Geroldshausen
Leidensdruck am Kalvarienberg

Ein Geroldshausener kritisiert "Abverkauf" an der Marienkapelle – doch andere winken ab

14.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:09 Uhr

Geroldshausen (WZ) Der mutmaßliche Abverkauf des Geroldshausener Kalvarienberges samt Marienkapelle hat in Geroldshausen die Emotionen hochgekocht. Über 60 Bürger kamen in den Gasthof Randelzhofer, um sich auch über einen Dorfwettbewerb oder den Breitbandausbau zu informieren.

Nur hinter vorgehaltener Hand auf der Wirtshaustoilette könne man die wahre Stimmung einfangen, die die Geroldshausener gegenüber dem Grundstücksverkauf der Marktgemeinde am Kalvarienberg hegten, sagte ein Bürger, der seiner Meinung nach stellvertretend für viele den darüber entstandenen Unmut äußerte. Befürchtungen, der Ausblick und auch der Zugang zur dortigen malerischen Kapelle seien dadurch über kurz oder lang nicht mehr möglich, wurden dabei artikuliert.

Die Vorgeschichte dazu: Voriges Jahr wurde nach einem einstimmigen Beschluss der Wolnzacher Gemeinderäte in nichtöffentlicher Sitzung einem Verkauf zugestimmt, der einen Flächentausch nach sich zog. Die von der Marktgemeinde dadurch erworbene Fläche wurde zum ökologischen Gewässerausbau in Geroldshausen benötigt, ein Grundstück im Kalvarienberg wechselte in den Besitz eines Geroldshauseners. Zuvor war durch Fachleute der jeweils genaue Wert der Grundstücke ermittelt worden, auch hatte man sich sowohl den Zugang zur Kapelle als auch ihre Ansicht juristisch absichern lassen. Dieser wird durch entsprechende landschaftliche Pflegemaßnahmen gewährleistet, die der neue Eigentümer ausdrücklich zugesichert hat.

Dies machte Bürgermeister Jens Machold (CSU) während der Bürgerversammlung deutlich, so richtig beruhigen, konnte er den einen oder anderen aufgebrachten Bürger damit allerdings nicht: „Es ist blanker Unsinn, den Kalvarienberg für dieses Projekt zu opfern“, warf einer von ihnen in die Runde und fügte an, dass es deshalb in Geroldshausen „rumore“ und man „entsetzt“ sei über den Gemeinderatsbeschluss, der nur zu Lasten des Kalvarienbergs gehe.

Machold bekräftigte daraufhin nochmals, dass weder der Anblick noch das Wegerecht zur Kapelle in irgendeiner Form gefährdet seien; selbst Holzpflegearbeiten würden dort nur im notwendigen Rahmen gemacht.

Alle drei Ortsgemeinderäte, Christian Dierl (FW), Sylvester Kohlhuber (CSU) und Katharina Gmelch (CSU) meldeten sich ebenfalls zu Wort und sagten in gemeinsamem Tenor, dass womöglich zu wenig über die emotionalen Auswirkungen nachgedacht worden sei, doch habe man sich stundenlang mit dem Thema beschäftigt und dadurch auch Verbesserungen im ökologischen Gewässerausbau herbeigeführt, die schließlich realisiert worden seien. Gmelch wies zudem darauf hin, dass das Grundstück auf dem die Kapelle steht, weiterhin der Kirchenstiftung gehört. Kohlhuber ergänzte, dass es ja noch weitere private Grundstückseigentümer gebe, in deren Eigentum Teile des Kalvarienberges stünden.

Noch während der Diskussion darüber wurden allerdings auch andere Stimmen von Geroldshausener Bürgern laut, die insbesondere dem Ortsgemeinderat doch „gute Arbeit“ bescheinigten – und die ganze Angelegenheit insgesamt weitaus weniger kritisch sahen als der erste Fragesteller des Abends.

Eine weitere Bürgeranfrage betraf die Wiederherstellung der Josef-Schlicht-Straße, wo nach etlichen Wasserrohrbrüchen berücksichtigt werden sollte, die neuen Rohre gleich mitzuverlegen, um abermaliges Aufreißen der Straße zu vermeiden. „Nicht ganz schlecht“, sehe es damit aus, so Machold, derzeit würden genau darüber Gespräche geführt.

Ein weiterer Punkt war die Anfrage aus dem Landratsamt beim örtlichen Gartenbauverein, ob man denn nicht am Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ teilnehmen wolle, dem staatlichen Wettbewerb für den ländlichen Raum für bayerische Gemeinden bis 3000 Einwohner. Mehrere Bürger sprachen sich dafür aus, damit bis zum Jahr 2017 zu warten, da es ihrer Meinung nach noch zu früh dafür sei; am Dorfbild müsse noch einiges verbessert werden, so die Ansicht eines Bürgers, der dafür Zustimmung in der Bürgerversammlung erntete. Machold sicherte so oder so die Unterstützung der Marktgemeinde zu. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass ein solches Ansinnen „viel zusätzliches Engagement erfordert“, und es maßgeblich an der Ortsbevölkerung läge, zu gewissen Erfolgen zu kommen. „Im Vorübergehen geht da gar nix!“

Christian Dierl erkundigte sich, ob es eine Informationsveranstaltung zum kommenden Breitbandanschluss gäbe, woraufhin Machold antwortete: Er hoffe, dass dies doch die Telekom selbst mache, die Gemeinde sei ja nicht deren Werbeträger. Gleichzeitig bedauerte er den Mangel an Anbietern in Gegenden, wo wenige Anschlüsse zu erwarten seien.

Mit der Nachfrage eines Bürgers, wann der Kirchenweg gerichtet werde – „Man braucht dort ja Gummistiefel“- und der verbindlichen Antwort Macholds, dass das vor Ort angesehen werde, endete der Abend in Geroldshausen.