Neuburg
Linke fordert ein Ende der Kooperation

Bulling-Schröter ist gegen Unterstützung der Möldersvereinigung durch die Bundeswehr

25.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Oberst Werner Mölders, nach dem jahrzehntelang das Neuburger Jagdgeschwader benannt war. Die Möldersvereinigung als Traditionsverein erinnert regelmäßig an ihn. ‹ŒArch - foto: privat

Neuburg (kpf) Der Name Mölders ist wieder einmal ein Politikum. Während man bei der Möldersvereinigung den früheren Namenspatron des Jagdgeschwaders 74, heute Taktisches Luftwaffengeschwader 74, als rehabilitiert ansieht, hält die Linke an ihrer ablehnenden Haltung fest. Die Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter verlangt nun eine Beendigung der Zusammenarbeit von Bundeswehr und Mölderianern.

Die Möldersvereinigung in Neuburg versteht sich als Traditionsverein, dessen Mitglieder nicht damit einverstanden sind, dass dem Neuburger Jagdgeschwader im Jahr 2005 der Name "Mölders" nach Jahrzehnten aberkannt wurde. An jenem 11. März entfernte Generalmajor Norbert Finster, damals Kommandeur der 1. Luftwaffendivision, im Rahmen eines nichtöffentlichen Appells das Fahnenband von der Truppenfahne. Der Name musste in der Folge auch von den Jagdflugzeugen und Ärmelbändern verschwinden. Grundlage war ein Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 1998, getragen von PDS, den Grünen und der SPD. Gerade einmal 25 Abgeordnete hatten seinerzeit beschlossen, dass der Bannstrahl der Bundesregierung Mitglieder der ehemaligen Legion Condor treffen solle. Keine Einrichtung der Bundeswehr dürfe mehr mit ihrem Namen verbunden sein. Das galt auch für Werner Mölders.

Der in Neuburg lebende ehemalige Generalmajor Gunter Lange berief sich in einem Zeitungsbeitrag im vergangenen Jahr auf neuere Arbeiten von Historikern und sieht den Namen des 1941 mit nur 28 Jahren bei einem Absturz tödlich verunglückten Luftwaffenobersts Werner Mölders rehabilitiert.

Die Linke-Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter aus Ingolstadt ist da anderer Meinung und zielt nun auf die Mölderianer ab: "Die Bundeswehr-Unterstützung einer Vereinigung, die das Gedenken an einen NS-Luftwaffenoffizier pflegt, ist nicht akzeptabel", kritisiert die Abgeordnete in einer Pressemitteilung. Auf Anregung der Neuburger Linken habe ihre Partei im Bundestag aktuell in einer Kleinen Anfrage nach der Unterstützung der "Möldersvereinigung" gefragt, die das Andenken an den "Nazioffizier" Werner Mölders als Idol feiere und die Zeitung "Der Mölderianer" herausgebe. Eine mögliche Rehabilitierung Mölders', wie von Lange gefordert, werde von der Bundesregierung nicht bestätigt. Eva Bulling-Schröter weiter: "Die Verherrlichung eines Wehrmachtsoffiziers, der im Spanischen Bürgerkrieg der Legion Condor angehört hat, auf deren Konto zum Beispiel die Zerstörung der Stadt Guernica ging, hat sich die private Möldersvereinigung zur Aufgabe gemacht. Auch wenn sich das Jagdgeschwader 74 seit 2005 nicht länger nach Mölders benennen darf, finden auf dem Gelände des Geschwaders weiterhin Möldersfeiern statt, ausgerichtet von der Möldersvereinigung, von der die Bundesregierung sagt, sie würde sich zur freiheitlich-rechtlichen Grundordnung bekennen."

Die Kleine Anfrage der Linken beantwortete die Bundesregierung mit dem Hinweis, sie habe "keine rechtlichen und politischen Bedenken gegen die Durchführung des Jahrestreffens der Möldersvereinigung" in der Wilhelm-Frankl-Kaserne.

"Ich empfinde es als unerträglich, dass der Vereinigung kostenlos regelmäßig Räume in der Kaserne zur Verfügung gestellt werden und einzelne Geschwaderangehörige während der Dienstzeit redaktionell für die Vereinszeitschrift €šDer Mölderianer €˜ arbeiten", schreibt die Ingolstädter Abgeordnete. "Wenn die Bundesregierung in ihrer Antwort behauptet, die Bundeswehr halte daran fest, Mölders nicht selbst zu verehren, so klingt das angesichts ihrer logistischen Unterstützung der €šMöldersvereinigung €˜ unglaubwürdig. Ich erwarte, dass diese Unterstützung beendet wird."

Helmut Ruppert, ehemals Kommodore des Neuburger Geschwaders und Vorsitzender der Möldersvereinigung, ist durch den jüngsten Vorstoß Bulling-Schröters nicht sonderlich alarmiert. "Das wiederholt sich fast alle zwei Jahre. Die ganze Sache nervt im Prinzip, weil sie sich im Inhalt wiederholt", sagte der Oberst a. D. im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Es handle sich um die üblichen Sticheleien. Was die Geschwaderzeitung "Der Mölderianer" betrifft, habe der frühere Verteidigungsminister Peter Struck eine Zusammenarbeit von Soldaten und Mölderianern "ausdrücklich gebilligt". In die Ära Struck fiel übrigens auch die Aberkennung des Traditionsnamens. Dessen Vorgänger Rudolf Scharping und Volker Rühe hatten den Bundestagsbeschluss nicht vollzogen.