Ingolstadt
Lesestoff auf Achse

Der Bücherbus ist wieder unterwegs – und bringt 5500 Bücher, CDs, Filme und Zeitschriften zu den Menschen

05.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr

 

Ingolstadt (DK) „Harry Potter“ und „Effi Briest“ auf Achse: Nach der Sommerpause rollt der städtische Bücherbus wieder durch die Straßen. An Bord 5500 Bücher, CDs, Filme oder Zeitschriften. Der Lesehunger ist groß, an den Haltestellen warten die Menschen schon. Der DK war auf der Fahrt durch den Süden dabei.

Im Süden, da leben nämlich die leidenschaftlichen Leser. Sagt Michael Amann, der es wissen muss, denn er sitzt seit 17 Jahren am Steuer des rollenden Literatur-Lastwagens. Er manövriert das tonnenschwere Fahrzeug durch die engen Straßen Spitalhofs in Richtung Oberbrunnenreuth. Dort, Am Euler, stehen schon eine ältere Dame sowie eine Mutter mit zwei Kindern und einer großen Kiste: Sage und schreibe 47 Bücher bringt die Frau zurück – der Stoff für die Sommerferien. „Wir lesen halt gern“, erzählt die Mutter. „Hier im Bus kommen immer neue Bücher zutage.“

Das Lob freut Monika Wenk. „Rund 5500 Medien haben wir immer dabei, das Dreifache dessen steht im Magazin“, erklärt die Bibliothekarin. Die Kunst liegt darin, die richtige Mischung zu finden. Beim Bücherbus zählen nicht die Kilometer, sondern die Ausleihen: etwa 86 000 sind es pro Jahr. Kinder lieben die Abenteuer der drei Fragezeichen, „Gregs Tagebuch“ oder die „Warrior Cats“. Bei Jugendlichen liegen Fantasy oder Vampire voll im Trend. Und bei den Erwachsenen gehen Biografien und nordische Krimis gut. Oder Romane von Joy Fielding und Elizabeth George. Vereinzelt finden sich auch pikante Werke, die Wenk als „Nackenbeißer“ bezeichnet. Etwa der Schinken „Nacht über den Highlands“. Die Bibliothekarin betont, solche Bücher seien Geschenke, Geld gebe sie dafür nicht aus.

Die Fahrt geht weiter nach Hagau. Kaum öffnet sich die Tür des Bücherbusses, schon stürmt die kleine Luisa herein: „Schau, wie viele Bücher!“ Mama Tanja Winter folgt etwas langsamer, denn sie trägt schwer. In der Einkaufstasche liegen über 30 Bücher, CDs und sogar eine Kassette – Relikt aus früheren Zeiten. Tanja Winter schätzt den Service des Bücherbusses, der praktisch direkt vor die Haustür kommt. „Bücher sind außerdem relativ teuer. So haben wir immer was Neues.“ Sohn Kilian liebt Piratengeschichten und Lektüre über Wissenswertes. Diesmal nimmt er aber auch drei CDs von Bibi Blocksberg, Bob der Baumeister und Benjamin Blümchen mit.

Luisa fragt am Ende ganz brav: „Mami, haben wir schon gezahlt“ Sie hat es auf den Ausleihzettel abgesehen, der aussieht wie ein Kassenbon. Für Monika Wenk ein gutes Stichwort: „Für Kinderbücher muss niemand zahlen“, erklärt sie. „Sogar Erwachsene können sie mit ihrem Ausweis kostenlos ausleihen.“

Weiter geht die Reise nach Zuchering. An der Haltestelle wartet Sven Klos mit seiner Oma. Die beiden kommen extra aus Mändlfeld, weil sie den Bücherbus dort verpasst haben. Der fährt nämlich auch etliche kleine Ortschaften im Umkreis ab, darunter das Kinderdorf Marienstein in Eichstätt. Sven trifft schnell seine Wahl: drei Werke aus der Reihe „Frag doch mal die Maus“.

Männliche Leser schätzen eher Sachbücher. Oder Zeitschriften wie „Selbst ist der Mann“. Die sie sich aber gern von der Frau im Bücherbus besorgen lassen. Michael Amann weist eine Kundin darauf hin, dass es auch das Pendant „Selbst ist die Frau“ gibt. Ein netter Hinweis – aber Leserinnen schmökern lieber. So wie die 14-jährige Kristina in „Biss zur Mittagsstunde“ oder Rosemarie Krüper in historischen Romanen: „Durchs Lesen halte ich mein Gehirn in Schwung“, erzählt die 72-jährige Stammkundin des Bücherbusses.

Drei Mädchen kommen aus der Bambini Gelati Bar direkt in die rollende Bibliothek und kramen aufgeregt in der Bilderbücherkiste. Carina greift zu „Mama Muh fährt Schlitten“. Der nächste Winter kommt bestimmt. Und Winterzeit ist Lesezeit. Gerade für ältere Menschen oder Familien, die nicht so mobil sind, ist der Bücherbus bei schlechter Witterung umso wichtiger. Vor zwölf Jahren wurde das neue Fahrzeug trotz Kritik einiger Stadträte angeschafft – mit Unterstützung des DONAUKURIER. Eine Investition, die keiner mehr in Zweifel zieht. Es gibt sogar weitere Haltestellen an den Stadtteiltreffs im Pius- und Konradviertel. Getreu dem Bücherbus-Motto: „Immer für Sie auf Achse“.