Wolnzach
Kindergartenneubau kostet voraussichtlich 10,6 statt 6,5 Millionen Euro

Fragestunde mit Fachplanern: Preissteigerungen, Mehraufwand und aufwendige Gründung auf weichem Gelände sind ausschlaggebend

27.04.2022 | Stand 23.09.2023, 1:00 Uhr
In Holzbauweise wird der neue Kindergarten errichtet. −Foto: Haferkamp Kramer Wilkening Architekten, Berlin

Wolnzach - Ein Grundstück von 6500 Quadratmetern Fläche mitten im Ort, das die Kirche der Gemeinde auf Erbpacht-Basis zur Verfügung stellt.

Ein langgestreckter Holzbau soll dort entstehen, mit 1000 Quadratmetern Grundfläche und sechs Gruppenräumen. Die Fachplaner stellten sich jetzt in einer Sondersitzung den Fragen der Gemeinderäte zum neuen Wolnzacher Kindergarten. Ein Projekt, bei dem generelle Preissteigerungen und zusätzlicher Aufwand die voraussichtlichen Gesamtkosten in immense Höhen treiben: 6,5 Millionen Euro waren geschätzt, aktuell steht man bei weit über zehn Millionen Euro.

Nein, darüber sei man keineswegs glücklich, so Bürgermeister Jens Machold (CSU). Allerdings sei dieses, seit langem geplante Projekt, von allgemeinen Preissteigerungen nicht gefeit. Hinzu kämen unvermeidbare Mehrkosten. Zum Beispiel für die der aufwendige Gründung, wie Johan Kramer vom Berliner Architekturbüro Haferkamp Kramer Wilkening - dem Sieger des Architektenwettbewerbs - erklärte: "Wir haben hier sehr weiches Gelände. " Eine aufwendige und damit auch sehr teure Pfahlgründung sei deshalb absolut unerlässlich.

Viel Holz und direkteZugänge zum Garten

Zuvor hatte der Fachmann das Gebäude, in dem - laut Zeitplan - ab September 2025 Kinder in sechs Gruppen betreut werden können, noch einmal kurz vorgestellt, die an die Umgebung angelehnte Holzoptik mit den großen Glasfronten erklärt, auf die sechs Gruppenräume mit jeweils direktem Gartenzugang - entweder über die Terrasse oder über eine Loggia mit Rutschen und Treppen - hingewiesen. Zusammen mit der Landschaftsgestaltung des über 5000 Quadratmeter großen Restgeländes mit Hügeln, Spielgeräten, Wasserspielen, Bewegungsparcours, Wildwiese, Matsch- und Sandplatz - für die Landschaftsplanung war Antonio Scopacasa vom Studio Ideale nach Wolnzach gekommen - soll hier ein auf die Zukunft ausgerichteter Kindergarten entstehen.

"Und das mitten im Ort in Top-Lage", so der Bürgermeister. Realisierbar sei das alles überhaupt nur, weil die Kirche als Eigentümerin das Grundstück zum "wirklich sehr fairen" Erbpachtzins zum Zwecke des Kindergartenbaus zur Verfügung stellt. Dieser neue Kindergarten sei ein in einem aufwendigen Wettbewerb entwickeltes Gemeinschaftsprojekt, an dem die Verwaltung und auch die Kindergartenleitung selbst aktiv und sehr engagiert mitgearbeitet habe. Auch der Gemeinderat steht hinter dem Neubau, aus Reihen der Räte kamen lediglich einige Fachfragen, beispielsweise zur Zeitschiene (Werner Hammerschmid, SPD), zur Lüftungs- und zur Photovoltaikanlage (Fabian Röhrich, FDP, und Tanja Maier, SPD) oder zu eventuellen Einsparpotenzialen im Bauwerk und in der Gründung (Steffi Maier, CSU). Im Dezember soll es in die Ausschreibung gehen, der Baubeginn soll im Mai 2023 und die Übergabe des Bauwerks dann im Jahr 2025 erfolgen. Der Gemeinderat geht mit, es gab keine Gegenstimme.

Aber offensichtlich nur, weil einer ausgerechnet bei der Abstimmung gerade nicht im Raum war: Max Wallner (BGW) hatte zuvor gestenreich darüber fabuliert, dass es diesen Neubau eigentlich gar nicht brauche. "Ist der Kindergarten Am Brunnen denn nicht mehr gut genug? " Den miete man für "einen Apfel und ein Ei" - selbige hatte er als Anschauungsobjekte eigens mitgebracht; man könne ihn locker auf fünf Gruppen erweitern.

Fakten sprechenfür sich

Seinen Traum, "das Ganze hier und jetzt zu beenden" und das Innerortsgrundstück anderweitig zu nutzen, träumt er jedoch alleine. "Wenn man von etwas spricht, sollte man auch Ahnung haben", konterte der Rathauschef. Denn erstens habe der Kindergarten Am Brunnen bereits jetzt fünf und nicht, wie von Wallner behauptet, vier Gruppen, davon eine in einem Container; zweitens sei eine anderweitige Nutzung des Grundstücks nicht möglich, weil es - wie mehrfach erklärt - zweckgebunden zum Kindergartenbau von der Kirche verpachtet werde; drittens werde der Kindergarten Am Brunnen künftig als Krippe weitergenutzt und damit das Angebot an Kinderbetreuung ausgebaut. Und auch werde er mit Wallner niemals einkaufen gehen: "Ich weiß ja nicht, wie viel Sie für einen Apfel und ein Ei bezahlen. "

WZ

Karin Trouboukis