Eichstätt
Liebe, Hass und ein toter Hengst

Carmen Mayer las online aus ihrem neuen historischen Roman "Der Schwedenschimmel"

09.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:17 Uhr |
Trophäe: Der Schwedenschimmel ist heute noch im Stadtmuseum Ingolstadt zu bewundern. − Foto: Luff

Eichstätt - Aller guten Dinge sind drei: Mit ihrem historischen Roman "Der Schwedenschimmel" schließt die Ingolstädter Autorin Carmen Mayer nun ihre Trilogie um den Dreißigjährigen Krieg ab, den sie mit dem "Awarenamulett" begonnen und mit der "Trossfrau" fortgesetzt hat. Passend zum Programm der Eichstätter "Frauentage" las die Autorin am Weltfrauentag über Youtube ein Kapitel aus ihrem jüngsten Roman, der im April im Buchhandel erscheinen wird. In Mayers akribisch recherchierten und dennoch fiktionalen historischen Romanen geht es nämlich um das Schicksal starker Frauen in den Wirren des endlosen Krieges.

Dass die Lesung online stattfinden musste, war der derzeitigen Situation geschuldet und Carmen Mayer und das technisch unterstützende BayernLAB Eichstätt machten das Beste daraus. Warum die Autorin aber nur magere 13 Minuten Zeit in diese Eichstätter Lesung mit Lokalkolorit investierte, muss ihr Geheimnis bleiben. Der Roman um den sagenumwobenen Schimmel des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, der 1632 bei der Belagerung Ingolstadts von einer Kugel getroffen und getötet wurde, verrät die gewohnt intensive Recherchearbeit und lässt sowohl eine spannende Handlung als auch eine einfühlsame Beschreibung der Seelenlandschaften der Helden erwarten, auch wenn diesmal mit dem jungen Thomas ein Mann als Protagonist auftritt. Schade ist nur, dass bei dieser Online-Lesung gerade einmal ein kleiner Ausschnitt der Handlung präsentiert wurde, der zu Beginn des Romans zu verorten ist: Thomas hat nämlich eine besondere Begabung im Umgang mit Pferden, die seinem Hauptmann Leonhart Seitz vom Walde nicht verborgen bleibt. Er holt ihn im November 1626 zu sich und schenkt ihm sein Vertrauen, als er vom bayerischen Kurfürsten den Befehl bekommt, im württembergischen Gestüt Marbach mehrere wertvolle Pferde zu kaufen. Thomas bricht noch am gleichen Tag vom Lager am Eichstätter Hasenbuck auf und reist ins Württembergische. Dort hat der Stallmeister von Marbach aus Angst, dass seine kostbaren Reit- und Zuchttiere auf dem Spieß marodierender Söldner und Soldaten enden, seine Pferde versteckt. Thomas gelingt es trotzdem, ihm mehrere Tiere für seinen Herrn Leonhart abzukaufen.

Im Stall entdeckt Thomas dann auch einen außergewöhnlich schönen Hengst, einen wilden und unbezähmbaren Apfelschimmel, der nach den Worten des Stallmeisters unverkäuflich ist, unbezahlbar und "bestenfalls eines Königs würdig". Danach überschlagen sich die Kriegsereignisse und erst sechs Jahre später sieht Thomas den prachtvollen Hengst wieder. Tatsächlich trägt er diesmal mit Gustav Adolf einen echten König auf seinem Rücken. Das weitere Schicksal des Schwedenschimmels ist bekannt: Er wird angeschossen und muss durch einen Gnadenschuss erlöst werden. Den Schweden gelingt es aber nicht, Ingolstadt zu erobern, und die Schanzer holen nach der Belagerung das tote Tier als Trophäe in die Stadt, ziehen ihm das Fell ab, gerben es und montieren es auf ein hölzernes Gerüst. Der Schimmel ist heute noch im Stadtmuseum zu bewundern und gilt als das älteste Tierpräparat Europas.

Was danach im Roman noch geschieht, kann man nur erahnen. Immerhin deutet Carmen Mayer an, dass im dritten Teil der Trilogie alle Handlungsfäden zusammenlaufen und sich der Kreis um die Personen der beiden ersten Teile schließt. Und natürlich geht es dabei um Liebe und Hass, um Elend und Leid, um drohende Hexenverbrennungen und Flucht in letzter Sekunde, aber auch um Freundschaft und Treue, Vertrauen und Hoffnung in einer dunklen Zeit. Mayers historische Spurensuche zum Schicksal der eigenen Familie, die im Dreißigjährigen Krieg aus Österreich nach Württemberg fliehen musste, ist damit vorerst abgeschlossen. Die Autorin hat sich aber auch im Krimi-Genre bereits einen Namen gemacht, Von daher darf man auf ihr nächstes Buchprojekt durchaus gespannt sein.

EK

Robert Luff

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