Pfaffenhofen - Der Landkreis Pfaffenhofen hat zum zweiten Mal den Spitzenplatz im der Rangliste der wirtschaftsstärksten Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands erobert. Jedes Jahr veröffentlicht das Wirtschaftsmagazin "Focus Money" dieses Ranking. Pfaffenhofen stand bereits 2011 auf dem Spitzenplatz, im Vorjahr landete der Landkreis auf Rang zwei.
Pfaffenhofen erreicht den Spitzenplatz mit einem noch nie dagewesenem Ergebnis, heißt es in der Wirtschaftszeitung. In sechs von sieben Kriterien, auf denen das Ranking basiert, landete Pfaffenhofen unter den Top Ten. Das hat noch kein Kreis zuvor geschafft.
"Überrascht hat mich das nicht", sagt Focus-Money-Redakteur Axel Hartmann. Er hat die Daten ausgewertet. "Pfaffenhofen war schon mal vorne gelegen und war immer mal wieder in den Top 30 vertreten. Im Umfeld der großen wirtschaftlich starken Regionen - vor allem München - tummeln sich oft die Sieger." Im vergangenen Jahr lag Ebersberg vorne.
Freude beim Landrat
Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) freut sich über die Spitzenplatzierung. "Bei der Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigen, also dem, was nach Abzug der Vorleistungen tatsächlich an Wertschöpfung bei uns im Landkreis passiert, erreichen wir Rang eins unter allen deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten. Das spricht für die Qualität der bei uns ansässigen Unternehmen", sagt Wolf. Er dankt Unternehmen und Arbeitnehmern. Sie hätten durch ihren unternehmerischen Einsatz und ihren Weitblick sowie durch ihre Arbeitskraft und ihren Fleiß zu diesem Ergebnis beigetragen haben.
Für das Ergebnis verantwortlich macht "Focus Money" vor allem die Vielfalt der ansässigen Unternehmen. "Das scheint mir ein nachhaltiges Konzept zu sein", sagt Redakteur Hartmann. Was die Unternehmen angehe, habe Pfaffenhofen nicht die ganz großen Namen zu bieten. Die große Diversifikation helfe aber, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen.
"Gesunde Mischung"
Das sieht auch Wirtschaftsförderer Johannes Hofner vom Kommunalunternehmen Strukturentwicklung (KUS) so: "Die gesunde Mischung aus vielen leistungsfähigen Handwerksbetrieben, einem breiten und innovativen Mittelstand und dazu einige international bekannte Großunternehmen zeichnen unseren Landkreis aus", erklärt Hofner. Als Beispiele für Großunternehmen im Landkreis führt das Magazin den Babynahrungshersteller Hipp, den Flugzeugbauer Airbus, Sportschuhersteller Lowa sowie den japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo an.
Im mittelständischen Sektor seien neben Zulieferern und Dienstleistern für die Autoindustrie Betriebe wie der Wellpappenspezialist Thimm, der Backblechehersteller Kempf, die Albach Maschinenbau AG, die Holzhäcksler und Fällkräne herstellt, oder die Firma Wolf, die Erntemaschinen und Trocknungsanlagen für den Hopfenanbau produziert, zu nennen. Der Landkreis arbeite seit Jahren daran, die Branchenvielfalt zu fördern und den Mittelstand zu unterstützen, erklärt Hofner.
Gründe, warum sich Unternehmen im Landkreis Pfaffenhofen ansiedeln gebe es mehrere: Die Betriebe können auf ein solides Fachkräfteangebot in der Region bauen und haben durch die A9 und den nahe gelegenen Flughafen München auch eine günstige Verkehrsinfrastruktur.
Banger Blick Richtung Audi
Beim Blick in die Zukunft macht sich aber auch im Landkreis Pfaffenhofen Verunsicherung breit. Der bange Blick richtet sich vor allem auf die Entwicklung bei Audi. Tausende Pendler aus dem Landkreis sind jeden Tag unterwegs nach Ingolstadt, zahlreiche Zulieferer, Dienstleister und Händler hängen vom Autobauer und dessen meist gut verdienenden Mitarbeitern ab, analysiert "Focus Money".
Was die konjunkturelle Lage angeht, bekommt Hofner unterschiedliche Rückmeldungen. Von deutlichen Einbrüchen bei den Aufträgen bis zu unverändert gut gefüllten Büchern. "Die fetten Jahre sind vermutlich aber erstmal vorbei", erklärt Hofner. Deshalb solle die Diversifizierung in der Unternehmenslandschaft weiter aktiv vorangetrieben werden. Das nächste Kapitel wird in Kürze hinzugefügt. 2021 soll der Umzug der Firma Dr. O.K. Wack Chemie GmbH - ein Weltmarktführer im Bereich Reinigungsmittel für die Oberflächenreinigung sensibler Elektronikbauteile - nach Baar-Ebenhausen abgeschlossen sein. Das grüne Unternehmen mit einem Jahresumsatz von etwa 50 Millionen Euro hatte Platzprobleme in Ingolstadt und ließ sich von einem Umzug überzeugen.
So entsteht das Ranking
Das Landkreis-Ranking des "Focus Money"-Magazins misst die Wirtschaftskraft der Landkreise und der kreisfreien Städte.
Die Daten dazu bekommt das Magazin von den Statistischen Landesämtern und der Bundesagentur für Arbeit. Anhand dieser Wirtschaftsfaktoren entsteht so das Landkreis-Ranking. In Klammern die Position des Landkreises Pfaffenhofen:
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt, bezogen auf alle Erwerbspersonen (10.)
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zum Vorjahr (2.)
Veränderung der Erwerbstätigenzahl zum Vorjahr (3.)
Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigtem im verarbeitenden Gewerbe (1.)
Verfügbares Einkommen privater Haushalte je Einwohner (8.)
Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem (1.)
Veränderung der Bevölkerungszahl im Vergleich zum Vorjahr (78.)
Severin Straßer
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