Neuburg
Mangelware betreutes Wohnen

Horst Gutjahr fordert die Stadtpolitik zu Aktivitäten auf

24.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Neuburg (r) Nicht in ein Pflegeheim zu müssen, aber im Alltag Hilfe und Zuspruch zu bekommen – so stellt man sich betreutes Wohnen für Senioren vor. Der Bedarf steigt, aber bezahlbare Plätze gibt es zu wenig. „Warum verschließt der Stadtrat die Augen vor dieser gesellschaftlichen Entwicklung“, fragt Horst Gutjahr (72), Träger der Bürgermedaille und 40 Jahre lang Mitglied des Neuburger Stadtrats.

Der Block der Bürgerspitalstiftung zum betreuten Wohnen im Schwalbanger mit 66 Wohnungen und Apartments ist permanent belegt. Ein Dutzend Interessenten steht auf der Warteliste. Kürzlich seien vier Wohnungen freigeworden, so Stadtkämmerer Markus Häckl, „aber diese Einheiten sind schnell wieder vergeben.“ Stadtrat Fritz Goschenhofer (CSU) stellte im Finanzausschuss die Frage, „eventuell über einen Neubau zu diskutieren.“ Der Bedarf im betreuten Wohnen sei jedenfalls enorm.

OB Bernhard Gmehling verwies auf die Investitionen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt (Gewo). Sie habe Blöcke am Schwalbanger aufgestockt, barrierefrei gestaltet und energetisch verbessert. Das nächste Millionenprojekt mit Hilfe der Städtebauförderung stehe in der Richard-Wagner-Straße an. Man könne nicht „von heute auf morgen Neubauten hinstellen.“

Horst Gutjahr vermisst Perspektiven im Pflegebereich wie beim Bau von Sozialwohnungen. Die Gewo habe seit 20 Jahren keine Sozialwohnung mehr gebaut, jährlich gehen über 300 Anfragen nach mietgünstigen Wohnungen ein. In der Kurzzeitpflege finde man in Neuburg kaum mehr einen freien Platz, seit die Geriatrie ihre Abteilung geschlossen hat. Auch die reinen Pflegeheime seien mittlerweile ausgelastet.

Horst Gutjahr sieht die Stadt in der Pflicht, auf dem Wohnungssektor besonders für die älteren Mitbürger aktiver zu werden. Die demografische Entwicklung bringe diesen Anspruch mit sich. Die Spitalstiftung habe das vom Orden geführte Spital aufgegeben und das Altenheim an der Richard-Wagner-Straße verkauft. Die Stiftung müsse wieder mehr ihrem eigentlichen Auftrag nachkommen. Horst Gutjahr: „Die Stadtpolitik muss hier nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch denken.“