"Mädchen, das schaffst du schon"

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Die Juristin Antje Draheim übernimmt die Leitung der Weißenburger Arbeitsagentur. Ihr steht der Rother Geschäftsstellenleiter Reinhold Konrad zur Seite. - Foto: Wilcke

Roth (pha) Klack klack. Klack klack. Zwei sich schnell bewegende Füße in hohen Damenschuhen setzen mit Nachdruck auf dem gekachelten Boden auf. Die Füße spiegeln gut das Auftreten ihrer Besitzerin wider: Die neue Chefin der Bundesagentur für Arbeit in Weißenburg, Antje Draheim, ist jung, dynamisch und entschlossen.

Die 38-jährige Juristin, die im Bereich öffentliche Finanzen in Volkswirtschaftslehre promoviert hat, hat zum 1. September die Leitung der Behörde übernommen und ersetzt Gisela Scherer. Scherer verließ nach knapp zwei Jahren Weißenburg, um die operative Geschäftsführung in der Nürnberger Agentur zu übernehmen.

"Viele meiner dienst- und lebensälteren Kollegen haben mir zu Beginn auf die Schultern geklopft und gesagt: Mädchen, das schaffst du schon", sagt Draheim bei ihrer offiziellen Vorstellung schmunzelnd. Schließlich müsse sie schon zugeben, dass sie den Altersdurchschnitt der Agenturchefs senke. Sie selbst bezeichnet sich als Quereinsteigerin in der Arbeitsagentur: "Ich habe weder eine Ausbildung noch ein Studium innerhalb der Arbeitsagentur gemacht. Seit sechs Jahren arbeite ich hier und nun freue ich mich auf meine neue Aufgabe."

Sie sei zwar Juristin, habe aber nicht in ihrem Beruf gearbeitet: "Vor meinem Eintritt in die BA war ich in der Wirtschaft, im Hochschulsektor und sowohl auf kommunaler als auch Landesebene tätig", sagt Draheim. Zuletzt leitete sie in der Arbeitsagentur die Bereiche Personalrecht und Organisationsentwicklung: "Vor allem den internen Dienstbetrieb, vom Aktenlauf über Dienstsiegel war da alles dabei."

Um sich nun ein Bild von der Region zu machen und die Menschen hier kennenzulernen, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, in den nächsten Wochen unterschiedlichste Einrichtungen der Gegend zu besuchen.

Obwohl der Weißenburger Bezirk mit 4,2 Prozent Arbeitslosigkeit noch gut dastehe, sorgt sich Antje Draheim um die steigende Jugendarbeitslosigkeit in der Region: "Das macht 15 Prozent der gesamten Arbeitslosigkeit aus und die Tendenz ist steigend", sagt sie. Dagegen will sie angehen: "Mein Ziel lautet Prävention." Dies gilt vor allem für Menschen, die noch Arbeit haben, aber auf der Suche nach einer neuen Stelle sind. "Vom Beruf in den Beruf, ohne Zwischenhalt. Sie sollen den Status von Arbeitslosigkeit erst gar nicht erreichen", erklärt sie.

Weiter will sie vorbeugende Maßnahmen ergreifen, die jungen Menschen den fließenden Übergang von der Schule in den Beruf ermöglichen. "Wir müssen die Wartezeiten der jungen Schulabgänger verkürzen, die auf eine Ausbildungsstelle warten." Denn je länger die Vermittlung dauere, desto länger blieben die jungen Menschen Kunden der Arbeitsagentur. Besonders wichtig ist ihr auch, dass Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung "eine zweite Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen". Denn diese Gruppe verschwinde neben den Schulabgängern in Krisenzeiten sehr schnell aus den Blickwinkel.

"Unser Appell richtet sich natürlich vor allem an Arbeitgeber, weiterhin Ausbildungsplätze zu schaffen und auch gesundheitlich eingeschränkten Menschen eine Chance zu geben", sagt sie. Die Arbeitsagentur bietet dafür gesonderte Beratungen, die in Verbindung mit einer finanziellen Förderung des Freistaates stehen, an. "Ein positives Beispiel möchte ich gern hervorheben: Eine Heidecker Badmöbelfirma hat zwei Auszubildende einer insolventen Firma übernommen, damit die beiden ihre Ausbildung nicht abbrechen müssen", sagt sie stolz und sieht darin einen Beweis, dass trotz unsicherer Wirtschaftslage mittelständische Firmen einen großen Teil zu einer sinkenden Arbeitslosigkeit beitragen können.

Im internen Bereich der Arbeitsagentur möchte Antje Draheim auch Veränderungen vornehmen: "Ich will die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranbringen." Schließlich sei die Agentur auch ein Arbeitgeber, der Vorbild sein solle für andere Organisationen und Betriebe.