Riedenburg
Integration? Ein Kinderspiel!

Zum Familienkreis kommen neuerdings auch Mütter aus der Asylbewerberunterkunft mit ihrem Nachwuchs

01.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:26 Uhr

Kennenlernen beim Spielen: Die kleine Franziska (links) und ihre Zwillingsschwester Anna (hinter der Uhr) verstehen sich schon gut mit dem zweijährigen Abde Al Rahman. Auch seine Mutter Rasha Ibrahim aus Syrien (rechts) fühlt sich beim Familienkreis der Pfarrei St. Johannes wohl, der von Michaela Riemhofer geleitet wird. - Foto: Brenner

Riedenburg (dbr) Abde Al Rahman trägt die braune Handtasche um seinen Hals. Er schwingt sie hin und her, dann gibt der Zweijährige sie an seine Spielkameradin Franziska ab. Die hält sie in der Hand und schiebt gleichzeitig ihre Puppe im Kinderwagen spazieren.

Abde Al Rahman hilft ihr. Seit knapp vier Wochen frühstücken, spielen und singen mehrere Kinder aus der Asylunterkunft mit sechs einheimischen Mädchen und Buben jeden Donnerstag beim Familienkreis der Pfarrei St. Johannes in der Hemauer Straße in Riedenburg.

„Die Frauen haben uns eines Tages gefragt, ob sie mit ihren Kindern teilnehmen dürfen“, berichtet die Leiterin Michaela Riemhofer. „Das ist für uns kein Problem.“ Im Gegenteil, es sei eine kulturelle Bereicherung, vom ersten Tag an. „Schon beim ersten Zusammentreffen haben die Kinder gleich alle miteinander gekocht“, sagt Riemhofer. „Die Mamas und Papas unterhalten sich mit Händen und Füßen miteinander.“ Dabei ging es auch oft um das, was die Flüchtlinge zum Beispiel bei den Auseinandersetzungen in Syrien erlebt haben. So berichteten die syrischen Eltern, wie ihre Kinder oft mit ihnen vor Bombeneinschlägen auf der Straße davonrennen mussten. Auch in Deutschland bleibt die Angst der Kinder. „Ich habe gesehen, wie ein kleines Kind aus der Unterkunft furchtbar zusammenzuckte, als es einen Pressluftbohrer hörte“, sagt Riemhofer.

Die Riedenburger Mutter Alexandra Hengl ist beeindruckt von den Schilderungen. „Es ist sehr interessant, aus erster Hand zu erfahren, was wirklich in Syrien los ist. Da sieht man, wie gut es uns hier geht.“

Rasha Ibrahim, die Mutter des kleinen Abde Al Rahman, hat selbst vor einigen Wochen angefragt, ob sie und andere Eltern aus der Asyl-Unterkunft mit ihren Kindern an den Treffen des Familienkreises teilnehmen dürfen. „So kann ich ein wenig die Routine in der Unterkunft durchbrechen“, sagt sie. „Der Junge schreit oft in unseren kleinen Räumen.“ Die Familie besitze nur sehr wenig Spielzeug, da sie auf der Flucht fast alle Gegenstände zurückgelassen habe. Für sie selbst sind die Treffen eine weitere Gelegenheit, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. „In der Unterkunft ist man doch viel alleine, es gibt niemanden, mit dem man Deutsch lernen könnte.“

Der kleine Abde Al Rahman wandert mit großen Augen durch den Raum mit dem Spielzeug. Immer wieder blickt er auffordernd zu seiner Mutter, die sich mit den deutschen Müttern unterhält. Er kann sich nicht entscheiden, ob er auf dem Plastikschaukelpferd sitzen, mit den Bällen spielen oder lieber weiter den Puppenwagen schieben soll. Schließlich steht Ibrahim auf, nimmt ihren Sohn an der Hand und geht mit ihm zum Kochstand. Sofort nimmt der Junge eine rosa Tasse in die Hand und reicht sie seiner Mutter. Er sieht zufrieden aus.