Starnberg
Mehr Geld für Lehre und Forschung

Hochschulen für angewandte Wissenschaften sonnen sich auf dem Starnberger See im Erfolg

16.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:08 Uhr
Volles Haus bei Semesterbeginn in der Technischen Hochschule −Foto: Rössle

Starnberg (DK) Eitel Sonnenschein herrschte am Mittwochabend, als rund 200 Wissenschaftler, Politiker, Wirtschafts- und Medienvertreter auf der MS Starnberg zum ersten bayerischen Hochschultag in See stachen. Der Verbund der 19 bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften, „Hochschule Bayern“, hatte zur Podiumsdiskussion und zum Austausch auf dem Starnberger See eingeladen, und die Gäste wurden nicht müde zu betonen, wie gut die Hochschulen in Bayern aufgestellt seien.

Die einstigen Fachhochschulen hätten ihre Zielvereinbarungen übererfüllt, den doppelten Abiturjahrgang mit Bravour gemeistert und ein Drittel mehr Studenten aufgenommen, als ursprünglich gefordert. Derzeit sind über 100 000 Studenten an bayerischen Hochschulen eingeschrieben. Zwei Drittel aller Ingenieure in Bayern kommen von Hochschulen für angewandte Wissenschaften. „Die bayerischen Hochschulen sind ein gefragter Exportartikel auf der ganzen Welt geworden“, meinte der Vorsitzende von „Hochschule Bayern“, Michael Braun. Aber sie seien unterfinanziert.

Um den Standard zu halten und noch zu steigern, müsse mehr Geld vom Freistaat in Lehre und Forschung fließen, waren sich Hochschulpolitiker und Professoren einig. Schließlich sei Bildung der einzige Rohstoff, den Deutschland habe. Ein Land ohne Bodenschätze müsse auf den Geist setzen. Dem stimmte auch der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) zu: „In der nächsten Legislaturperiode muss mehr Geld in Bildung investiert werden.“

Heubisch geht davon aus, dass er auch nach der Landtagswahl im September Wissenschaftsminister ist. Sehr gelassen sitzt er an Deck der MS Starnberg, schließlich spielt ihm momentan der Koalitionspartner CSU mit seinen Affären die Trümpfe in die Hand. „Ich hoffe, das kommt uns zugute. Wir wollen keine absolute Mehrheit der CSU, sondern eine Fortsetzung der Koalition“, erklärt Heubisch und ergänzt schmunzelnd: „Glauben Sie mir, die Sache ist noch nicht beendet. Da kommt noch mehr Ärger.“ Nächstes Thema könnte die Abgeordnetenpauschale sein, sagt der FDP-Politiker.

Für viele Uni-Chefs bleibt nach wie vor die Abschaffung der Studiengebühren ein Ärgernis. Heubisch hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er für Studienbeiträge ist, aber er betont auch, dass die fehlenden Beiträge zu 100 Prozent vom Freistaat kompensiert würden. „Jede Hochschule bekommt pro Student genau das, was sie mit Studiengebühren gehabt hat.“ Könnte man als Alternative nicht bestimmten Hochschulen die Freiheit zugestehen, selbst Studiengebühren zu erheben? „Das könnte ich mir zwar nicht an Hochschulen allgemein, aber durchaus an bestimmten Fakultäten vorstellen“, meinte der Minister.

Einen Unterschied zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten sei spätestens seit der Bologna-Reform kaum mehr auszumachen, warf Moderator Tobias Ranzinger bei der Podiumsdiskussion in die Runde. Aber bei der Finanzierung klafft immer noch ein großer Unterschied. Zum Beleg nannte er Zahlen aus dem Jahr 2010: Demnach bekamen die Unis bundesweit pro Student 9200 Euro, die Hochschulen für angewandte Wissenschaften dagegen nur 3900 und in Bayern sogar nur 3500 Euro.

Heubisch zweifelte die Zahlen an: Innerhalb von drei Jahren sei Einiges geschehen. Die Zukunft sieht er auch in strategischen Allianzen zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten. Und was wird aus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die der Staat zwar mit 85 Prozent unterstützt, aber bei der die Kirche das Sagen hat? „Wir werden an der Finanzierung und Struktur gemeinsam arbeiten müssen“, erklärte Heubisch.