Dollnstein
Kostbarer Schatz aus 3742 Silbermünzen

01.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:58 Uhr

Der Andrang bei der Ausstellungseröffnung war groß. Die Besucher bewunderten die Fundstücke. Für die Gestaltung der Ausstellung war Dr. Rainer Tredt verantwortlich, der auch das Konzept für das künftige Altmühlzentrum erarbeitet. - Foto: baj

Dollnstein (baj) Der Dollnsteiner Münzschatz ist in seine angestammte Heimat zurückgekehrt. Zumindest für ein Wochenende war er in der Aula der örtlichen Schule zu bewundern. Außerdem gab Dr. Martin Hirsch von der Staatlichen Münzsammlung München einen ausführlichen Bericht über die neuesten Forschungsergebnisse.

Bei der Begrüßung der Gäste am Freitagabend rief Bürgermeister Hans Harrer die Fundsituation ins Gedächtnis zurück. Scherzhafterweise habe er Hensch immer wieder aufgefordert, eine "römische Kriegskasse" auszugraben. Die Nachricht nach dem tatsächlichen Fund habe ihn erreicht, als er im Auto unterwegs war, erinnerte sich der Bürgermeister. "So schnell wie damals bin ich noch nie nach Dollnstein zurückgefahren."

Wie es sich herausstellte, ist der Schatz nicht nur von lokalgeschichtlicher Bedeutung, sondern in überregionalem Kontext zu sehen. Durch die Funde konnten einige Lücken in dem Wissen über Waren- und Geldströme im späten Mittelalter geschlossen werden, wie Hirsch in seinem Vortrag herausarbeitete.

Zunächst erläuterte der Münzenexperte die Ausgangslage. Den Schatz hatte im November 2007 Dr. Mathias Hensch bei archäologischen Grabungsarbeiten in der Burg Dollnstein ans Tageslicht gefördert. Verborgen war er in einem Tonkrug, auf dessen Deckel eine Beilklinge platziert war. Die Münzen waren zu einem Klumpen zusammengebacken, machten zunächst einen eher unansehnlichen Eindruck und mussten erst in einem aufwendigen Verfahren einzeln herausgelöst werden. Im Inneren fanden sich einige herausragende Stücke: ein Verlöbnisring mit Initialen in gotischer Schrift sowie Buchstaben und Ziermünzen.

Vor allem aber beschäftigte sich Hirsch mit den Zahlungsmitteln. Insgesamt besteht der Schatz aus 3742 Silbermünzen. Die dominierende Münze mit einem Fundanteil von 85 Prozent ist der so genannte Handlein-Heller aus Schwäbisch Hall. Er war in zeitlich lange währender Streuung, in Prägungen vom späten 12. Jahrhunderts bis gegen 1360, enthalten. "Zudem kennen wir einige neue Münzvarianten aus dem Bistum Würzburg zur Zeit Bischof Albrechts II. von Hohenlohe (1345-1372)", berichtete Hirsch weiter. Insgesamt fanden sich 488 Münzen aus dem Bistum Würzburg. Dagegen gibt es lediglich eine einzige Münze aus Regensburg.

Das wiederum lässt Rückschlüsse auf die Handelsverbindungen zu. Zu Regensburg scheint es keine oder nur sehr geringe Beziehungen gegeben zu haben. Zu Würzburg eher umfangreiche. Bekannt ist nun auch, wann der Hort versteckt wurde: "So wissen wir die Verbergungszeit des Schatzes, um 1360 bis 1370, relativ genau. Die Münzen sind damit eine historische Quelle, die uns mehr berichtet, als wir aus der schriftlichen Überlieferung wissen", führte Hirsch aus.

Anschließend konnten sich die Gäste ein Bild über die Funde machen. Sie waren in einer Schulvitrine präsentiert und genau beschriftet. Sehr angetan vom Schatz zeigte sich der mit der Burgrenovierung beauftragte Architekt Hans-Heinrich Häffner: "Das wird das Altmühlzentrum in der Burg Dollnstein ungeheuer aufwerten."

Bürgermeister Harrer bewertete Vortrag und Ausstellung als äußerst positiv: "Rund 70 Leute kamen zum Vortrag, etwa 40 am Samstag und vielleicht 100 am Sonntag, darunter Touristen und Radler, die gesehen haben, dass in der Schule was los ist. Es war schön zu sehen, dass viele Leute an der Sache interessiert sind."