Eichstätt
Luftaufklärung am Brandort

Die Feuerwehren im Landkreis Eichstätt setzen als erste in der Region eine eigene Drohne ein

19.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Vier Propeller, zwei Kameras: Eine wendige Drohne hilft den Feuerwehren im Landkreis Eichstätt aus der Vogelperspektive bei der Lageerkundung, wenn es brennt. Patrick Ogrzey (hinten) aus Stammham ist einer von sechs Männern, die das Fluggerät bedienen. −Foto: Richter

Eichstätt (DK) Wenn es brennt, muss es schnell gehen. Doch nicht immer ist es für die Feuerwehren einfach, Brandherd und Schadensausmaß rasch zu erkunden. Im Landkreis Eichstätt hat sich jetzt erstmals der Einsatz einer Drohne bewährt. Andere Feuerwehren in der Region Ingolstadt ziehen nach.

Die Premiere für das Fluggerät fand erst vor wenigen Wochen statt, als in Beilngries im nordöstlichen Landkreis pechschwarze Rauchwolken über einem Entsorgungsunternehmen aufzogen. Das Großfeuer bedeutete eine enorme Herausforderung für rund 200 Feuerwehrleute aus der Region. Aus allen Himmelsrichtungen rückten sie an. Aber wo lag der Brandherd, wie weit hatten die Flammen sich schon ausgebreitet? Die Drohne brachte rasch den Überblick.

"Als guter Einsatzleiter hat man gelernt, wie die Erkundung erfolgt: von links nach rechts, von vorne nach hinten, von unten und oben - jetzt bekommen wir auch aus der Luft einen guten Überblick", sagt der Eichstätter Kreisbrandrat Martin Lackner. "Die Drohne ist mit zwei Kameras ausgestattet, eine mit hochauflösender Linse und eine mit Wärmebildsensor. So ist es möglich, Brandherde oder Glutnester zu orten, aber auch Vermisste zu suchen, zum Beispiel nachts." Momentan gebe es zwei Dreierteams für das Gerät: "Einer bedient die Drohne, der zweite das Funkgerät und der dritte die Kameras", erklärt Lackner. Die Feuerwehren im Kreis Eichstätt seien regional die ersten, die eine solche Drohne im Einsatz haben.

Der Kreis Neuburg-Schrobenhausen ist aber dabei, aufzuschließen, dort gibt es gleich zwei solcher Fluggeräte. Die erste Bewährungsprobe steht indes noch aus. "Es geht nicht nur um Bilder aus der Luft", sagt Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier. "Man kann auch Sensoren zur Schadstoffmessung anbringen und muss niemand in Gefahrenzonen schicken." Diese Option sei bei potenziellen Störfallbetrieben interessant.

Im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen besitzt die Feuerwehr ebenfalls ein Fluggerät, ohne es bisher eingesetzt zu haben. "Wo wir früher zur Erkundung von der Drehleiter herabgeschaut haben, können wir jetzt die Drohne steigen lassen", sagt Kreisbrandrat Werner Kastner. Freiwillige für die Bedienung des Geräts zu finden, sei kein Problem gewesen. "Es macht ja auch Spaß, damit zu arbeiten. Eine solche Drohne kann sogar Leben retten - wenn wir eine einsturzgefährdete Halle erkunden müssen, fliegen wir damit rein, und ich muss keine Kameraden gefährden."

Die Pfaffenhofener Einsatzkräfte setzen derweil auf das Technische Hilfswerk, das eine unbemannte Drohne mit Kamera besitzt. Erst am 5. Mai fand in der Regens-Wagner-Stiftung in Hohenwart eine groß angelegte Katastrophenschutzübung statt, bei der Feuerwehren und THW das Zusammenspiel übten. Die Berufsfeuerwehr in Ingolstadt greift dagegen auf professionelle Drohnenflieger zurück, weil sie kein eigenes Fluggerät hat. Was nicht ist, kann aber noch werden, ebenso wie bei der Audi-Werksfeuerwehr. "Es gibt Überlegungen, eine solche Drohne anzuschaffen", sagte Audi-Sprecherin Christina Floss.

Die Eichstätter Feuerwehren sind jedenfalls stolz, als erste in der Region startklar zu sein. "Damit gehen wir in die dritte Dimension", sagte Landrat Anton Knapp am Montagabend bei der Vorstellung des Fluggeräts. Er weiß, wovon er spricht, schließlich war er lange Zeit selbst mit Leib und Seele aktiver Feuerwehrmann. Patrick Ogrzey und Andreas Oblinger führten die Technik in der Praxis vor.

"Die Drohne erleichtert unsere Arbeit sehr", freute sich Kreisbrandrat Lackner. Bei Großschadenslagen sei es bisher sehr schwierig gewesen, genauen Überblick zu bekommen. "Der aktuelle Stand der Lage kann künftig aus der Vogelperspektive sofort in das Fahrzeug des Einsatzleiters oder bei Bedarf auch in die Stabsstelle des Landratsamtes eingespielt werden."