Hilpoltstein
Keim des Friedens

10 000 Euro aus Spendenaktion "Jeder Bürger ein Euro" gehen an Schulprojekt im Südsudan

14.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

So funktioniert Schule im Südsudan: Combonimissionar Hans Eigner aus Laibstadt macht sich stark dafür, dass die Kinder Möbel und Schulmaterialien erhalten. - Foto: Eigner

Hilpoltstein (HK) Weltweit gesehen gehen laut Unicef im Südsudan die wenigsten Kinder zur Schule. Es fehlen Gebäude, Klassen, Möbel und Unterrichtsmaterialien. Der blutige Konflikt seit 2013 hat die Bildungssituation weiter verschlechtert. Eine Spende aus dem Landkreis Roth soll nun Hoffnung geben.

Hans Eigner aus Laibstadt hat gestern aus den Händen von Landrat Herbert Eckstein einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro entgegen genommen. Der Comboni-Missionar auf Heimaturlaub war in Begleitung von Pater Gregor im Landratsamt, um zu schildern, wie sehr das Land von Krieg und Korruption geschüttelt wird. Beide sind ausgewiesene Afrikakenner, verbringen schon zum Teil Jahrzehnte ihres Lebens auf diesem Kontinent, um Krankenstationen und Schulen aufzubauen. Und um den Keim des Friedens in die Herzen der Menschen zu pflanzen.

Das Geld, das Rother Bürger gespendet haben, wird jungen Menschen im Südsudan zugutekommen. Genauer gesagt Kindern, die die Schule besuchen wollen. Das Gebäude existiert bereits, es ist jüngst von Mitgliedern eines einheimischen Ordens am Rande der Hauptstadt Dschuba gebaut worden. Nur an der Ausstattung, da fehle es hinten und vorne, schildert Bruder Hans. Schule könne man sich ohnehin nicht vorstellen wie in Deutschland. Manchmal sitzen die Kinder einfach unter Bäumen oder sogar in sengender Hitze auf dem staubigen Boden. Deshalb freut er sich um so mehr, dass mit dem Geld vor Ort Möbel geschreinert werden können, die den Unterricht für die Kinder um einiges einfacher machen. Rund 250 Kinder besuchen die Schule bereits, es sollen noch mehr werden. Wenn sie dort nicht den Unterricht besuchen könnten, müssten die Kinder mindestens eine Stunde zu Fuß in den Nachbarort laufen. "Für die Kleinsten ist das gar nicht zumutbar", sagt Bruder Hans.

Die Analphabetenrate liegt im Landesdurchschnitt bei 75 Prozent, in einigen ländlichen Gebieten bei über 85 Prozent. So gilt es als Privileg, eine Schule besuchen zu dürfen. Ganz wichtig ist Bruder Hans, dass sich das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum jüngst eröffnete Friedenszentrum der Ortskirche und der Missionare vor Ort befindet, um dessen Errichtung sich der Bauingenieur in den vergangenen Jahren gekümmert hat. Das Friedenszentrum bietet nicht nur den Ordensleuten Rückzugsmöglichkeiten und einen Treffpunkt, dort gibt es auch die Möglichkeit für Behandlung von traumatisierten Menschen. Zudem soll das Friedenszentrum, in dem sich auch die Einheimischen treffen können, gedanklich in die Region ausstrahlen. Denn trotz der anhaltenden zumeist bewaffneten Konflikte hofft Bruder Hans darauf, christliche Werte und letzten Endes Frieden in die Bevölkerung tragen zu können. Dabei ist ihm wie Pater Gregor klar, dass dies keine Sache von Jahren, sondern von Jahrzehnten sein wird. "Wir denken da in Dimensionen von zwei Generationen", erklärt Pater Gregor. Derzeit sei es leider so, dass es in dem Vielvölkerstaat "Waffen eher zu den Menschen schaffen als Essen", wie Bruder Hans bedauernd feststellt. Aber die Missionare seien Teil der lokalen Gesellschaft geworden und hätten Gehör gefunden und positiven Einfluss bei den überwiegend christlichen Einheimischen. Auch wenn die Schilderung der Situation vor Ort vielleicht hoffnungslos klinge, "wir haben eine andere Perspektive auf das Leben als ein säkularer Mensch. Wir handeln aus dem Glauben an Gott und haben Hoffnung, wo manchmal keine Hoffnung ist."

In einem Brief an die Heimat schilderte Bruder Hans, dass schwere Kämpfe im vergangenen Jahr erneut gezeigt hätten, dass dieses Land "ein Eldorado für Kriegstreiber, prinzipienlose Opportunisten und machthungrige Politiker" sei. Und trotzdem: Für ihn zählt die Überzeugung, dass man für Frieden und Versöhnung viele Schritte tun könne.

Das war auch der Grund für Landrat Herbert Eckstein, 10 000 Euro aus der Landkreisspendenaktion an den Missionar aus Laibstadt zu geben. "Bei ihm ist das Geld in guten Händen", zeigte sich Eckstein überzeugt. "Wir wollen die Menschen für einen vergessenen Kontinent sensibilisieren", sagte Eckstein. "Die Hilfe lebt von solchen Initiativen." Man könne damit zwar die Welt nicht verändern, "aber das sind kleine Schritte, damit es wenigstens einigen Menschen besser geht".