluss gefasst haben, seine Frau umzubringen.

Den Ermittlungen nach hatte er in der Tatnacht ohne Vorwarnung auf das ahnungslose Opfer eingeschlagen und ihm zunächst eine Kopfwunde zugefügt. Als die Frau sich mit den Händen gegen weitere Hiebe zu schützen versuchte, erlitt sie Prellungen, Schürfwunden und einen Daumenbruch. Erst als zufällig eine Streifenbesatzung vorbeikam, ließ der Mann von seiner Frau ab und versuchte, zu flüchten. Die Polizisten konnten ihn mit Hilfe einiger Passanten stellen und festnehmen. In der Nähe wurde noch das Fahrrad des Mannes mit einem Anhänger und einigen Decken gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter mit dem Wagerl die Leiche seiner Frau fortschaffen wollte.

Vor Gericht erschien der Manchinger, der nach seiner Übersiedlung zunächst in Ostdeutschland gelebt hatte und im Jahr 2000 in den Raum Ingolstadt gekommen war, im Häftlingsdrillich. Offenbar steht ihm gegenwärtig keine andere Garderobe zur Verfügung. In seiner Familie ist er nach der Gewalttat isoliert. Die Scheidung ist inzwischen erfolgt; eine Tochter soll sich angeblich von ihm abgewandt haben.

Der grobschlächtig wirkende Mann, der als Kraftfahrer gearbeitet hat, ist trotz nunmehr 20-jährigen Aufenthalts in Deutschland noch auf einen Dolmetscher angewiesen. Aus der Untersuchungshaft ist er seit Februar wegen eines Urteils in anderer Sache für acht Monate in Strafhaft gewandert, so dass er für die jetzt anstehenden Verhandlungstage zunächst aus dem laufenden Vollzug vorgeführt werden muss.

Der erste Prozesstag war indes schon nach einer halben Stunde beendet: Weil ein Beisitzer der Schwurkammer Vaterfreuden entgegensah und sich schleunigst in den Kreißsaal verabschieden musste, vertagte das Gericht sich bereits nach Verlesung der Anklageschrift auf den morgigen Donnerstag. Dann wollen die beiden Verteidiger eine mit dem Angeklagten abgestimmte Erklärung zu den Vorwürfen abgeben. Nach DK-Informationen will der Mann zwar die Gewalttat gegen seine Ex-Frau einräumen; er will die Schläge aber nicht in Tötungsabsicht geführt haben.