Auftakt in Kösching
Landschaftspflegeverband pflanzt 290 Obstbäume

Ein Schlaraffenland für Mensch und Natur

22.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:55 Uhr
Timo Schoch
Tauschen sich über die Notwendigkeit von Streuobstwiesen aus: Peter Riegg (rechts) und der zweite Bürgermeister von Kösching, Dieter Betz. −Foto: Schoch

Kösching - Streuobstwiesen und alte Obstbäume sind wertvoll für Mensch und Natur. Deshalb hat der Landschaftspflegeverband Eichstätt seit 2018 damit begonnen im gesamten Landkreis Obstbäume zu pflanzen. In diesem Jahr war der Start in Kösching. Insgesamt werden an fünf Tagen rund 290 Obstbäume gesetzt.

Wie einen Zahnstocher drückt der Bagger den Holzpflock in die Erde. Peter Riegg nimmt den rund drei Meter hohen Apfelbaum der schwäbischen Sorte "Brettach" und setzt ihn ins Loch. Der Gebietsbetreuer Ökologische Beweidung im Landkreis Eichstätt und Fachkraft für Naturschutz und Landschaftspflege wirft mit der Schaufel solange Erde hinein, bis der Baum frei steht und später nicht unter die Veredelungsstelle absinkt, die dem Baum weiter Schubkraft gibt. Anschließend bindet er den Baum an einem Pflock fest. Routinierte Handgriffe für Riegg. Seil vor, zurück, wickeln, festtackern. Jetzt kommt noch der Anti-Knapp, der Verbissschutz gegen Wildtiere, und ein Schutzgitter. Fertig. Der erste Baum von insgesamt sieben im Markt Kösching steht.

2018 hat der Landschaftspflegeverband Eichstätt das Projekt "Anlage von Streuobstbeständen im Landkreis Eichstätt" initiiert. "Wir haben bislang über 700 Obstbäume im Landkreis Eichstätt gepflanzt", sagt Peter Riegg. Mit rund 290 Bäumen in diesem Jahr ist ein neuer Höchststand erreicht. Und das freut Riegg. Denn: "In den Streuobstwiesen leben über 5000 verschiedene Pflanzen- und Tierarten", erzählt er. "Es ist also ein extrem wertvoller Lebensraum." Rein von der Nutzung betrachtet, sei die Streuobstwiese eines der nachhaltigsten Landnutzungssysteme Mitteleuropas. "Leider sind die Streuobstbestände akut gefährdet", sagt Riegg. 70 Prozent seien seit 1965 verschwunden. Bayerns Staatsregierung hat die Notwendigkeit erkannt und entschied in diesem Jahr, dass eine Million Obstbäume im Freistaat nachgepflanzt werden sollen. "Damit sind wir vom Landschaftspflegeverband mit unserem 2018 eingeführten Projekt am Puls der Zeit", sagt Riegg. Der Freistaat unterstützt das Projekt finanziell. "Seit dem Volksbegehren der Artenvielfalt wurde die Förderung in der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie von 70 auf 90 Prozent erhöht. Ein toller Anreiz, um mehr Bäume zu pflanzen", sagt Riegg.

Fünf Tage lang ist der Landschaftspfleger nun unterwegs und pflanzt Bäume im gesamten Landkreis. Die meisten Obstbäume erhält der Markt Titting - über 40. "Die Gemeinden, Landwirte sowie Obst- und Gartenbauvereine stellen Flächen zur Verfügung, wo Bäume hinpassen könnten", sagt Riegg. Teilweise handelt es sich um eine Neuanlage, teilweise um Nachpflanzungen. Gepflanzt werden standortangepasste, alte, bewährte Obstsorten, hauptsächlich Äpfel, Birnen, Zwetschgen, und Kirschen, aber auch Wildobst wie Elsbeere und Speierling.

In Kösching war nun der Auftakt. Die Bäume stehen nur einen Steinwurf vom Wertstoffhof entfernt. Köschings Vize-Bürgermeister Dieter Betz freut sich über das Projekt: "Wir sind froh über die Zusammenarbeit und die Unterstützung. Das ist eine tolle Sache mit den Obstbäumen, mit der die Natur gestärkt wird", sagte er. Denn damit werde zugleich auch etwas für die Menschen getan: "Streuobstwiesen sind wunderbar, wenn man hier als Bürger spazieren geht und dann auch einmal etwas vom Baum herunterpflücken kann." So sind die Obstbäume also nicht nur für die Natur und die Insekten wertvoll.

DK

Timo Schoch