Pfaffenhofen
Klassentreffen in der Tierherberge

Zum Tag der offenen Tür kommen neben vielen Besuchern auch ehemalige Mitarbeiter und Bewohner an die Weiberrast

29.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:44 Uhr |
Mensch und Tier hatten am Tag der offenen Tür in der Pfaffenhofener Tierherberge viel Spaß. − Foto: Ehrenreich

Pfaffenhofen (PK) Die ersten Autos mussten am Sonntag in einer Entfernung von fast 500 Metern von der Tierherberge parken: "Wir können uns nicht erinnern", dass wir das jemals vorher erlebt haben", sagte ein erschöpfter Mitarbeiter laut Pressemitteilung beim Abbau des Tags der offenen Tür des Tierschutzvereins.

Noch vor der Eröffnung um 11 Uhr standen bereits Zuschauer vorm Zaun. Am schönen Wetter allein habe es nicht gelegen, da ist die Vereinsvorsitzende sicher. Manuela Braunmüller: "Die Menschen entwickeln mehr und mehr Empathie für die Umwelt, für die Natur. Und damit auch für Tiere. Mit jedem Fall von Tiermissbrauch wächst die Zahl derer, die das nicht mehr hinnehmen wollen. Sich ein Tierchen lebend anstatt in gebratenem Zustand nach Hause zu holen, das ist sicher für viele auch ein Zeichen des Respekts vor dem Tier. Tiere gehören einfach dazu. "

Dem guten Wetter war es zu verdanken, dass erstmals in der Geschichte des Vereins Besucher-Kinder zusammen mit Hunden aus der Tierherberge im Außengelände miteinander tollen konnten. "Natürlich hatten wir sie ständig unter Aufsicht", betont die Mitarbeiterin Barbara Whittaker, Hundespezialistin, gelernte Kindergärtnerin und in der Herberge zuständig für die Arbeit Kind und Tier. Sie hat gleichzeitig den Tag der offenen Tür wesentlich mitorganisiert: "Wir haben derzeit ausschließlich sehr soziale Hunde hier. Einen nur ansatzweise schwierigen Hund hätten wir niemals zu den Kindern gelassen, das versteht sich von selbst. "

Natürlich gab es wie immer im Flohmarkt Dinge zu erstöbern oder zu sehr günstigen Preisen zu kaufen. Verschiedene Firmen präsentierten Hundeleinen in besonderen Looks beziehungsweise orthopädische Hundebetten. Nicht nur, aber auch für den älteren Hund. Mehrere "Versuchshunde" mussten testen und probeliegen. Bei Gewinnspielen konnten die Besucher Preise abstauben. Das Los kostete zwei Euro, und wer nicht gewonnen hat, hat immerhin Gutes getan: Der gesamte Erlös aus den Lotterien wurde an den Tierschutzverein gespendet.

Der Tag der offenen Tür ist stets auch eine Art Klassentreffen. Da sehen sich alle wieder, Mitarbeiter, Ex-Mitarbeiter, aber auch viele tierische Ex-Bewohner kommen mal wieder zum Vorbeischauen. Viele verletzte oder gequälte Tiere erinnern sich zweifellos noch an die Zeit an diesem Ort. Sie wiederholen Tricks und andere Dinge, die sie hier gelernt haben. Oder sie laufen zielsicher auf einen bestimmten Mitarbeiter zu, mit dem sie vor Jahren besonders intensiven Kontakt hatten.

Zum diesjährigen "Klassentreffen" erschien diesmal auch Molly, höchstpersönlich und in ihrer weiß-grauen Fellfarbe. Mollys legendäre Geschichte kennt jeder im Tierherberge. Die junge Yorkshire-Terrier-Hündin war vor einigen Jahren mit einer schweren angeborenen Missbildung auf die Welt gekommen und seinerzeit in der Tierherberge abgegeben worden.   Damals überlegten die Tierärzte, ob es nicht besser sei, sie sterben zu lassen. Sie werde kaum jemals eine schöne Stunde in ihrem Leben haben. Molly bewies, dass die Prognose damals falsch war. Nicht nur, dass mittlerweile statt eines Pflegeplatzes ein Dauerplatz für sie gefunden wurde. Das heißt, dort darf sie jetzt endlich bleiben, solange sie lebt. Das winzige Wollbündel ist agil und quirlig. Soviel Lebensfreude hätte sich vor zwei Jahren niemand vorstellen können. Molly ist nach wie vor am Hinterleib gelähmt, hat sich aber an ihr Wägelchen gewöhnt. Und sie benimmt sich heute, als würde sie es nicht mal wahrnehmen.

Das Gewusel aus Mensch und Tier hörte laut der Pressemitteilung nicht auf bis zum Ende gegen 16 Uhr. Ergebnis: Bis auf kleine Reststückchen und Krümel waren alle Kuchen aufgegessen worden, ungezählte Tassen Kaffee getrunken, das komplette vegetarische Buffet vernascht worden. Nicht zuletzt ungezählte Fragen gestellt und auch beantwortet worden. Da der Pfaffenhofener Verein traditionell am Tag der offenen Tür keine Tiere vermittelt, mussten alle Frischverliebten zumindest an diesem Abend noch alleine nach Hause gehen.

Durchaus wahrscheinlich, dass noch das eine und andere Tier über den Tag hinaus einem Besucher im Gedächtnis bleibt. Vielleicht sogar zu ihm nach Hause ziehen darf. Spätestens dann wäre die Mission erfüllt.

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