Pöttmes
Keine nasse Enteignung

Infoabend zu Schorner Röste in Pöttmes: Weitgehend sachliche Diskussion, kaum Zustimmung

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Foto: DK

Pöttmes (SZ) Für richtig viel Diskussionsstoff sorgt am Moosrand die Projektstudie Moorschutzkörper in den Schorner Rösten. Von der darin angedachten Verwässerung des Donaumooses sind die Bewohner der angrenzenden Orte sowie die Landwirte nicht begeistert.

Bei dem im Pöttmeser Kultursaal anberaumten Informationsabend wurde klar, dass das Projekt noch mit mächtig Gegenwind zu kämpfen hat. Die Einladung der Gemeinde Pöttmes und des Donaumoos- Zweckverbandes zum Infoabend über die Machbarkeitsstudie Moorschutzkörper in den Schorner Rösten stieß auf ein unerwartet großes Echo und so reichte die im Kultursaal vorbereitete Bestuhlung kaum für die hohe Zahl der Interessierten aus. Bürgermeister Franz Schindele zeigte sich überrascht und wünschte sich in seinen Begrüßungsworten eine sachliche Diskussion. Im Anschluss an seine kurze Chronologie bezeichnete der Rathauschef das Projekt nicht als erstes und einziges und nannte Referenzen. Man solle dem auf Freiwilligkeit beruhenden Vorhaben eine Chance einräumen und unsachliche Gerüchte beiseite schieben. Michael Hafner vom Donaumoos-Zweckverband stellte die Studie, die ihren Namen vom Schorner Röstgraben hat, vor. Man suche Partner im Zeichen des Klimaschutzes. Dieser sei nötig, angesichts ständig höheren Co2-Ausstoßes und damit steigender Temperaturen, die wiederum das Ansteigen des Meeresspiegels zur Folge haben. Etwa fünf Prozent der Treibhausgase werden durch Moore verursacht. Im Donaumoos etwa gingen in den letzten 200 Jahren drei Meter an Mächtigkeit verloren, was einem Verlust von 1,5 Zentimetern pro Jahr entspricht. Mit der Verwässerung könne der Verlust und damit die Abgabe von Treibhausgas eingedämmt werden. Allerdings funktioniere das nur dort, wo noch eine ausreichende Moormächtigkeit vorhanden ist.

Die vorliegende Projektstudie umfasst zwei Gebiete, in denen die Drainagen gekappt, Wehre erstellt und Gräben zur Wasserführung genutzt werden sollen. "Wir können über Ihr Eigentum nicht verfügen", lautete der Kernsatz des Abends. Sowohl Hafner als auch Willi Riß vom Landratsamt Neuburg- Schrobenhausen erklärten mehrfach die Freiwilligkeit und das Oberziel Klimaschutz. Riß fühlt sich dabei in die Zeit vor 18 Jahren zurückversetzt. Seinerzeit musste er für den Donaumoos-Zweckverband werben, der ähnlich misstrauisch beobachtet wurde.

Der Frage nach einer vermehrten Mückenplage nahm Riß mit dem Hinweis auf ganzjährige Flutung den Wind aus den Segeln. Stechmücken benötigen zur Vermehrung wechselnde Wasserstände. In vergleichbaren Projekten habe es kein erhöhtes Aufkommen von Stechmücken gegeben. Karl-Heinz Schmiedl äußerte als erster seine Bedenken: Er befürchtet mehr Nebel und Leberegel, die Kühen und Pferden schaden. Für Matthias Gogl war nicht klar, wie tieferliegende Grundstücke von Eigentümern, die sich nicht beteiligen wollen, geschützt werden und wie die Beweislast im Falle von Schäden liegt. Zweifel hegte auch Carola Wagner: Sie sieht ihren Pferdebetrieb bei geringerer Fließgeschwindigkeit gefährdet. In dieser Phase schien die Diskussion durch unsachliche Zwischenrufe kurzzeitig aus dem Ruder zu laufen, doch Bürgermeister Franz Schindele konnte die Wogen letztlich glätten.

Offen zeigt sich dagegen die Stadt München als einer der größten Grundbesitzer. Wie Baurschmid verdeutlichte, sei man offen für derartige Projekte, sofern das Vermögen abgesichert sei. Den Landwirten riet er, sie täten gut daran sich zu öffnen, zumal ihr Image leide. Die von Anton Neukäufer aufgeworfene Frage der Haftung im Schadensfall verwies Michael Hafner auf die Umwelthaftpflichtversicherung und die öffentlichen Träger des Donaumoos-Zweckverbands. Hubert Birkmeir ist als Biolandwirt auf seine Flächen angewiesen; auch hierauf werde man Antworten finden, so die Referenten. Willi Riß beschrieb den Ablauf wie eine Flurbereinigung: Es werden Arbeitskreise gebildet, der Donaumoos-Zweckverband sei daran interessiert, Flächen zu kaufen; den Preis wiederum könne ein Preisfindungsgremium festlegen. Insgesamt müsse es auch Entschädigungen und Förderungen geben, so Riß: "Der Landwirt muss nachher genauso viel haben wie zuvor, als er Kartoffeln oder Getreide anbaute." Auf die spontane Frage, wer denn im Saal dem Projekt positiv gegenüberstehe, gab es nur wenige Antworten. Eine kam von Ernst Haile: Er mahnte, Verantwortung auch für die nachfolgenden Generationen zu tragen. Insgesamt befürchten die meisten ein "Absaufen" ihrer Flächen, überflutete Keller in den Orten und Auftriebs-Schäden an Gebäuden durch steigenden Grundwasserspiegel. Dazu werde es nicht kommen, so Richard Schöttner, Fachkraft für Moorschutz bei der Regierung von Schwaben. Man werde Pegel einrichten und durch steigende Grundwasserspiegel entstandene Schäden ersetzen. Abschließend betonte Schindele, man habe die Bedenken aufgenommen und werde diese einfließen lassen. Momentan handele es sich nur um eine Machbarkeitsstudie, die freiwillig zur Umsetzung komme. Um Vertrauen zu gewinnen, werde man wohl mit kleinen Flächen beginnen und Zug um Zug ausbauen.