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Jetzt geht es um die Grünweißwurst

08.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Als ausgerechnet in Fürth in Mittelfranken dieser Tage die „soziale Grünweißwurst“ vorgestellt wurde, da kochte besonders südlich des Weißwurstäquators Donau die Volksseele hoch. Eine Weißwurst in Grün-Weiß: Für Puristen unter den Weißwurst-Zutzlern ist das ein Sakrileg.

Drei Wirtsleute haben diesen Tempelraub dennoch begangen und passend zur Wiedereröffnung des Gelben Löwen „eine Weißwurst, in der echter Klee verarbeitet wird“ erfunden. Zur Erklärung für Ortsfremde: Das Wappen der Stadt Fürther ist ein dreiblättriges Kleeblatt. Und das prangt nun auch außen auf jeder „Grünweißwurst“-Pelle.

Dabei galt doch bisher die Weißwurst als „eine typische Spezialität aus Bayern, hergestellt vor allem aus Kalbfleisch und Gewürzen“. Besonders heraus schmeckt man die Petersilie. Metzgermeister Claus Böbel schüttet nun an deren Stelle extra gezüchteten, dreiblättrigen Klee in den Teig. Der Rittersbacher Böbel produziert die Wurst exklusiv für die Fürther Wirte.

Die Wiedereröffnungsgäste im Gelben Löwen konnten nicht sagen, ob ihnen die Neuentwicklung schmeckt: Sie nickten mit vollem Mund nur begeistert. Dass sie beim Essen auch noch etwas Gutes taten, war vielen gar nicht bewusst. Doch „die Grünweißwurst ist ein Produkt, das anderen hilft“. Zehn Cent pro verkauftem Paar gehen künftig an ein Fürther Hilfsprojekt, erklären die drei Wirte.

Doch die Fürther könnten Probleme mit den Erfindern der ersten „Grünen Weißwurst“ bekommen. Die heißen Werner Gropp und Markus Hinterberger, stammen aus dem Marienwallfahrtsort Altötting in Niederbayern und haben vor einem Jahr ihre eigene „Wurstrevolution“ durchgezogen. So jedenfalls beschrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ das Experiment des „International Executive“ und des Metzgers, Pulver des japanischen Grüntees Matcha mit dem Weißwurstteig zu verrühren. Weshalb diese „Matcha-Weißwurst“ aus Altötting viel grüner aussieht als die aus Fürth.

Lokal- wie Weltpresse jubelten damals die Erfindung als „weltverbindend“ hoch. Werner Gropp jedoch kümmerte sich mehr um den Urheberschutz als um den Verkauf nach Übersee: Er habe die Rechte an Herstellverfahren und Rezeptur „an einen sehr großen Wurstfabrikanten in Deutschland verkauft“.

Regional dagegen laufe die Produktion über seinen Kumpel, den Metzgermeister Hinterberger. „Auf Messen wird sie genutzt, zum Beispiel von Firmen, die sich Grün auf den Fahnen geschrieben haben, oder von Faschingsgesellschaften“. Laut Erfinder Gropp schmecke die „nicht viel anders als die normale Weißwurst, ist nur farbiger“.

Mögliche Urheberrechtsverletzungen würden dennoch durch eine Münchner Patentanwaltskanzlei verfolgt: „Drei Verfahren sind schon vor Gericht gelandet“, andere außergerichtlich beigelegt worden, erzählt Gropp. Aber „eigentlich findet man einen Weg, sich zu einigen“, wenn woanders grüne Weißwürste produziert werden sollen. Nur hätten ihn die Fürther nie kontaktiert.

Könnte es also sein, dass die bald Post von seinen Anwälten bekommen? „Darum kümmere ich mich nicht“, lässt Gropp viel Raum für Spekulation. Denn auf Werner Gropp eingetragen ist laut deutschem Patent- und Markenamt lediglich die „Wortbildmarke Matcha Weißwurst mit der Registernummer 302014030278“. Fakt ist dagegen: Auch die Fürther Grünweißwurst wird produziert, doch nur für die Wirtschaft Gelber Löwe.

Ist ihre Grünweißwurst eine Revanche von Franken nach Altbayern? Bekanntlich behaupten die im Süden des Freistaats steif und fest, nördlich der Donau könne niemand gute Weißwürste produzieren. Die drei Fürther Wirtsleute halten sich zu dieser Frage bedeckt. Dabei, liebe Südbayern: Die aktuelle Weißwurstkönigin stammt aus einer Metzgerei in Münchsteinach. Und das liegt ebenfalls in Mittelfranken. Heinz Wraneschitz