Ingolstadt (DK) Wenn die "Alte Katt'" mit einem Mal frisch-fröhlich im Sambarhythmus ums Scheunentor tanzt und "D' Sau, D' Sau" mit ihrem Schweinern Kopf und leichtfüßiger Eleganz über die Marimba tänzelt, dann treffen musikalische Welten aufeinander. Sie ohne Stoßkanten und Wertverlust miteinander zu verknüpfen ist die Herzensangelegenheit von Stefan Pellmeier und seiner Band am Samstagabend im Bauerngerätemuseum in Hundszell.
Die Location mit Bezug zum traditionellen bäuerlichen Leben ist zwar sinnig gewählt, der Spielort aber ist eine Herausforderung.
In der neu erbauten Halle sprechen der nackte Betonboden, die kahlen Wände und die schlichte Fichtenbalkendecke nicht eben für gute Akustik. Und tatsächlich überlagert der reflektierte Schall den ganzen Abend über die Klänge und feinen Nuancen der Musik. Stefan Pellmaier und seine acht begleitenden Instrumentalisten aber machen bei diesem Konzert im Rahmen der Ingolstädter Jazztage das Beste daraus. Ihr Anliegen ist es, traditionelle bayerische Volkslieder und die Wirtshaushits der Urgroßeltern passgenau und mitreißend wie damals auf die Ohren und in die Zeit der Enkelgeneration zu bringen. Als bayerische Moderne eben.
"Tradition ist was Schönes, aber manchmal muss man sie zum Leben erwecken", versichert der Percussionist aus Freising zu seinem Programm "La Bavarica". Mit drei Marimbas, einer dreiköpfigen Blechbläserformation, zwei Gitarren und einem großartig ausgereizten Schlagwerk von Stefan Treutter setzen sie das Schnitzmesser an die alten musikalischen Themen an. In ihrer Interpretation rückt der Zwiefache aus Niederbayern ganz nah an die Salsarhythmen rund um den Zuckerhut, und die Erkennungsmelodie von "Unter unsrem Himmel" bekommt mit rockigen Gitarrenriffs samt Zither-Anklängen eine ganz besondere Dynamik.
Stefan Pellmaier hat für sich und die beiden anderen Marimbaspieler Christoph Hobmaier und Michael Leopold auch eigene Stücke geschrieben. Das "Polka-Date" samt original Schweizer Holzlöffel-Percussion übertrifft in seiner Rasanz fast noch die Zirkus-Renz-Melodie und lässt die Zuhörer mit staunenden Augen zurück. Pellmaier hat in seinen Arrangements ein feines Gespür dafür, bayerische Musiktradition mit Elementen aus lateinamerikanischen Klängen, Jazz, Swing, Funk und immer wieder auch beeindruckenden Klassikelementen zu vermengen. Odilo Zapf an der Posaune und die Trompeter Anton Bernhard und Reinhard Greiner sind hier die Garanten für großartige Blecheinspielungen.
Pellmaier punktet nicht nur als Arrangeur und Percussionist, sondern auch als Sänger und locker-sympathischer Moderator. Die Spielfreude ist allen neun Musikern schon an der Körpersprache anzumerken - am Sound sowieso. Diese Leidenschaft steckt an, immer wieder brandet anerkennender Applaus für eingestreute Soli auf. Der erfrischende Spielwitz des gesamten Ensembles öffnet die Türen weit für eine Renaissance der alten Volksweisen.
Dass der Bayerische Rundfunk nun einen Wettbewerb ausgeschrieben hat, alte Volkslieder neu zu interpretieren, lässt Pellmaier nur lächeln. "Das machen wir schon seit Jahren", betont er. Dass sie diese Transformation des alten Sounds mit einer lustvollen Frischzellenkur zur Perfektion gebracht haben, attestiert ihnen das Publikum spätestens nach der zweiten Zugabe mit Standing Ovations und minutenlangem Applaus.
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