Josef Schäch löst Rudi Engelhard ab

16.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:03 Uhr |

Gratulation für den Gewinner: Landrat Rudi Engelhard (l.) wünschte seinem Nachfolger Josef Schäch (r.) alles Gute für die kommende Amtszeit und sicherte ihm seine Unterstützung zu. - Foto: Asbeck

Pfaffenhofen (kx) Um 19.34 Uhr ist die Sensation perfekt: 52,7 Prozent für Josef Schäch, 47,28 Prozent für den noch amtierenden Landrat Rudi Engelhard steht am Sonntagabend als Endergebnis auf der großen Projektionsleinwand in der Wahlzentrale des Landratsamtes am Pfaffenhofener Hauptplatz.

Das Ergebnis ist umso überraschender, als der 58-jährige Engelhard vor zwei Wochen seine Wiederwahl im ersten Urnengang fast schon gesichert hätte. Nur 1,3 Prozent oder 744 Stimmen fehlten ihm damals zur absoluten Mehrheit.

Doch der Herausforderer, der im ersten Wahlgang bei insgesamt fünf Kandidaten nur 30,7 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte, schafft am Sonntag die kaum noch für möglich gehaltene Sensation und kehrt den deutlichen Rückstand noch in einen knappen Wahlsieg um.

Kurz nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr liegt knisternde Spannung über dem Rentamtssaal. Neben Mitarbeitern des Landratsamtes finden sich dort nach und nach immer mehr Interessierte Bürger ein. Alle warten jetzt mit Hochspannung auf das erste Ergebnis der Landratsstichwahl. Dann ist es endlich so weit. Die Gemeindeverwaltung Rohrbach meldet gegen 18.30 Uhr Uhr per E-Mail: 61,46 Prozent für Schäch, 38,54 Prozent für Rudi Engelhard. Kurz darauf kommt das Ergebnis aus Münchsmünster mit umgekehrtem Ergebnis: 64,7 Prozent für Engelhard, nur 38,54 für Schäch. Ein klarer Trend ist nicht erkennbar. Noch stehen die Ergebnisse aus den restlichen 17 Gemeinden aus, die jetzt aber im Minutentakt einlaufen. Und der Trend wird immer deutlicher, dass der amtierende Landrat Rudi Engelhard die Wahl verlieren wird. Lediglich in acht Gemeinden des Landkreises kommt Engelhard über die 50-Prozent-Marke. Josef Schäch hat in elf Gemeinden die Nase vorn, am weitesten natürlich in seiner Heimatgemeinde Wolnzach, wo er auf über 75 Prozent kommt. Aber auch in der Kreisstadt Pfaffenhofen liegt der FW-Herausforderer mit 53 Prozent vor Engelhard.

Gegen 18.40 Uhr trifft Engelhard im Rentamt ein. Mit versteinerter Miene verfolgt er zusammen mit seinem Vorgänger Altlandrat Traugott Scherg und dem CSU-Fraktionschef im Kreistag, Reinhard Heinrich, die Wahlergebnisse auf der Projektionswand im Rentamt. Neun von 19 Gemeinden sind zu diesem Zeitpunkt ausgezählt. Schäch liegt mit 58 Prozent deutlich in Führung. "Das ist gelaufen", stellt Engelhard resigniert aber gefasst fest. Offenkundig ist es ihm nicht gelungen, seine Wähler für den zweiten Urnengang noch einmal zu mobilisieren. Die schwache Wahlbeteiligung von 56,21 Prozent, neun Prozentpunkte weniger als vor zwei Wochen, geht offenbar größtenteils zu Lasten des Amtsinhabers. Er kommt diesmal nur auf 23 443 Stimmen, über 4000 weniger als beim Urnengang am 2. März. Josef Schäch hingegen steigert sein Ergebnis von 17 500 auf 26 141 Stimmen.

Als Josef Schäch gegen 19.20 Uhr ins Landratsamt kommt, hat Engelhard bereits den Saal verlassen. Beide treffen sich im Flur des Rentamtes. Engelhard gratuliert Schäch als fairer Verlierer zum Sieg. Er betont, dass er ihm einen gut bestellten Landkreis übergibt "ohne Schulden". Er werde Schäch bei seiner Arbeit unterstützen, sichert ihm Engelhard zu. Als Schäch unter Applaus den Rentamtssaal betritt, kommt Engelhard nicht mehr mit.

Dort wartet bereits das grelle Licht der Kameras auf den frisch gewählten neuen Landrat. "Ich brauch eine neue Brille, eine Sonnenbrille", scherzt er im Blitzlichtgewitter. Das Ergebnis habe er nicht erwartet, aber erhofft, sagt der 61-Jährige dann. Bei dem Ergebnis von 30,7 Prozent am 2. März "hab ich gedacht, das ist gelaufen". Als die ersten Ergebnisse aus den Gemeinden über die Bildschirme liefen, "hab ich den Zahlen lange nicht geglaubt", so Schäch. "Ich weiß, dass da, wo ich jetzt hintrete, große Füße vor mir waren", sagt er. Er sei sich bewusst, dass eine "große Aufgabe" auf ihn warte. "Ich habe 18 Jahre erfolgreich den Markt Wolnzach geführt", jetzt sei dies natürlich noch eine Nummer größer." Das Wahlergebnis habe ihn gefreut, aber "mir auch eine große Bürde aufgegeben".

Als erstes will er einen Mitarbeiter einstellen, der bei allen Gesprächen mit Bürgern, "die nicht so positiv verlaufen", dabei ist, damit ihnen geholfen wird. Ich will eine Dienstleistungsgesellschaft aus dem Landratsamt machen". "Jeder Bürger weiß, dass er bei mir eine offene Tür findet".

Warum er letztendlich diesen Erfolg gegenüber einem Landrat hatte, der eine anerkannt erfolgreiche Arbeit für den Landkreis geleistet hat? "Ich weiß es nicht. Ich habe noch großen Zuspruch auf dem Markt in Pfaffenhofen gefunden. Wie etwas so kippen kann, ich weiß es nicht. Da müssen Sie die Wahlforscher fragen, die verstehen da mehr". Darauf bekommt er einen langen Applaus.

Er habe einen "fairen Wahlkampf" geführt, betont Schäch. Die wichtigste Aufgabe in den nächsten Tagen werde es für ihn sein, einen Geschäftsführer zu finden, der seiner Frau und seiner Tochter bei der Geschäftsleitung seines Unternehmens unterstützt. Auch in seiner Heimatgemeinde Wolnzach gelte es jetzt noch Dinge zu Ende zu bringen und an den Nachfolger zu übergeben.

Für die zukünftige Arbeit im Kreistag ist Schäch zuversichtlich: "Ich mache mir keine Sorgen, dass auch mit der CSU eine gute Zusammenarbeit geben wird", schließlich habe er auch als Bürgermeister bei den FW in Wolnzach nie eine absolute Mehrheit gehabt, aber die meisten Beschlüsse seien mit einer großen Mehrheit abgesegnet worden.

Politisches Ziel sei in erster Linie die Hilfe für den Mittelstand als "Basis für langfristigen Erfolg". Auch die Jugend- und Schulpolitik müsse "massiv anders werden". Auch die Realisierung einer weiteren Autobahnausfahrt setze er sich ein.

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