Heidelberg/Berlin
Mehr Stromverbrauch durchs Homeoffice

28.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:28 Uhr
Arbeiten in den eigenen vier Wänden: Wie hoch der zusätzliche Stromverbrauch durch das Homeoffice ausfällt, ist allerdings unklar. −Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Homeoffice und kaum Außer-Haus-Aktivitäten - das dürfte die privaten Stromrechnungen klettern lassen. Luft könnte der Staat den Verbrauchern bei EEG-Umlage oder Stromsteuer verschaffen.

Die Corona-Pandemie könnte die Stromrechnung vieler Haushalte nach Einschätzung des Internet-Vergleichsportals Verivox in diesem Jahr steigen lassen. Gründe seien das weitgehend zum Erliegen gekommene öffentliche Leben und die Arbeit im Homeoffice.

„Die Stromkosten sind höher als jemals zuvor, und es ist davon auszugehen, dass der häusliche Stromverbrauch wegen des Kontaktverbotes in diesem Jahr deutlich höher ausfällt als in den Vorjahren“, sagte Verivox-Energieexperte Valerian Vogel.

Wie hoch der zusätzliche Stromverbrauch durch die Arbeit im Homeoffice ausfällt, ist allerdings unklar. „Wegen der längeren
Aufenthaltsdauer in den Wohnungen dürfte der Energieverbrauch der privaten Haushalte insgesamt leicht steigen“, erwartet der Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Durch Videokonferenzen oder Homeoffice-Tätigkeiten werde sich der private Stromverbrauch aber „nur um geringe Mengen“ erhöhen.

Mehr Strom als für Kommunikationsgeräte wird in Privathaushalten für den Alltag verbraucht. Aufs Kochen, Trocknen, Bügeln und andere Prozesswärme entfallen nach Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen etwa 30 Prozent des Stromverbrauchs. Für Computer, Telefon und Co. sind es demnach nur 17 Prozent. Wenn in Corona-Zeiten mehr zu Hause gekocht wird, dürfte der Stromverbrauch steigen.

Die Strompreise sind in diesem Frühjahr zwar auf ein Rekordniveau geklettert, aber für ihren Energieverbrauch zahlen die Haushalte insgesamt weniger als vor einem Jahr. Denn das Heizen mit Heizöl und Gas verbilligte sich, und auch fürs Tanken müssen die Verbraucher weniger ausgeben. Laut Statistischem Bundesamt gab es bei Energieprodukten insgesamt zwischen März 2019 und März 2020 einen Preisrückgang um 0,9 Prozent.

Die Grünen wollen Strom durch eine Senkung der EEG-Umlage deutlich billiger machen, um die Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder anzukurbeln und die Bürger zu entlasten. Schon Mitte des Jahres sollte die Umlage nach ihren Vorstellungen um fünf Cent je Kilowattstunde gesenkt werden. Derzeit liegt die Umlage zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei 6,76 Cent pro Kilowattstunde. Auch die schwarz-rote Koalition will die Ökostrom-Umlage senken - aber erst 2021, wenn ein CO2-Preis Sprit, Heizöl und Erdgas verteuert.

Die FDP warnte davor, die Bürger auf den erwarteten höheren Energiekosten sitzen zu lassen. „Die Stromsteuer muss gesenkt werden“, sagte der Vizevorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer. Die Menschen seien durch die Corona-Krise schon genug belastet. „Es kann nicht sein, dass sie sich diszipliniert an die Anweisungen der Regierung halten und am Ende dafür noch tiefer in die Tasche greifen müssen.“

Eine Senkung der EEG-Umlage um 5 Cent würde nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 eine Familie mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4250 Kilowattstunden um 213 Euro entlasten. Ein Single-Haushalt mit einem Verbrauch von 1500 Kilowattstunden könnte 75 Euro sparen. „Für alle Privathaushalte in Deutschland summiert sich die Entlastung auf rund 6,4 Milliarden Euro“, sagte Lasse Schmid, Geschäftsführer Energie bei Check24. Verivox beziffert die Gesamtbelastung eines Haushalts mit einem Verbrauch von 3000 Kilowattstunden durch die EEG-Umlage auf 242 Euro brutto im Jahr.

Neben der EEG-Umlage treiben auch Stromsteuer und Mehrwertsteuer den Strompreis nach oben. Die Stromsteuer schlägt mit 2,05 Cent je Kilowattstunde zu Buche. Für einen Durchschnittshaushalt entstehen laut Verivox so Kosten von 73 Euro brutto pro Jahr. Potenzial gebe es auch bei der Mehrwertsteuer, hier sind bei Strom bisher 19 Prozent fällig. Wenn Strom als lebensnotwendiges Gut eingestuft und damit mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent belastet würde, entspräche das einer jährlichen Entlastung von 92 Euro, so Vogel.

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dpa