Pfaffenhofen
Mehr Zweitjobber

4800 Menschen brauchen Zusatzverdienst

26.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:52 Uhr

Pfaffenhofen - Immer mehr Menschen im Landkreis Pfaffenhofen sind nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf Zweitjob angewiesen.

Wie die NGG unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit mitteilte, haben im Landkreis derzeit rund 4800 Menschen neben ihrer regulären Stelle noch einen Minijob. Die Zahl der Zweitjobber sei damit innerhalb der vergangenen zehn Jahre um ganze 65 Prozent gestiegen.

Besonders häufig sind Zweitjobber den Angaben zufolge im Zuständigkeitsbereich der NGG beschäftigt: Zusatzjobs in Restaurants, Gaststätten und Hotels sind im Kreis Pfaffenhofen sehr verbreitet. In der Branche gab es demnach im Juni 2019 rund 700 Zweitjobber - das sind 81 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Der Geschäftsführer der NGG Oberpfalz, die auch für die Region Ingolstadt zuständig ist, Rainer Reißfelder, kritisierte aufgrund der Entwicklung eine Schieflage auf dem Arbeitsmarkt. "Im Schatten des Booms der vergangenen Jahre sind viele sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, die oft kaum zum Leben reichen", sagte er. Daher müssten die Angestellten mit Nebenjobs ihre Haushaltskasse aufbessern. "Aber wer auf einen Zweitjob angewiesen ist, der arbeitet meist am Limit - auf Kosten von Familie, Freunden und Freizeit", sagte der Gewerkschaftler.

Dabei treffe der Boom bei den Nebenjobs langfristig auch die heimische Wirtschaft. "Gastronomen und Bäckermeister, die über den Fachkräftemangel klagen, aber gleichzeitig auf 450-Euro-Kräfte setzen, schneiden sich ins eigene Fleisch. Minijobber können keine Hotelfachleute ersetzen", kritisierte Reißfelder. Fachkräfte gewinne man nur mit ordentlichen Löhnen, die ausreichen müssten, damit "die Beschäftigten keinen Zweitjob mehr brauchen". Auch das gewinnen von Nachwuchs sei nur mit guter Bezahlung möglich. "Eine Lehre im Lebensmittelhandwerk oder im Gastgewerbe kommt für Schulabgänger nur infrage, wenn der Lohn und die Ausbildungsbedingungen stimmen", sagte der NGG-Geschäftsführer.

Zudem kritisierte die NGG eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik in den Nullerjahren. "Mit einer Reform könnte die Bundesregierung Minijobs voll in die Sozialversicherung einbeziehen. Allerdings sollten die Arbeitgeber den größten Teil der Beiträge zahlen", sagte Reißfelder. Das würde reguläre Stellen attraktiver machen.

PK