Kahlschlag am Auwaldsee

09.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Grün kaputt: Zwischen der Straße Am Auwaldsee und dem Pionierübungsplatz wird zurzeit ein Geländestreifen gerodet. Die Bundeswehr erneuert ihren Zaun und legt am Fuß der Böschung (links) einen neuen Weg an. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Wer in diesen Tagen am Auwaldsee spazieren geht, wird von kreischenden Motorsägen aufgeschreckt. Entlang der kerzengeraden Straße südlich des Pionierübungsplatzes sind größere Rodungsarbeiten im Gange. Die Bundeswehr erneuert ihren Zaun und legt einen 800 Meter langen Weg an.

Federführend bei der derzeitigen Kahlschlagaktion ist das staatliche Bauamt, das in einer knappen Pressemitteilung die umfangreiche Rodung angekündigt hat. "Diese Maßnahme ist mit dem Umweltamt der Stadt Ingolstadt abgestimmt", betont die Behörde, "der Eingriff wird durch Ersatzpflanzungen ausgeglichen."

Im Bescheid des Umweltamtes ist denn auch von einem "nicht unerheblichen Eingriff in den betroffenen Gehölzbestand" die Rede. Demzufolge wird eine Fläche von rund 7850 Quadratmetern gerodet, es handle sich dabei um einen nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz "geschützten Gehölzbestand", der zum Teil auch als Biotop kartiert ist.

Die genehmigte Befreiung vom Rodungsverbot wird damit begründet, dass "unumgängliche, in den nächsten Monaten durchzuführende Bauarbeiten" bevorstünden. Würde das städtische Umweltamt die Fällaktion nicht genehmigen, wäre dies ein "Härtefall" für den Antragsteller und eine "nicht beabsichtigte Erschwernis".

Die Bundeswehr will nach eigenen Angaben einen vier bis zehn Meter breiten Streifen roden, den Zaun des Übungsplatzes neben der Straße erneuern, einen "Bewirtschaftungsweg" anlegen und den Wall dafür etwas verschieben.

"Mit dem Bau des Kontroll- und Pflegeweges werden die Möglichkeiten für Bedienstete bzw. Beauftragte der Bundeswehr wesentlich verbessert, das Gelände zu sichern und Pflegemaßnahmen an der Zaunanlage und angrenzenden Vegetationsflächen wirtschaftlich durchzuführen", bewertet das Umweltamt das Vorhaben. Wie viele größere Bäume der Motorsäge insgesamt zum Opfer fallen, wurde von der Behörde jedoch nicht ermittelt.

Die beantragte Rodung könne "aus naturschutzfachlicher Sicht ausnahmsweise" genehmigt werden, heißt es im Bescheid weiter, "da erfahrungsgemäß die Vogelbrutzeit etwa Mitte August abgeschlossen ist" und auch die "Belange des Landschaftsbildes wegen verbleibender benachbarter Bestände beidseits der Straße Am Auwaldsee nicht schwerwiegend beeinträchtigt werden". Das Bauamt muss nach den Bauarbeiten für ökologischen Ausgleich sorgen. Auf dem neu geschütteten Schutzwall soll demnach ein "neuer, stufiger Gehölzmantel mit Strauch- und Baumarten des vorhandenen Bestandes" geschaffen werden. Das sind zum Beispiel Feldahorn, Salweide und Hainbuche oder Sträucher wie Haselnuss, Hartriegel und Weißdorn. Ursprünglich sollte bereits im März gerodet werden. Da aber die Brutzeit der Vögel bereits begonnen hatte, wurden die Arbeiten bis in den Herbst verschoben.