Steinerskirchen
Klare Worte, buntes Lichtermeer

Maria Himmelfahrt: Über 800 Gläubige kamen in Steinerskirchen zur Andacht mit Lichterprozession

16.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:13 Uhr
Fritz Endres
Immer wieder eindrucksvoll: die Lichterprozession, die die Gläubigen rund um den Berg der Oase führt. −Foto: Endres

Steinerskirchen (SZ) Weit mehr als 800 Gläubige kamen am Festtag Maria Himmelfahrt zur Oase Steinerkirchen und feierten eine Andacht mit einer Lichterprozession.

Festprediger war in diesem Jahr Pater Thomas Frings aus Münster, der im Jahr 2016 sein Amt als Pfarrer niederlegte und sich ins Kloster zurückzog.

Der Wettergott meinte es gut mit den Organisatoren der Herz-Jesu-Missionare - wenige Stunden vor Beginn der Andacht hörte der Regen auf, setzte aber sofort nach dem Ende der Feier wieder ein. Pünktlich um 20 Uhr erklang die 500 Jahre alte Glocke der Kirche St. Michael und Mariäe Verkündigung. Pater Walter Licklederer begrüßte die über 800 Gläubigen und dankte den Ministranten aus Steinerskirchen und Freinhausen für den liturgischen Dienst.

Musikalisch wurde der Gottesdienst unter freiem Himmel vor der Kirche von den Hohenrieder Musibuam unter der Leitung von Gerhard Schweiger umrahmt. Pater Norbert Becker und Kerstin Kaas brachten mit neuen geistlichen Liedern aktuelle Akzente ein. In einem Buch mit dem Titel "So kann ich nicht mehr Pfarrer sein" beschreibt Festprediger Pater Thomas Frings aus Münster seine Beweggründe, warum er nach knapp 30 Jahren seinen Dienst als Pfarrer im Jahr 2016 beendet hat. Auch seinen Zuhörern in Steinerskirchen nannte der Prediger seine Gründe. "Die Amtskirche ist auf den Wandel unserer Zeit nicht vorbereitet und hat dazu kein Konzept", sagte Pater Frings. Beim Nachwuchs befinde sich die Kirche im freien Fall. Als er im Jahr 1960 geboren wurde, sei alles noch einigermaßen in Ordnung gewesen. Die Glaubenden der Religionsgemeinschaften waren damals noch klar in der Überzahl. Dies habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gewaltig geändert. "Ich komme aus der Erzdiözese Köln, die eine Hochburg für die Katholische Kirche war. Heute gehören nur noch 50 Prozent der Bevölkerung einer Glaubensgemeinschaft an. " Die Gläubigen würden zu einer Minderheit und die Zahl der Austritte beider Kirchen nehme dramatisch zu. Die Amtskirche ignoriere diesen Tatbestand, fand der Prediger klare Worte. Wenn die getauften Kinder erwachsen werden, gehören sie einer absoluten Minderheit an. Darauf müsse man sie vorbereiten.

Er freue sich sehr, dass zu diesem Fest so viele Gläubige gekommen sind. "Warum bin ich Christ? ", fragte sich Pater Frings. Er sei in einer katholischen Familie aufgewachsen, getauft und habe sich entschieden, Priester zu werden. Er sei ein glaubender Mensch, habe aber auf viele Fragen keine Antwort. Er glaube, dass ihm diese Welt nicht alles geben könne. "Nur Gott kann mir ewiges Leben schenken, denn er ist die Liebe, die keine Grenzen kennt. Vertrauen Sie auf die Fürsprache der Gottes Mutter", rief er den Gläubigen zu.

Die Ministranten zündeten die Kerzen der Gläubigen an. Ein buntes Lichtermeer in der abendlichen Stunde. Die Prozession setzte sich rund um den Berg in Bewegung und die Gläubigen beteten den glorreichen Rosenkranz und sangen Marienlieder. Nach einer halben Stunde war die Lichterprozession beendet. Pater Frings erteilte den eucharistischen Segen. Nach dem Gottesdienst wurden noch gesegnete Brote verkauft, die mit Biokräutern aus dem Garten der Oase gewürzt waren.

Jedes Jahr wird für ein besonderes Projekt gesammelt. Heuer war es ein Kinderhilfsprojekt in Brasilien. Pater Walter Licklederer war viele Jahrzehnte als Missionar vor Ort und kennt die Gegebenheiten. Er wird dafür sorgen, dass die Spende auch den Kindern zugutekommt, versicherte Pater Norbert Becker bei der Vorstellung des Hilfsprojektes.

Auch heuer war wieder alles bestens organisiert. Die Freiwillige Feuerwehr Deimhausen regelte den Verkehr auf den engen Zufahrtsstraßen zur Oase Steinerskirchen. Beide Wiesenparkplätze hatten genügend Kapazität für die vielen Pilger aus der gesamten Region Altbayern und darüber hinaus.

Fritz Endres