Eichstätt
Mehr Menschen mit Geldproblemen

Studie zur Caritas-Sozialberatung Steigender Anteil der Hilfesuchenden mit Migrationshintergrund

02.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Eichstätt (pde) Immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund sowie mehr Menschen mit finanziellen Problemen suchen die Allgemeine Sozialberatung der Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt auf.

Das sind die hervorstechendsten Ergebnisse einer inzwischen ausgewerteten Stichtagserhebung über diesen Kerndienst des katholischen Wohlfahrtsverbandes. Der Deutsche Caritasverband hatte die Untersuchung für alle Diözesen in Deutschland am 21. September durchgeführt. Demnach gab es an diesem Tag fast 100 Ratsuchende bei den sieben Caritas-Sozialberatungsstellen in der Diözese Eichstätt.

Der Anteil der Hilfesuchenden mit Migrationshintergrund ist bei den Caritas-Stellen im Vergleich mit derselben Erhebung im Vorjahr von 30 auf 42 Prozent gestiegen. Nach Information von Bernhard Gruber, Sozialberater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Sozialberatung bei der Caritas im Bistum Eichstätt, ist die Allgemeine Sozialberatung der Caritas mittlerweile für viele anerkannte Asylbewerber eine erste Anlaufstelle, wenn es in ihrer Umgebung keinen Migrationsdienst gibt. Dies betreffe vor allem die ländlichen Gegenden. In Ingolstadt kämen hingegen vor allem zahlreiche Arbeitsmigranten aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien: "Viele haben ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse, manche finden gar keinen Job und sehr viele keine Wohnung", berichtet der Sozialberater.

Viele der Zugewanderten, aber auch zahlreiche einheimische Ratsuchende leiden unter akuten Geldproblemen. Laut der Untersuchung ist die Anzahl der Menschen mit allgemeinen Schulden im Vergleich zum Vorjahr von 25 auf 29 Prozent, jener mit Mietschulden von fünf auf zwölf Prozent und derjenigen mit sonstigen finanziellen Problemen von 35 auf 41 Prozent angewachsen.

"Zu uns kommen zahlreiche Hilfesuchende, die Schulden aus ihrem Existenzminimum zurückzahlen", erklärt Gruber. Das betreffe zum einen Darlehen vom Jobcenter für zum Beispiel die vorgestreckte Wohnungskaution oder die Beihilfe zur Reparatur einer kaputten Waschmaschine. Zum anderen "zahlen unsere Klienten allerdings leider auch oft die falschen Schulden", erfährt der Caritasmitarbeiter immer wieder. Dabei handele es sich "etwa um Handyverträge mit hohen Kosten".

Immer häufiger vereinbart Gruber daher für Betroffene, dass deren Miete direkt vom Amt aus den Sozialleistungen an die Vermieter gezahlt wird und erstellt gleichzeitig mit den Hilfesuchenden einen privaten Haushaltsplan. Fast die Hälfte der knapp hundert Ratsuchenden am Stichtag bezog Arbeitslosengeld II, über ein Drittel hatte aber auch ein eigenes Erwerbseinkommen. "Auch von diesen Menschen leben viele in Armut. Viele kommen am Ende des Monats, auch wenn sie keine Schulden haben, kaum noch über die Runden und viele Leiharbeiter wissen zudem nicht, wie lange sie noch Arbeit haben", erklärt Gruber.

Die finanziellen Probleme wirken sich oft negativ auf Ehe und Partnerschaft aus. "In Beratungsgesprächen geht es auch um bevorstehende Trennungen", so Gruber. Der Anteil der Menschen in Ehe und Partnerschaft, die bei den Caritas-Sozialberatungsstellen im Bistum Hilfe suchten, ist bei der Stichtagserhebung von 32 Prozent im Vorjahr auf 43 Prozent gestiegen. Die Ratsuchenden sind überwiegend Frauen, allerdings ist der Anteil der Männer im Vergleich mit dem vergangenen Jahr um acht Prozent angewachsen.

Im Bistum Eichstätt leisten den Caritas-Kerndienst Allgemeine Sozialberatung die Kreisstellen in Eichstätt, Herrieden, Ingolstadt, Neumarkt, Nürnberg-Süd, Roth und Weißenburg. Außenstellen gibt es zudem in Altdorf, Beilngries, Eibach, Gunzenhausen, Hilpoltstein, Kösching, Schwabach und Wemding.