Pfaffenhofen
Koexistenz mit Konfliktpotenzial

Wolf, Luchs und Bär als "Zuwanderer": Aufwendig aufbereitete BN-Ausstellung im Pfaffenhofener Rathaus eröffnet

11.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:47 Uhr

Per »Drosselbiss« ging es Bürgermeister Thomas Herker in der unterhaltsamen Theatervorführung mit Lydia Starkulla an den Kragen. Die Schauspielerin demonstrierte mit einem Wolfsschädel, wie der Beutegreifer zuschlägt (Foto rechts) und mischte sich mit Anschauungsmaterial auch ins Publikum (links) - Fotos: Zurek

Pfaffenhofen (zur) Hier Wolf, Luchs und Bär als „Zuwanderer“, dort der Mensch als Landnutzer – die Koexistenz der „Großen Vier“ birgt Konflikt-Potenzial. Informationen und Anlass zu kontroversen Diskussionen bietet seit dem Wochenende eine im Pfaffenhofener Rathaus präsentierte Ausstellung.

Sehr zum Bedauern von Christine Janicher-Buska, Ortsgruppenvorsitzende des BN Pfaffenhofen und Organisatorin des Infoprojektes, hatten Unwetterwarnungen den zur Eröffnung der Ausstellung angekündigten Referenten, Christian Hierneis, an seinem Erscheinen gehindert. Dank einer vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit sehr anschaulich konzipierten Kombination aus Rollups und nicht nur für Schüler attraktiven „Mitmach-Stationen“ erfuhren die rund 50 Gäste, die dem Sturm getrotzt hatten, dennoch viel über die „tierischen“ Hauptdarsteller und die mit ihrer Zuwanderung verbundenen Probleme. Forstwissenschaftlerin Vivien Riener und Wildnispädagoge Alfred Raths, die im Auftrag des BN kostenlose Führungen durch die Ausstellung anbieten, taten mit ihrem Fachwissen ein Übriges.

Entsprechend angetan zeigte sich Hausherr Thomas Herker (SPD), der als Bürgermeister konstatierte, er habe „selten eine so schön aufbereitete Ausstellung“ im Rathaus beherbergt, die wirklich „alle Sinne“ anspreche. In Vertretung des Landrates begrüßte Josef Finkenzeller (FW) die BN-Initiative, von der er sich interessante Informationen über den „respektvollen und richtigen Umgang“ mit den „faszinierenden Tieren“ erhoffe.

„Sehr begrüßt“ wurde die Ausstellung zudem von Altlandrat Rudi Engelhard in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Jagdverbandes und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Grund: Sie zwinge dazu, sich mit der Thematik Beutegreifer und einem „schleichenden Entzug der Lebensräume“ zu beschäftigen, der sich am Beispiel von Birkhuhn und anderer Arten festmache. Zwar biete der Landkreis Wolf, Luchs, Bär oder auch Elch wohl kaum Anreize zur Ansiedlung. Wenn man aber über deren Zuzug rede, dann müsse man bemüht sein, „den Menschen ihre Ängste zu nehmen“ und sie ermahnen, „Distanz zum Tier zu wahren“. Zudem sei zu klären, „was dem Eigentümer zuzumuten, wenn der Luchs sich sein Lamm holt“. Wichtig sei es überdies, ein Gleichgewicht zwischen „Prädatoren und ihren Nahrungstieren“ zu schaffen.
 

Das sah der Kreisobmann des Bayrischen Bauernverbandes, Max Weichenrieder, ähnlich. Im aktuellen Managementplan werde dem Artenschutz Vorrang vor präventiven Sicherheitsmaßnahmen gegeben, kritisierte dieser aus Sicht einer Landwirtschaft, die zunehmend auf Weidehaltung und Auslauf setze. Es sei „fahrlässig“, die Zuwanderung von Arten zu fördern, ohne vorher eine klare Definition geeigneter Lebensräume zu liefern, mahnte Weichenrieder es an, den Schutz des Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Dass es erfolgreiche Modelle des Zusammenlebens gibt, machte Lydia Starkulla auf unterhaltsame Art in der Rolle der Emilia Brehm im ebenso kurzweiligen wie informativen Theaterstück „Der Wolf“ von Barbara Geiger deutlich. Im Anschluss nutzten die Besucher beim Büfett die Gelegenheit zum zwanglosen Gedankenaustausch.