München (DK) Gut, dass Albert Hammond nicht im Bett geblieben ist! Denn so kommen die rund 600 Besucher im locker gefüllten Brunnenhof der Residenz in den Genuss eines großartigen Konzerts. Nach seinem ersten Evergreen "Everthing I Want To Do" meint der 73-jährige Songwriter zwar noch, er wisse nicht, wie der Abend aufgrund einer Erkältung laufen werde.
Letztlich hält seine etwas angeschlagene Stimme aber zwei Stunden lang durch, wird im Verlauf sogar besser und besser, ebenso wie die Stimmung.
Einigen Titeln des Hitkomponisten, der 2008 in die Songwriters Hall Of Fame aufgenommen wurde, wie "Smokey Factory Blues" von 1973, steht das leicht heisere Timbre sogar ziemlich gut. Ebenso dem für Joe Cocker geschriebenen "Don't You Love Me Anymore". Wobei Hammond natürlich, trotz ungewollter Reibeisenstimme, gesanglich nicht an diesen herankommt.
Wenn auch stimmlich leicht gehandicapt, macht der gebürtige Londoner optisch in Skinny Jeans, weißen Turnschuhen und am Schluss mit nach hinten gedrehter Basecap einen geradezu jugendlichen Eindruck. Mit einem Tuch an der Akustikgitarre und einer souveränen Band im Rücken lässt der Musiker, der seit ein paar Jahren seine Schöpfungen höchstpersönlich präsentiert, vor allem den Geist der 60er- und 70er-Jahre über die malerische Kulisse wehen. Das Baugerüst auf der rechten Seite ist dabei nicht unbedingt schön, trübt aber den Gesamteindruck nur wenig. Auch der Umstand, dass die Besucher für den Toilettengang direkt vor der Bühne und dann rechts an ihr vorbei müssen, stört kaum. Ja, es sorgt bei Hammond sogar für Heiterkeit, und er meint: "Ihr müsst wohl viel Wasser getrunken haben." Den Gag greift er immer wieder auf und sagt schmunzelnd: "Jetzt würde ich auch gerne gehen."
Überhaupt blüht Hammond humoristisch und harmonisch zusehends auf, nachdem er noch zu Beginn darum gebeten hatte, keine Videos mit seiner kränkelnden Stimme ins Netz zu stellen. Das kurze Husten nach den Songs legt sich aber, und ein Evergreen folgt dem anderen. Die Schmachtnummer "To All The Girls I Loved Before", die man von Julio Iglesias und Willie Nelson kennt, verfehlt dabei ebenso wenig ihre Wirkung wie Tina Turners "I Don't Wanna Lose You" und "When You Tell Me That You Love Me" von Diana Ross. Natürlich darf auch die unsterbliche Whitney-Houston-Hymne "One Moment In Time" nicht fehlen.
Ob Easy Listening, romantisch oder auch rockig, von Hammond gibt es einen passenden Titel. Die Happy-Nummer "Little Arrows" hat der Hitschmied der Stars schon im Alter von 24 Jahren geschrieben und präsentiert sie mit 73 immer noch voller Freude.
Auch die Zugaben machen ihm und dem Publikum, das inzwischen geschlossen aufgestanden ist, offensichtlich noch viel Spaß. "Nothing's Gonna Stop Us Now", legendärer Softrock von Starship, oder die Überballade "When I Need You" von 1976, die durch Leo Sayer weltbekannt wurde, kommen Schlag auf Schlag. Mit seinen bekanntesten Stücken "It Never Rains In Southern California" und "The Air That I Breathe", ein Megaerfolg für die Hollies, geht ein launiger und stimmlich doch stimmiger Abend zu Ende.
Die Fans sind glücklich und glauben dem Rückkehr-Versprechen von Albert Hammond im nächsten Jahr nur zu gerne.
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