Pfaffenhofen
Kreative Geschichtenerzähler

KUS lädt zu Vermarktungs-Workshop ein 60 tatendurstige Interessenten haben neue Strategieansätze

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Die Kommunikations-Expertin Pia Kleine Wieskamp zeigte den Kreativen die Marketing-Chancen, die die sozialen Netzwerke bieten. - Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Wie können Kreative, also Fotografen, Künstler, Designer, Musiker oder Softwareentwickler, für wenig Geld Kunden ansprechen? Welche Möglichkeiten bieten Online-Kanäle? Zu diesem Thema hatte KUS Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft ins Hotel Alea eingeladen.

"Kreative", begrüßte der Vorsitzende des Kommunalunternehmen Strukturentwicklung (KUS), Johannes Hofner, die etwa 60 Gäste, "denken über den Tellerrand hinaus, sie bereichern uns." Und sie sind auch ein wirtschaftlicher Faktor: Die Branche hat zuletzt im Landkreis 120 Millionen Euro umgesetzt, mit steigender Tendenz.

Aber weil Kreative oft auf sich allein gestellt sind, tun sie sich schwer, sich zu vermarkten. Deshalb hatte KUS die Kommunikations-Expertin Pia Kleine Wieskamp zu einem Workshop eingeladen, in dem sie ihren Gästen beibrachte, wie man heute Produkte und Dienstleistungen vermarktet: mit Storytelling. Das heißt nichts anderes, als Geschichten zu erzählen rund um das Atelier, die Firma, das Produkt, die Kundschaft. Es gehe darum, das Produkt und seinen Urheber emotional "aufzuladen" und die Kunden bei ihren Gefühlen anzusprechen. Das mache eine Marke einzigartig, unverwechselbar und hebe sie von den Mitbewerbern ab. Die Fachfrau ist überzeugt: "Wer Storytelling beherrscht, erreicht und fasziniert Menschen."

Und die Geschichten sind da, sie müssen nur aufgeschrieben werden: Warum habe ich dieses Unternehmen gegründet, was waren meine Visionen, was treibt mich um, welchen Anspruch habe ich? Es müssen nicht gleich so außergewöhnliche Storys sein wie die von Sina Trinkwalder, die in Augsburg ein Textilunternehmen gegründet hat, in dem sie hauptsächlich Menschen beschäftigt, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Ein Juwelier kann auch die Geschichte eines Paares und seiner Eheringe erzählen. Wichtig ist: Die Geschichten müssen authentisch sein, sie sollen durchs Schlüsselloch schauen lassen.

Unverwechselbare Geschichten kann man auch selbst entwickeln. Kleine Wieskamp berichtete von einem US-Unternehmer, bei dem jeder Mitarbeiter zehn Stunden im Monat bei weiter laufendem Gehalt für eine soziale Organisation arbeitet. Was die Einzigartigkeit einer Marke ausmacht, das habe, so die Expertin, der Amazon-Gründer Jeff Bezos einmal so formuliert: "Deine Marke ist das, was die Leute darüber sagen, wenn du den Raum verlassen hast."

Für Geschichten seien die sozialen Netzwerke die ideale Plattform. Was früher beim Friseur oder in der Wirtschaft erzählt wurde, das findet heute im Internet statt. Sich dort zu vermarkten, erzielt große Reichweiten mit vergleichsweise geringem Aufwand. Notwendig aber ist es, möglichst genau seine Zielgruppe zu definieren: Wen will ich mit meinem Produkt, meiner Dienstleistung erreichen? Dazu erfindet man drei Personen, gibt ihnen Namen und ganz konkrete Eigenschaften, so, als würden sie wie alte Bekannte zur Tür hereinkommen. Die Zuhörer waren durch diesen Workshop tatendurstig geworden. "Dann ist jetzt der erste Schritt", fragte eine Teilnehmerin, "eine Facebook-Gruppe zu gründen." Nein. Der erste Schritt ist, eine Strategie zu entwickeln - siehe oben. Den Nachmittag rundete die Pfaffenhofener Sängerin Elaysa Funk gemeinsam mit einem Gitarristen und einem Percussioner ab. Sie verbindet kreativ die facettenreiche Pop-Musik mit einer ausdrucksstarken, souligen Stimme. "Der Gesang ist mein Weg, nach vorne zu blicken und meinen Traum zu leben.
 

 

Einfach mal auf den Kopf stellen

Wie vermarktet man sich am besten?

Pia Kleine Wieskamp: Indem man seine Einzigartigkeit herausstellt, seine Person mit ihrem ganz eigenen Wesen. Das macht unverwechselbar.

Viele haben Hemmungen, sich öffentlich darzustellen.

Kleine Wieskamp: Man kann die Grenzen doch selber definieren, was man von sich preisgeben will. So, wie man ja auch im persönlichen Gespräch von sich erzählt. Im Netz ist das nicht anders.

Sich zu vermarkten hat ja auch etwas mit Kreativität zu tun. Die hat nicht jeder.

Kleine Wieskamp: Doch! Jeder ist kreativ. Manche haben es nur verlernt. Es hilft, sich das klarzumachen.

Kann man denn Kreativität üben?

Kleine Wieskamp: Klar, es gibt verschiedene Methoden, zum Beispiel den Kopfstand.

Den schafft nicht jeder.

Kleine Wieskamp: Das ist keine körperliche Übung, sondern eine Methode, ein Problem zu lösen, in dem man es auf den Kopf stellt. Ein Beispiel: Anstatt sich zu fragen, warum so wenig Leute mit der Bahn fahren – unpünktlich, überfüllt, unbequem – kann man die Fragestellung umdrehen: Was muss ich tun, damit noch weniger Menschen Bahn fahren? Das führt dann zu konstruktiven Lösungen.