Ingolstadt
Interesse an der Innenstadt

Werbeverein IN-City registriert seit Jahresbeginn eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Läden

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr
Neuer Mittelpunkt der Ludwigstraße? In den alten City-Arcaden, früher Modehaus Wagner, wird der Textilriese Primark bis spätestens Weihnachten die erste Filiale in Bayern eröffnen. Im Umkreis von 200 Metern sei die Nachfrage für die Ansiedelung neuer Läden besonders groß, berichtet Thomas Deiser vom Innenstadtverein IN-City. −Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Vor etwas über drei Jahren zählte die Ingolstädter Innenstadt noch 90 Leerstände und damit einen alarmierenden Höchststand. Ganz anders ist die Lage Anfang 2017, da sich die Zahl der Leerstände fast halbiert hat und sich der Werbeverein IN-City schon jetzt über viele Anfragen freut.

Der Blick geht aber zunächst in die Moritzstraße, wo Endzeitstimmung angebrochen ist. Plakate kündigen den finalen Akt seit längerer Zeit an. Bei Strauss Innovation gehen die Lichter aus. Einem Geschäft, das Einkäufer ein Stück aus der Ludwig- und Theresienstraße an den von Banken und der Krankenkasse dominierten Rathausplatz gelockt hat. Wegen der (erneuten) Insolvenz des Stammhauses schließt auch die Ingolstädter Filiale für immer. Am Rußigen Freitag ist der letzte Tag, sagen Mitarbeiter. Der hintere Teil des Ladens ist geräumt. Leere Regale und Verkaufskörbe stehen dort nur noch. Der Ausverkauf wird auch den Rest an Ware verschwinden lassen.

Wie es mit dem Ladenlokal weitergeht, dürfte noch offen sein. Geht man nach den Worten von Thomas Deiser (Foto), dem Vorsitzenden des Werbevereins IN-City, dann dürfte ein neuer Nutzer vielleicht nur ein paar Anrufe entfernt sein. "Wir haben schon seit Jahresbeginn viel mehr Anfragen als sonst", freut sich der Innenstadtlobbyist. Sind Januar und Februar sonst mehr als ruhige Tage an der Immobilien- und Händlerfront, so ist aktuell fast sensationell viel los. "Es tut sich richtig was", sagt Deiser und könnte gleich wieder ein wenig traurig wirken: Denn er und der Händlerverein können den Interessenten nicht immer weiterhelfen, obwohl auch für den Flanierer erkennbar doch Läden in der Altstadt frei wären.

Die gewünschten Flächen lägen aber stets zwischen 350 und 800 Quadratmetern, weiß Deiser nur zu gut. Davon gibt es kaum welche in der Fußgängerzone, zumindest keine, die frei sind. "Zum Glück", sagt der IN-City-Chef, "denn dann würde die Fußgängerzone noch ganz anders aussehen." Eine Leerstandsmeile - was sie längst nicht mehr ist.

Von Handel bis Gastronomie interessieren sich Gewerbetreibende quer über alle Branchen für eine Ansiedelung, "auch für den Kauf von Immobilien". In der Gastronomie sei immer eine hohe Nachfrage. "Leider wird in den seltensten Fällen was daraus", so Deiser. Für ein Lokal seien große Umbauten und entsprechend hohe Investitionen nötig. Wie zuletzt das Beispiel der L'Osteria am Viktualienmarkt zeigte, deren Betreiber nach eigenen Angaben rund 5,4 Millionen Euro investierten. Hinter der - wie berichtet - geplanten Brauereigaststätte in der Theresienstraße, die im alten Illinger-Haus eingerichtet wird, steckt der Augustinerbräu aus München selbst.

Dem Vernehmen nach sucht der stark wachsende Burger-Brater "Hans im Glück" seit längerer Zeit eine Fläche in Ingolstadt und war schon mit dem Fellermayer-Haus (Ludwigstraße) in Verbindung gebracht worden. Zuletzt hatten sich die Gerüchte einer Filialöffnung verdichtet. Allein zwölf Läden gibt es in München. Auf DK-Anfrage erklärte das Münchner Franchise-Unternehmen, mit dem der Gründer der Sausalitos-Lokale, Thomas Hirschberger, groß durchstartet, man könne einen Standort in Ingolstadt (noch) "nicht bestätigen". Man sei "allerdings auf Expansionskurs". Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, wann die Kette kommt.

Daran ist IN-City nicht ganz unschuldig. "Wir haben viele Expansionsabteilungen von Firmen angeschrieben", berichtet Deiser. Der Rücklauf sei sehr gut. Mit der Tücke eben, dass viele die erwähnte Quadratmeterzahl wünschten, "die haben wir aber nicht". Zumindest nicht in der 1a- oder 1b-Lage, die fast alle favorisierten. Heißt: vordere Theresien- und vordere Ludwigstraße. Gezielt nachgefragt wird laut Deiser inzwischen aber ein Gebiet, das bisher als großes Sorgenkind der City galt: die östliche Ludwigstraße vor dem Paradeplatz. Das Interesse hängt natürlich mit dem Textilriesen Primark zusammen, der bis Weihnachten in den umgebauten City-Arcaden eröffnen wird. "Im Umfeld von 200 Metern wollen viele sein", berichtet Deiser von Gesprächen.

Ein Indikator dafür, dass die Innenstadt wieder interessant ist, sind auch die laut Deiser steigenden Mieten. Was komisch klingt, hat einen einfachen markwirtschaftlichen Hintergrund. Beim Mietentiefstand "vor eineinhalb, zwei Jahren" (Deiser) hätten sich Gründer oder andere Zögernde zur Investition entschieden. Bei dem anziehenden Markt könnten die Vermieter nun wieder mehr verlangen. Wobei Deiser mit dem Gerücht von "zu gierigen Vermietern" aufräumen will: "Wir haben in der absoluten Mehrzahl vernünftige Hausbesitzer hier." Und in den Hauptlagen könne und dürfe man durchaus 70 oder 80 Euro pro Quadratmeter verlangen. Das sei, so Deiser, in vergleichbaren Städten auch üblich.