Mörnsheim - 25 Jahre baute und bastelte der 68-jährige Mörnsheimer Klaus Henle als Hobby Krippen jeglicher Art.
Nach dem Besuch der Krippenbauschule in Garmisch-Partenkirchen und jetzt mit bestandener Prüfung darf er sich als einer der wenigen im Landkreis als Krippenbaumeister bezeichnen.
Doch bis zu diesem Titel war es ein langwieriger und intensiver Weg. 2016 erfolgte die Anmeldung, Kurs eins begann 2017 in der Krippenbauschule in Garmisch mit insgesamt vier Personen. Vorgabe war eine Orientalische Höhlenkrippe, die mit einer Skizze begann. Diese Krippe sollte in sechs Arbeitstagen fertiggestellt werden. Dies hieß, Felsen gießen, Einbau von Naturkork, Herstellen der gesamten Botanik und Fassen der Bauten und des gesamten Geländes.
Kurs zwei wurde schon schwieriger, da eine Krippe mit zwei Türmen, einem großen Tor mit Brunnen - und das alles auf zwei Ebenen verteilt - verlangt wurde. Allerdings musste alles in Perspektive gebaut werden, das heißt, nach der Zentralperspektive müssen sich alle Linien am Fluchtpunkt treffen. Des Weiteren mussten in diesen sechs Tagen Farben gemischt und die Botanik angefertigt werden.
Im dritten Kurs steigerten sich nochmals die Vorgaben: Felswände bauen, Dachschindeln spalten, drei Ebenen wurden verlangt, Krippe in Holzbauweise, Beizen, Farblehre und Anfertigen von Bäumen aus der Heimat.
Im Jahr 2020 sollte der Meisterkurs beginnen, der aber wegen Corona abgesagt wurde. Im August begann dann doch der Meisterkurs mit Hintergrundmalerei, Anfertigen von Skizzen, Malen mit Acryl, Farblehre mit Primär- und Sekundärfarben, einfachen Laubbäumen und Tannen malen. Die Maltechniken brachten Henle oft zum Verzweifeln, aber ans Aufgeben dachte er nie.
Im September folgte der Endspurt, das Fertigen der Meisterkrippe stand bevor. Keiner der vier Teilnehmer wusste, was verlangt wurde. Für die praktische Prüfung entschied das Los über die Bauart der Krippe. "Mein Wunsch, eine heimatliche Krippe zu bauen, erfüllte sich durch meine glückliche Ziehung", freute sich Henle: drei Ebenen, Wohntrakt gemauert, ruinenhafter Zustand, Holzbauweise, Balkon, Außentreppe, Windladen, Kamin, Dachrinnen, Geländemauern, Schuppen, Botanik, Felsen - und das alles mit Skizzen und Bemaßung. "Da wird einem schon Angst, denn vorher habe ich alles aus dem Bauch heraus und ohne Plan gebaut. Das ist schon eine große Umstellung, wenn man an diese strengen Vorgaben gebunden ist. Man hat aber trotz der Auflagen viele kleine Details mit einarbeiten und einfließen lassen können, so dass der eigene Stil auch noch zu erkennen ist", sagt Henle.
Nach der praktischen Prüfung gab es noch eine schriftliche Prüfung mit Fragen, was die sieben wichtigsten Krippenstationen sind, oder über Baustile und Farben. Danach wurden die Krippen ins benachbarte Seefeld gefahren, wo sie von drei Krippenbaumeistern aus Tirol begutachtet und bewertet wurden. Nach zweieinhalb Stunden kam endlich die Erlösung: Alle vier Teilnehmer hatten bestanden.
Dieses Wissen aus der Meisterschule und seine eigene über 25-jährige Erfahrung im Krippenbauen möchte Henle an Interessierte in Kursen beziehungsweise Schulungen weitergeben. An die 200 Krippen hat er schon gebaut und viele davon auf Weihnachtsmärkten und Ausstellungen wieder verkauft, "aber meine Meisterkrippe ist unverkäuflich", so Henle. Im Sommer findet man ihn meistens im Wald, wo er mit geübtem Blick Wurzeln, Äste, Gras, Steine und Ähnliches aussucht, um für das Bauen seiner Krippen im Winter genug Material zur Verfügung zu haben. Der eigenen Kreativität seien dabei keine Grenzen gesetzt, und jeder, so sagt er, soll seine eigenen Ideen beim Bauen umsetzen und verwirklichen können.
eme
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