Landkreis Roth
Konflikt um Mountainbike-Trails

Vertreter von Politik, Verwaltung, Naturschutz und Radfahrern suchen nach einer Lösung im Heidenberg

10.08.2021 | Stand 14.08.2021, 3:33 Uhr
Auf Mountainbike-Trails durch den Wald sind Konflikte oft programmiert. −Foto: Stein, dpa

Am Heidenberg (Landkreis Roth) ist es in jüngster Zeit zu Konflikten um die sportliche Nutzung des Waldes durch Mountainbiker gekommen. Immer mehr ambitionierte Radfahrer haben die Hügel in dem riesigen Waldgebiet zwischen Kammerstein und Büchenbach für sich entdeckt - auch abseits der Fahrwege. Jetzt gab es auf Anregung des Kammersteiner Landtagsabgeordneten Volker Bauer (CSU) einen Ortstermin mit allen Beteiligten. Der Fahrplan für einen Kompromiss steht.

Gekommen waren Vertreter der Jägerschaft, der Naturschutzbehörde bei der Regierung Mittelfrankens, des Forstamts und der Bayerischen Staatsforsten als größter Waldeigentümerin sowie Vertretern der regionalen Mountainbike-Szene. Das Ergebnis: Im September soll bei einem erneuten Treffen unter Einbeziehung des Landratsamts im Konsens eine Lösung gefunden werden, die naturverträgliche und rechtssichere Befahrung auf einem Teil der bislang illegalen Mountainbike-Strecken durch den Wald sicherstellt. Bis dahin werden die Bayerische Staatsforsten bestehende Strecken auf Naturverträglichkeit hin bewerten. Die Mountainbiker wollen zugleich ihre Streckenwünsche konkretisieren

Nach Auffassung aller Beteiligter muss es nun das Ziel sein, mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt festzulegen, "welche der von Mountainbikern befahrenen Strecken geeignet sind und was zulässig ist", erklärte Gabriele Kluxen von der Oberen Naturschutzbehörde in Ansbach. "Keiner hat was gegen Sport, wenn das Naturschutzrecht beachtet wird", so die Chefin des Sachgebiets "Naturschutz" bei der Regierung Mittelfrankens. Volker Bauer als Präsident der Mittelfränkischen Jägerinnen und Jäger sieht es durchaus als Herausforderung an, wo man sportliches Mountainbiking tolerieren könne und wo es mit Blick auf das Wild "No-Go-Areas und eingeschränkte Nutzungszeiträume geben muss." Kluxen und Bauer erkennen daher Raum für zwei bis drei legalisierte Trails. "Wir wollen euch nicht rausbeißen, sondern zu einer Lösung kommen", betonte Bauer, wies aber darauf hin, dass auch Brutplätze seltener Vogelarten betroffen seien. Einer der Trails führt an einem Eulenbaum vorbei. "Er steht leer, seit hier Mountainbiker unterwegs sind", sagte der zuständige Förster Hubert Riedel.

Auf Seiten der Biker war großes Verständnis für die Belange des Naturschutzes und anderer Erholungsuchender zu spüren. "Eine einvernehmliche Lösung ist möglich und die wollen wir auch, indem wir die Interessen auf einen Nenner bringen", sagte Mountainbike-Landesverbandstrainer Jörg Domanowski aus Spalt. Bertram Knörr vom Deutschen Alpenverein und Rafa Ostermeier nahmen als Vertreter der "Interessengemeinschaft Heidenberg", einem Zusammenschluss der Mountainbiker, am Gespräch teil. Beide betonten, wie sehr ihnen an einer Lösung gelegen sei. Dabei sprach sich Ostermeier klar gegen Verbote aus. "Dafür ist der Druck hier zu groß", erklärte er und brach vor allem eine Lanze für die Jugend. "Für sie muss man Verständnis haben, denn der Nachwuchs will sich in seinem Sport finden."

Außerdem erklärten die Mountainbikeexperten, dass im gesamten Heidenberg keine Riesenschanzen oder -ausbauten zu finden seien. "Das sind Naturtrails, und sie muss man bewahren", hieß es. Harald Schiller, Leiter der Staatsforsten in Allersberg sah allerdings auch naturnahe Trails als nicht völlig unproblematisch an. "Die Biker reißen unter Umständen Wurzeln auf und dann könnte Fäule in die Bäume eindringen", erklärte Schiller. Grobstollige Reifen und scharfe Bremsmanöver, ergänzte Jürgen Stemmer, stellvertretender Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth, könnten außerdem Bodenverwundungen herbeiführen, die bei Starkregen zunehmender Erosion den Weg bereiten.

Die angestrebten legalen Wege, etwa durch die ausschließliche Nutzung bisheriger Wanderwege durch Mountainbiker, sind nicht ohne behördliche Mitwirkung zu etablieren. Zum einen müssen sie durch die Untere Naturschutzbehörde genehmigt und durch Verein oder Kommune ausreichend erkennbar beschildert werden. Zum anderen müsse für sie waldrechtlich eine "Rodungsgenehmigung" erlassen werden, führte Jürgen Stemmer an.

rsc