München
Kluge Gedanken und Musik

Jan Josef Liefers & Band begeistern im Münchner Brunnenhof

16.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:13 Uhr
Gute Stimme, gute Texte, gute Musik: Jan Josef Liefers überzeugte gemeinsam mit seiner Band in München. −Foto: Stefan M. Prager

München (DK) Schauspieler Jürgen Tarrach hat eben ein Album mit Fado-Musik veröffentlicht.

Kollege Axel Prahl, bekannt als "Tatort"-Kriminalhauptkommissar Frank Thiel, singt, und sein Serien-Gegenpart Jan Josef Liefers alias TV-Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne greift zum Mikrofon. Mit seiner Band Radio Dora sogar schon bereits seit 2006 und an diesem Abend nicht zum ersten Mal in München, aber zum ersten Mal im malerischen Brunnenhof der Residenz. Etwa 700 Besucher sind gekommen, um Liefers live zu erleben. Und sich - wenn schon nicht gerichtsmedizinisch - doch musikalisch gut unterhalten zu lassen.

Punkt Acht kommt Liefers mit zwei roten Koffern, die im weiteren Verlauf noch Nebenrollen spielen werden, auf die Bühne und legt zusammen mit seiner Band melodisch los. Im schwarzen T-Shirt und ohne Boerne-Bart macht der Schauspieler, Synchronsprecher, Regisseur und Produzent eine gute Figur und überzeugt mit angenehmem und unerwartet hohem Timbre. Klanglich bewegt sich Radio Dora zwischen Indie-Pop und deutschen Singer-Songwriterklängen. "Boerne" und Band sind gut aufeinander eingespielt. Man merkt, dass sie das schon länger machen, aber vor allem den Spaß, den sie dabei immer noch haben. Songs wie "Nochmal zum ersten Mal", oder "Geister" aus dem aktuellen Radio Dora-Album "2 Seiten" sorgen auch für Spaß und positive Stimmung bei den Anwesenden.

Die poetisch und lyrisch formulierten Texte leitet der 55-Jährige mit klugen Worten und (etwas) allgemeinen Weisheiten ein. Viele davon stammen, wie er immer wieder betont von seiner Oma. Gelegentlich wird er dabei ernst, wenn es um die Dresdner-Weltkriegsbombennächte, die seine Großmutter überlebt hat, oder eigene Eindrücke aus erster Hand aus dem syrischen Aleppo geht. Meist aber überwiegt doch der komödiantische Aspekt, wenn Liefers fragt, wie viele der Anwesenden überhaupt seine Band kennen, oder er von seiner Zusammenarbeit mit Reinhard Mey und einem Anruf - "der Reinhard ist gerade beim Joggen" - bei dessen Frau erzählt.

Mey habe auch leider nicht in einen der roten Koffer gepasst und sei deswegen nicht dabei. Dafür benutzen Liefers & Co diese im Verlauf als Perkussion-Instrumente und schieben einen kurzen Akustikteil ein. Gitarrist Jens Nickel lässt immer wieder schöne Slides einfließen, Liefers selbst greift zum Banjo und spielt Xylofon. Ein paar der teilweise ausufernden und passend zur "Tatort"-Rolle etwas oberlehrerhaften Ansagen hätte sich Liefers vielleicht sparen und noch den einen oder anderen Titel mehr spielen können. Denn gerade ein Stück wie das beschwingte 2014er-"Verlorene Kinder" vom Album "Die freie Stimme der Schlaflosigkeit" bringt Stimmung in den Brunnenhof und das Publikum gegen Ende von den Sitzen auf die Beine.

Nach fast zwei Stunden mit hohem Wortanteil resümiert Prof. Dr. Dr. Jan Josef Liefers zufrieden: "Nachdem es sonst immer ein bisschen bei unseren Auftritten in München gefremdelt hat, glaube ich heute, die Nuss ist geknackt. " Das sehen die Anwesenden ähnlich und lassen Radio Dora erst nach weiteren Zugaben von der Bühne. Gegen 22 Uhr, ein wenig später als normalerweise der "Tatort", ist das Konzert endgültig zu Ende.

Martin Buchenberger