"Leonce und Lena" auf Serbisch

24.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:28 Uhr

"Das ist keine Nase, sondern ein Rüssel": Valerio beleidigt die Gouvernante, die darüber weniger erfreut ist. Zusammen spielen Nikolas (hinten), Lisa, Mira (links) und Moritz (rechts) Büchners "Leonce und Lena". - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Im Rahmen eines Studentenaustauschs zwischen Ingolstadt und dem serbischen Kragujevac wird großes Theater gespielt. Die jungen Leute zeigen am Samstag, 29. September, Georg Büchners "Leonce und Lena". Doch bis zum Auftritt wird noch jede Menge geprobt und diskutiert.

Zwei junge Burschen machen Rast bei einem Wirtshaus. Sie haben eine lange Reise hinter sich. Während sich der eine auf dem Boden niederlässt, nimmt der zweite auf einer alten, dunkelgrünen Holzbank Platz. Sie beginnen ein Gespräch, in dem einer seine Vorstellung von der perfekten Frau darlegt. Da tauchen zwei Damen auf. Die eine jung und hübsch, die andere etwas älter und mit einer Nase, die "eher einem Rüssel gleicht". Ein tiefer Blick in die Augen zwischen dem schönen Mädchen und dem Buben, der neben der Bank kniet. Kein Zweifel, es ist Liebe.

Doch die romantische Stim?mung platzt plötzlich wie eine Seifenblase. "Hey, du musst doch da stehen!" – "Was? Wieso muss ich denn da hin!", ruft der dunkelhaarige, eben noch hochverliebte Jüngling neben der Bank. Die Gouvernante des Mädchens packt ihn und erklärt etwas auf Serbisch. Was so romantisch begann, endet in einer Diskussion. Schließlich handelt es sich um eine Probe für "Leonce und Lena", und nicht um eine wahre Liebesgeschichte.

Die vier jungen Menschen auf der Bühne in der Fronte 79 sind Moritz, Lisa, Nikola und Mira. Letztere stammen aus Serbien und sind derzeit im Rahmen eines Austauschs in Ingolstadt. Dazu gehört auch eine Theateraufführung, die von 15 Serben und drei Deutschen inszeniert wird, und am kommenden Samstag das einzige Mal aufgeführt wird. Dafür proben die jungen Germanistikstudenten hart. Fast jeden Tag spielen sie die Szenen durch.

Mira ist zum ersten Mal in Ingolstadt und gibt am Samstag die Gouvernante von Lena, die von Lisa gespielt wird. "Aber ich bin mehr eine Freundin von Lena und keine alte, strenge Oma", erklärt die 25-Jährige. "Wäre auch richtig eklig mit ’ner alten Oma zu flirten", wirft Moritz ein, der den Valerio verkörpert. Alle lachen. Auch Nikola alias Leonce hat viel Spaß in Ingolstadt: "Ich finde es sehr gemütlich hier. Auch die Proben für das Stück sind toll."

Auf einem Stuhl vor der Bühne sitzt Francesca Pane, die bei der Inszenierung Regie führt und den Schauspielern immer wieder Tipps gibt. Zusammen mit Julijana Vuletic, Lektorin für Germanistik, leitet sie den Austausch zwischen Ingolstadt und dem serbischen Kragujevac.

Auf dem Schoß hat sie ein dickes Textbuch. "Wir haben uns für ,Leonce und Lena’ entschieden, weil es ein junges Stück ist. Büchner war erst Anfang 20, als er es geschrieben hat. Außerdem ist es relativ kurz und kann somit in zwei Wochen einstudiert werden", erklärt Pane.

Die Proben gehen weiter. Schließlich soll am Samstag alles perfekt laufen. Karten für die Aufführung gibt es für sechs Euro an der Abendkasse. Einlass ist um 19.15 Uhr, Vorstellungsbeginn um 20 Uhr. Bis dahin heißt es: üben, üben, üben.