Ingolstadt
Je vielfältiger, desto besser

Bietet man Tieren im eigenen Garten eine große Auswahl an Lebensräumen, ist das ein wichtiger Beitrag für die Artenvielfalt

15.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:01 Uhr
Lässt man die Samen des verblühten Sonnenhutes auch noch im Herbst und im Winter stehen, freut sich unter anderem der Stieglitz darüber. −Foto: Meier, Bock,/LBV

Ingolstadt (DK) Der eigene Garten ist für viele eine kleine Oase, ein Ort des Rückzugs, der Ruhe und der Natur. Manche werkeln für ihr Leben gern in den Beeten, jäten, hacken, graben und säen. Andere wiederum genießen den Anblick von bunten Blumen und grünen Wiesen, lauschen dem Gezwitscher der Vögel oder beobachten den Flug der Schmetterlinge.

Doch viele Bürger haben mittlerweile erkannt, dass es gerade um die Artenvielfalt in Deutschland und der ganzen Welt nicht gut bestellt ist. Das liegt zu einem großen Teil an der Intensivlandwirtschaft. Doch auch jeder einzelne Garten lässt sich in ein kleines Biotop verwandeln, das die Heimat vieler verschiedener Arten werden kann: "Vereinfacht gesagt, ist ein naturnaher Garten ein Garten für Faule", sagt die Gartenexpertin und Biologin Christiane Geidel (kleines Bild) und lacht. "Im Grunde hat man nur einmal die Arbeit, dann ist es ein Selbstläufer."

Beim Konzept der naturnahen Gärten geht es darum, den Tieren möglichst viele verschiedene Lebensräume anzubieten: Hecken, Sträucher, Obstbäume, Gewässer, Wiese, Beete, sonnige Plätzchen, schattige Plätzchen oder einen einfachen Totholzhaufen. "Je unterschiedlicher die Lebensräume, desto größer ist die Anzahl an Arten, die auch einen kleinen Garten besiedeln kann." Manche Vögel brüten in Hecken, andere in hohen Bäumen, Insekten und Bienen brauchen pollentragende Blüten, Igel verstecken sich gerne unter einem Haufen Holz, Spatzen mögen es staubig und alle schätzen einen kleinen Teich zum Trinken oder Baden.

"Um vor allem Insekten nicht zu schaden, sollte man bei der Gartenarbeit auf chemischen Dünger und Pestizide verzichten", rät Geidel. "Man muss auch nicht ständig mähen. Am besten so wenig wie möglich, um auch mal Löwenzahn stehen zu lassen." Wird weniger gemäht, entstehen Blühflächen - und die sind gut für Insekten und damit auch für Vögel, die sich von Insekten ernähren. "Wem das zu unordentlich aussieht, der kann damit anfangen, wenigstens ein paar Quadratmeter des Gartens wachsen zu lassen. Da lässt sich dann auch schön beobachten, welche Tiere welchen Teil des Gartens bevorzugen." Naturschützer wie Geidel sind auch keine großen Fans von Mährobotern. "Weil sie vor nichts Halt machen." Bedient der Mensch den Rasenmäher, kann er einen Bogen um Igel, Kröten oder Molche machen.

Ist der naturnahe Garten angelegt, kann man der Natur ihren Lauf lassen. Besonders geeignet sind beerentragende Sträucher, an denen sich Vögel bedienen können oder Haselnusssträuche, in die Vögel gerne ihre Nester bauen. Bei Blumen werden heimische, nicht-gefüllte Sorten empfohlen, damit die Insekten auch den Nektar sammeln können. "Es gibt sehr schöne Wildrosensträucher", erklärt die Expertin. Heimische Wildarten sind in der Regel widerstandsfähiger und angepasster an ihre Umgebung - und brauchen so weniger Pflege. Eine Wasserstelle im Garten sollte so angelegt sein, dass Tiere gut ein- und aussteigen können. "Dafür eignen sich Steine am Uferrand." Goldfische im Teich wiederum seien nicht ideal, denn die fressen gerne die Larven von Amphibien. Und ein Kompost im eigenen Garten ist ein Beispiel für einen gelungenen Kreislauf: Aus ungekochten Küchenabfällen und Schnittgut entsteht Erde, die man weiterverwenden kann. "Ganz grundsätzlich sollte man auch dafür sorgen, dass der eigene Garten nicht wie eine Festung abgeschirmt ist, denn sonst kommen die Tiere nicht rein", sagt Geidel.

Verena Belzer