Hilpoltstein
Mary-Kate Windisch gewinnt Leistungswettbewerb der bayerischen Maler- und Lackiererinnung

08.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:24 Uhr |
Sie träumt nach ihrem Triumph von einem Platz im Nationalteam der Maler: Mary-Kate Windisch aus Hilpoltstein. − Foto: Bleisteiner

Hilpoltstein Stolz hält Mary-Kate Windisch ihre Urkunde in die Kamera und lächelt glücklich. Dazu hat die 20-Jährige aus Hilpoltstein auch allen Grund. Schließlich hat die Junggesellin im Maler- und Lackiererhandwerk erst vor einigen Tagen den Landesleistungswettbewerb der Bayerischen Maler- und Lackiererinnung gewonnen. Hauchdünn hat sich Mary-Kate beim Wettstreit Anfang Oktober in Rothenburg ob der Tauber gegen ihre stärkste Konkurrentin aus Oberbayern durch gesetzt und den Sieg damit nach Mittelfranken geholt.

"Ohne meinen Chef und meine zwei Kollegen, die mich durch die Ausbildung begleitet haben, hätte ich das nie geschafft", sagt Mary-Kate dankbar. Der Chef ist Johannes Meier vom gleichnamigen Meistermalerbetrieb in Hilpoltstein. Und die zwei Kollegen, die die junge Frau unter ihre Fittiche genommen haben, sind die Gesellen Tobias Oberhofer und Benjamin Rückert. "Die mussten schon einiges mit mir aushalten", sagt Mary-Kate im Rückblick auf ihre Ausbildung und schmunzelt.

"Ich wollte eigentlich nie und nimmer einen Handwerksberuf lernen", erinnert sich die junge Frau zurück, die ihre berufliche Zukunft eher im sozialen Bereich gesehen hat. Durch Zufall hatte sich ein Praktikumsplatz beim Malerbetrieb Meier ergeben, und siehe da: "Vom ersten Tag an hab ich gemerkt, das ist das Richtige für mich", sagt die erfolgreiche Junggesellin, die sich nach eigenen Angaben in der Schule immer eher so durchgemogelt hat. "Wenn man was findet, das einem Spaß macht, dann läuft es wie von selbst", sagt Mary-Kate, die ihre dreijährige Ausbildung in ihrem Praktikumsbetrieb Mitte Juli diesen Jahres mit einer Abschlussnote von 2,0 bravourös beendet hat. Dass sie damit auch gleichzeitig mittelfränkische Kammersiegerin wurde, hat sie selbst überrascht.

Mitte September entdeckte Mary-Kate die Einladung der Handwerkskammer für den Bayerischen Landesleistungswettbewerb in ihrem Briefkasten. Denn als Kammersiegerin ist man automatisch berechtigt, an diesem Wettstreit teilzunehmen. "Für mich war vollkommen klar, da will ich hin", erzählt Windisch und auch ihr Chef Johannes sagte ihr seine volle Unterstützung zu. Diese beinhaltete neben der Gewährung des Urlaubs für diese drei Tage auch das Stellen des Materials wie Tapete, Putze und Farben und der benötigten Werkzeuge.

Zwei Wochen hatte Mary-Kate Zeit, sich auf den Wettbewerb vorzubereiten. "Ich hab mich bei uns zu Hause auf dem Dachboden ausgetobt und dort an den Wänden verschiedene Techniken ausprobiert", sagt Mary-Kate, die seit einigen Monaten bei ihrem Freund in Buchberg in Neumarkt in der Oberpfalz lebt. Bestens vorbereitet trat die junge Malerin am 30. September die Reise nach Rothenburg ob der Tauber an. "Ich war schon ziemlich aufgeregt", erinnert sie sich zurück und ergänzt, "vor allem war ich auch neugierig auf meine Konkurrenten aus den anderen fünf Innungen in Bayern. Wir waren fünf Frauen und nur ein Mann", sagt Mary-Kate. Umso erstaunlicher, weil das Maler- und Lackiererhandwerk doch eher als Männerdomäne gilt. "Ein Grund ist vielleicht, dass wir Frauen mehr Bock auf die filigranen Arbeiten haben", vermutet die 20-Jährige.

Die anfängliche Nervosität war schnell verflogen, was auch daran gelegen hat, dass ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter "alle total nett" waren. Nach dem ersten kurzen Kennenlernen im Hotel galt es in den nächsten zwei Tagen dann in den Räumen der Staatlichen Berufsschule die anspruchsvolle Prüfung in zwölf Stunden zu bewältigen. Mit kreativen Techniken, einer Tapezierung, verschiedenen Mischübungen und einer Gestaltung mit einem Logo, einem alten Fiat 500, musste die Prüfungskoje gestaltet werden. Zusätzlich wurde noch eine Handlackierung gefordert.

"Das war schon wesentlich anspruchsvoller als die Gesellenprüfung", sagt Mary-Kate, die jedoch gerade an dieser Herausforderung Gefallen fand. "Da konnte ich etwas ausprobieren, was ich normalerweise kaum mache. Das fand ich supergeil", sagt sie begeistert und fügt hinzu. "Ich war die Erste, die mit der Prüfung fertig war". Während ihre Mitstreiter also unter Hochdruck noch an ihrer Koje arbeiteten, packte Mary-Kate schon ihre Sachen zusammen und war völlig überrascht, als plötzlich ihr Chef vor ihr stand. Denn damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Johannes Meier wollte sich höchstpersönlich ein Bild vor Ort zu machen und zu schauen, wie sich seine Angestellte dort so schlägt. Und schnell stellte er fest, dass seine Junggesellin hervorragende Arbeit geleistet hat. "Er hat gesagt, ,Das schaut gut aus'." Auch wenn Mary-Kate schon während der Prüfung ein gutes Gefühl hatte, "das Lob vom Chef hat mich zusätzlich bestärkt und ich war weitgehend beruhigt", erzählt sie.

Gut zwei Stunden später, nachdem die Prüfungskommission alle Arbeiten genauestens unter die Lupe genommen hatte, stand das Ergebnis fest. Mary-Kate siegte mit zwei Punkten Vorsprung vor ihrer stärksten Konkurrentin, Sonja Schrickel aus Iffeldorf (Oberbayern). Jetzt darf Bayerns beste Maler- und Lackiererin Mitte November beim Bundesleistungswettbewerb in Chemnitz teilnehmen, wo sie sich mit den Landessiegern aller Bundesländer messen wird. "Das will ich rocken", sagt Mary-Kate selbstbewusst. "Ich möchte unter die ersten Drei kommen. Damit würde ich dann automatisch in das Nationalteam der Maler rücken", sagt Mary-Kate, für die sich damit ein großer Traum erfüllen würde. Doch selbst, wenn das angestrebte Ziel nicht erreicht werden sollte, kann die erfolgreiche Junggesellin mehr als zufrieden sein. "Egal wie das endet, ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe".

HK

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