Pfaffenhofen
Klangliches Inferno

Jazz-Trio Dreizack begeistert das Publikum in der Künstlerwerkstatt

18.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Voll Spielfreude, spannungsgeladen und multikulturell hat das Trio Dreizack ein hochkarätiges Programm für Jazzgourmets in der Künstlerwerkstatt präsentiert.

Ein im positivsten Sinn musikalisches „Trio Infernale“ entfesselte ein Feuerwerk, das die Zuhörer in Atem hielt. Kein Wunder bei der Besetzung: Jan Eschke gilt „als einer der besten Jazzpianisten Deutschlands“, Mozarteum-Dozent Arno Haselsteiner als herausragender Drummer, den man zusammen mit Schlagzeugheroen wie Charly Antolini in einem Atemzug nennen kann, und nicht zuletzt Gerd Boelicke als virtuoser und vielseitiger Bassist, ein kongenialer Groovepartner zu den anderen zwei Dritteln im Trio.

Die Musik der drei Instrumentalisten passt nicht ohne weiteres in irgendeine Schublade. Selbst Jan Eschke tut sich da ein wenig schwer: Eigentlich sei das „eine klassische Jazz-Trio-Besetzung“, sagt er, also handgemachte Musik, stilistisch aber nenne er es „World-Jazz“, weil das Repertoire des Trios in keine der gängigen Jazz-Kategorien passe. Das enthalte lateinamerikanische Komponenten ebenso wie viel europäische Harmonik, und es seien überwiegend auch Eigenkompositionen, die das Trio eingespielt hat.

Von denen bekam das Publikum einige zu hören, mit eigenwilligen Titeln wie „Die Biberratte“, „Knuspermaus“, „Der Schneckenkönig“ und andere mehr.

Aber auch Arno Haselsteiner konnte sich kompositorisch beweisen mit „Taxi To The 80’s“, wie auch sein Groovekollege Gerd Boericke mit „Microcosmos“, Titel, die auch auf der neuen CD „Tricolor“ der Musiker enthalten sind.

Und die legten los, gleich zu Beginn, denn dieses Trio fange immer mit einem ersten Stück an, scherzte Eschke mit dem Publikum. Und vom ersten Ton an erlebte das Publikum ein wahres Inferno an Klangkaskaden, atemberaubend, furios, voller Rhythmik und Dynamik. Darin enthalten Stilelemente aus bulgarischer Volksmusik, lateinamerikanischen Elementen und sogar menuett-artige Passagen, viele rhythmische Synkopen und Solopartien für jeden Musiker.

Eschkes Läufe auf der Tastatur nahmen die ganze Breite des Flügels ein, Gerd Boelicke am E-Bass bewies, dass sein Fünfsaiter 24 Bünde benötigt und Arno Haselsteiner erwies sich als wahrer Tonkünstler an der Bassdrum, an den Tomtoms, an der Snare und den Becken, unterstützt von einer atemberaubenden Arbeit an der Fußmaschine und der Hi-Hat. Da wird das Schlagzeug zu einem melodischen Instrument, ausdrucksstark, mit einem präzisen Groove und Fills, immer exakt im Timing und mit virtuoser Technik. Unterstützt von einem E-Bass, der seine ganzen klanglichen Varianten ausspielt, begleitet von einem präzisen Fingerpicking oder perkussivem Slapping. Harmonisch in bester Übereinstimmung mit dem Piano, teilweise unisono mit Eschkes rasenden Fingersätzen im tonalen Auf und Ab. So folgte Titel auf Titel, immer innerhalb eines hohen Energieniveaus, das das Trio „nie unterschreiten will“, was auch restlos gelang. Da war man im Publikum froh, bei „Norweger“, einem „Schlaflied für Elche“ (Eschke), sein Nervenkostüm etwas beruhigen zu können.

Mit Variationen um „Bansko“, dessen Grundlage ein bulgarisches Volkslied ist, endete ein Programm, das seinesgleichen sucht: musikalisch höchst anspruchsvoll, interpretiert von Ausnahmemusikern, und das bei kostenlosem Eintritt in Singers Künstlerwerkstatt.

Ein Highlight in Pfaffenhofens Musikkalender, das der Wiederholung bedarf. Das sah auch das Publikum so, das eine Zugabe forderte und auch erhielt: Bei Oscar Petersons „That’s What It Is“ konnte Gerd Boelicke neben seinen Kollegen noch mal mit einem wunderbaren „Walking Bass“ glänzen. Und es ist wie es ist: Jazz auf höchstem Niveau, dringend empfohlen.