Hilpoltstein
Mehlschwalben in Bayern auf dem Rückzug

Sie finden kaum mehr Nahrung und Nistplätze, wie die "Stunde der Gartenvögel" ergab – Spatz auf Platz eins der Zählaktion

02.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Kein leichtes Los hat derzeit die Mehlschwalbe in Bayern - Foto: Thinkstock

Hilpoltstein (DK) Vogelschützer in Bayern sehen Mehlschwalben in Gefahr. Die zunehmende Bebauung vor allem in Südbayern und rund um die großen Städte reduziere die Zahl von Fluginsekten – diese aber gehören zum Speiseplan der Zugvögel, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) gestern im Rahmen der Zählung „Stunde der Gartenvögel“ mitteilte.

Die Mehlschwalben seien stellenweise, zum Beispiel in Münchner Stadtvierteln, komplett ausgestorben, sagt Sylvia Weber vom LBV München. „Zudem können kaputtgegangene Nester von den Vögeln oft nicht mehr ausgebessert oder überhaupt neu gebaut werden, weil die Schwalben gar keine offenen Böden mit feuchtem, lehmigem Material mehr finden.“

Die bei der Aktion zum zweiten Mal erhobene Zahl der Häuser mit Schwalbennestern im Freistaat sank noch einmal deutlich. Nach knapp zehn Prozent im Vorjahr halbierte sich dieser Wert nun fast noch einmal. „Mehlschwalben und Mauersegler sind als Gebäudebrüter vom Brutplatzverlust bei Sanierungen oder sogar von der mutwilligen Entfernung ihrer gesetzlich geschützten Nester von der Hausfassade besonders betroffen“, erklärt Sylvia Weber. Auch in Neubaugebieten, wo für Schwalben eigentlich gute Bedingungen herrschen sollten, da geeignetes Baumaterial und Hausdächer vorhanden sind, werden die Vögel zunehmend vergrämt und ihre Nester entfernt.

Die Vogelzählung ergab zudem, dass die Zahl der Feldsperlinge in den heimischen Gärten zum zweiten Mal in Folge stark zunahm. Das bedeutet nach LBV-Angaben jedoch nicht, dass es insgesamt mehr Vögel dieser Art gibt, sondern vielmehr, dass sie immer häufiger in Dörfer und Städte ziehen. Ein Trend, der auch bei anderen Vogelarten zu erkennen sei und auf einen Verlust ihrer gewohnten Lebensräume schließen lasse.

Der Haussperling belegte bei der Vogelzählung in Bayern erneut den ersten Platz, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Star und Blaumeise. 9010 Beobachter hatten insgesamt 210 415 Vögel in 6325 Gärten gesichtet.

Der Spatz bleibt auch Nummer eins in Deutschlands Gärten – durchschnittlich fünf Haussperlinge pro Grundstück flattern dort herum. Bundesweit wurden mehr als eine Million Vögel beim Nabu und dem LBV gemeldet, mehr als 47 000 Vogelfreunde hatten in Gärten und Parks eine Stunde lang gezählt. „Sorgen bereitet uns die Tatsache, dass fünf der 13 häufigsten Gartenvogelarten stetig abnehmen und nur eine Art zunimmt“, bilanzierte Nabu-Experte Lars Lachmann. Während sich einige Arten an den städtischen Siedlungsraum angepasst hätten, zählten Insektenfresser wie Rotkehlchen – oder eben die Mehlschwalbe – zu den Verlierern.

Die Endergebnisse können im Internet auf www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de eingesehen werden. Dort zeigen interaktive Karten, wie sich eine Vogelart an einem ausgesuchten Ort oder Landkreis entwickelt hat.