Neuburg
Kleine Anfrage an das Verteidigungsministerium

Geschwader kostet 277 Millionen Euro

28.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Teure Landesverteidigung: Pro Flugstunde kostet der Eurofighter, hier zwei Maschinen des Neuburger Geschwaders, 67 852 Euro. Dies geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Eva Bulling-Schröter hervor. - Foto: A. Golz/Luftwaffe

Neuburg (DK) Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 Neuburg hat den Steuerzahler im vergangenen Jahr 277 Millionen Euro gekostet. 8,8 Millionen Liter Treibstoff wurden in dieser Zeit verflogen. Dies geht aus einer detailreichen Mitteilung des Verteidigungsministeriums hervor.

Anlass für den Parlamentarischen Staatssekretär Ralf Brauksiepe zu umfassender Auskunft ist die sogenannte Kleine Anfrage der Ingolstädter Linke-Abgeordneten Eva Bulling-Schröter. Die Partei bleibt damit ihrer Tradition treu, die Kosten der Landesverteidigung alljährlich aufzulisten und zu kritisieren. „Wir sind ein reiches Land, wenn wir uns so viel Geld für die Rüstung leisten können“, sagte Bulling-Schröter im Rahmen eines Pressegespräches am Montag in Neuburg. Auf der anderen Seite fehle dann das Geld für soziale Aufgaben.

Das Neuburger Geschwader war 2014 insgesamt 3083 Stunden in der Luft, davon 589 im Ausland. Dabei wurden 8,8 Millionen Liter Treibstoff verbraucht. Pro Maschine werden stündlich im Schnitt etwa 3,5 Tonnen Sprit verbrannt, was einem Schadstoffausstoß von elf Tonnen CO2 entspricht. Insgesamt brachten es die 23 Eurofighter des Geschwaders nach der Aufstellung des Ministeriums auf 22 230 Tonnen Kohlendioxid. Die Gesamtkosten – Infrastruktur, Personal, Flugbetrieb und kalkulatorische Kosten – beliefen sich auf 277 Millionen Euro. Im Jahr 2013 waren es 318 und 2012 rund 254 Millionen Euro für den Neuburger Verband.

In den Natoflugplatz in Zell wurde in den vergangenen Jahren eine Menge investiert. Seit Oktober 2003 summierten sich die Ausgaben für bauliche Maßnahmen auf 97,4 Millionen Euro, Ende Dezember 2017 werden weitere knapp 20 Millionen dazukommen. Unter anderem entstand ein neues Simulatorgebäude für 11,2 Millionen Euro, ein Liegeplatzgebäude für 11,6, eine Flugzeughalle für 20,7 sowie eine neue Start- und Landebahn. Bislang hat die Piste 28,5 Millionen Euro verschlungen. Die vorgesehenen Ausgaben liegen bei insgesamt 41,5 Millionen Euro. Nicht zuletzt wird der neue Tower, der Ende 2017 in Betrieb gehen soll, 12,9 Millionen Euro kosten.

Die Erneuerung der Start- und Landebahn verlief nicht ganz reibungslos. Unter anderem wurden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unter der alten Anlage gefunden und mussten entschärft und beseitigt werden. Wegen der Arbeiten stieg das Geschwader von März 2014 bis jetzt vom Flugplatz Lechfeld auf. „Das war schon erholsam“, versichert Fluglärmgegner Maximilian Seitz. Der Flugbetrieb dort wurde von den Anwohnern in einem Umkreis von 20 Kilometern durchaus kritisch gesehen. Bis dato gingen 256 Beschwerden bei der Flugbetriebs- und Informationszentrale der Bundeswehr ein. Allerdings, so berichtet das Verteidigungsministerium, seien 147 der 256 Beschwerden von einem einzigen Petenten initiiert worden.

Derlei Beschwerden sind aus dem Baltikum nicht bekannt, wo das Geschwader im Rahmen des Air Policing von September bis Dezember 2014 in Estland im Einsatz war und voraussichtlich im Herbst kommenden Jahres wieder sein wird. 75 bewaffnete Flüge absolvierten die Neuburger Piloten im Baltikum und über internationalem Gewässer der Ostsee. Die Maschinen waren dabei mit der Bordkanone und den Lenkflugkörpern Iris-T bewaffnet. Die Kurzstreckenrakete hat eine Reichweite von etwa 25 Kilometern. Sie ist eine vornehmlich deutsche Entwicklung und kostet pro Stück stattliche 400 000 Euro. „57 bewaffnete Flüge im Baltikum an der russischen Grenze, das macht mir Angst“, sagt Bulling-Schröter zu diesem Szenario. Ernsthafte Zwischenfälle hat es laut Verteidigungsministerium beim Air Policing Baltikum nicht gegeben. Das Ministerium listet die bewaffneten Schutz- und Übungsschutzflüge peinlich genau nach Datum in Stunden und Minuten auf. Zu Übungszwecken muss der Kampfjet aber auch mal scharfe Schüsse abgeben. Die Ausgaben für Munition werden mit 90 000 Euro aufgelistet.

Mit Stand Mai 2015 gehörten dem Neuburger Verband 935 männliche und weibliche Soldaten sowie 141 Zivilangestellte an. 69 Soldaten waren im Vorjahr auf Auslandseinsätzen in Afghanistan, in Westafrika und im Kosovo, 296 weitere im Baltikum.